Der Ausschnitt aus dem Konzert der US Air Forces in Europe Band ist ein typisches Beispiel für ihre Programmauswahl: Das Orchester geht keine ausgetretenen Pfade, spielt die Stücke nicht nach überlieferter Tradition. Es arrangiert altbekannte Weihnachtslieder um, stellt sie wie im „Ave Maria“ in neuen Zusammenhang, es lässt sich neue Präsentationsformen einfallen wie in „Little Drummer Boy“ (drei Musiker schlagen zur Begleitung von Solistin Casul auf Pauken), baut auch Stücke ein, die wenig bekannt sind – diesmal ein altes Lied aus der Provence und ein Weihnachtsstück, das auf ein walisisches Werk aus dem 17. Jahrhundert zurückgeht.
Der Auftritt der US-Band aus Ramstein ist jedes Jahr ein Höhepunkt im Terminkalender in Baumholder, manche werden auch sagen: Es ist „der“ Höhepunkt. Die Brühlhalle ist jedes mal voll besetzt, wenn die Band zum Weihnachtskonzert kommt. Wegen der großen Nachfrage werden neuerdings Eintrittskarten verkauft, der Erlös wird für deutsch-amerikanische Projekte verwendet. Früher waren die Konzerte kostenlos, die Militärband spielt nicht für Geld, sondern für die Völkerverständigung und natürlich auch, um Werbung für die Vereinigten Staaten zu machen. 400 Konzerte habe man 2017 gegeben, erzählte Commander und Dirigent Don Schofield, gespielt habe man in 104 Staaten in Europa und Afrika.
Diesmal war Weihnachten das Thema. Und wieder stand Linda Casul auf der Bühne. Die zierliche Frau mit der kraftvollen Stimme singt „O Holy Night“ (nicht zu verwechseln mit „Stille Nacht, heilige Nacht“) in einer Bluesversion, sie interpretiert Klassiker wie „White Christmas“ wesentlich lebhafter, als man es von Bing Crosby kennt, und macht aus „Auld Lang Syne“, dem Song, der auf keiner besseren Veranstaltung mit Amerikanern fehlen darf, ein jazziges Abschlusslied, mit dem sie und die Musiker von der Bühne herunter zum Publikum kommen. Ihre Leistung gefiel Stadtbürgermeister Günther Jung so gut, dass er auf der Bühne die Arme ausbreitete und nur ein Wort sagte: „Super.“ Jung verabschiedete die Band, VG-Bürgermeister Bernd Alsfasser kam zur Begrüßung ans Mikrofon.
Zum Dauerthema an diesem Abend wurde „Jingle Bells“: Ganze dreimal wurde es gespielt, einmal als Endlos-Stück in mehreren Jazzvariationen mit John Dawson als Klarinettist, ein anderes Mal als verspielte Fassung. Dass „Jingle Bells“ ein drittes Mal aufgeführt wurde, war Zufall: Zwei Kinder, Julian und Alexandra, durften ein Glücksrad drehen, auf dem eine Reihe von Weihnachtsliedern standen.
Die Sicherheitsvorkehrungen bei Veranstaltungen mit Amerikanern sind seit diesem Jahr deutlich verschärft. Wie schon beim deutsch-amerikanischen Freundschaftsfest im Juli sperrten auch diesmal Feuerwehrfahrzeuge die Einfahrt ab, im Saal saßen deutsche und amerikanische Polizisten in Uniform.