Werden Patienten in Idar-Oberstein abgewiesen? Unsere Zeitung hat bei Hendrik Weinz, Verwaltungsdirektor am Krankenhaus der Schmuckstadt, nachgehört. Er bestätigt, dass in Ausnahmefällen Patienten nicht aufgenommen werden können. Das sei aber kein spezifisches Idar-Obersteiner Problem: „Das betrifft nicht nur uns, sondern alle Krankenhäuser.“ Grundsätzlich gelte, dass man immer nur so viele Betten belegen könne und dürfe, wie man dafür das entsprechende Pflegepersonal habe.
Ja, es kann passieren, dass wir wegen Personalmangel keine Patienten mehr aufnehmen können.
Verwaltungsdirektor Hendrik Weinz
Insbesondere in den Sommerferien habe sich die Situation zugespitzt. Wozu auch beiträgt, dass in Idar-Oberstein durch die laufenden Umbaumaßnahmen von den vorhandenen 527 Planbetten zurzeit nur 320 zur Verfügung stehen. Corona wirke sich in mehrfacher Hinsicht aus: Zum einen werden Betten durch Covid-19-Patienten belegt – Ende Juli beispielsweise 64 gegenüber 10 ein Jahr davor –, zum anderen fallen auch immer wieder Ärzte und Pflegekräfte, die sich infiziert haben, aus.
Auch andere Häuser betroffen
Vor allem in der Urlaubszeit, wenn dann auch noch mehr Beschäftigte als sonst in den Ferien sind, kann das laut Hendrik Weinz dazu führen, „dass wir nicht genug Pflegepersonal haben“. Die Konsequenz: Man teile der für die Disposition zuständigen Leitstelle mit, „dass wir voll belegt sind“, erläutert der Verwaltungsdirektor. Das sei auch in anderen Krankenhäusern gängige Praxis. Die Leitstelle dirigiere dann Krankentransporte in andere Kliniken um.
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Hendrik Weinz weiß, dass das vor allem für ältere Menschen, die dann beispielsweise nach Bad Kreuznach, Kaiserslautern oder Koblenz gebracht werden, alles andere als angenehm ist. Wobei Notfälle grundsätzlich aufgenommen werden müssen. Aber auch diese Patienten müssten im Extremfall damit rechnen, nach der Erstversorgung verlegt zu werden. Weinz geht nicht davon aus, dass sich die Situation kurzfristig entspannt. Denn der bereits deutlich spürbare Mangel an Pflegekräften spitze sich immer weiter zu. Das werde noch durch ein anderes Problem verstärkt: Es gebe derzeit keine Klinik, „die auskömmlich finanziert ist“.
Haus- und Fachärzte fehlen
Aber nicht nur bei den Krankenhäusern gibt es Engpässe. Im Kreis Birkenfeld könnten in absehbarer Zeit auch zunehmend Haus- und Fachärzte fehlen. Der Landkreis will darauf mit einem Förderprogramm reagieren, für das im Haushalt 2023 die stolze Summe von 750.000 Euro eingeplant werden soll. Vorgesehen ist, jedem Arzt, der sich neu an der oberen Nahe ansiedelt, zehn Jahre lang jeweils 5000 Euro zukommen zu lassen. Dabei geht es um insgesamt 15 neue Ärzte in den verschiedenen Teilregionen des Landkreises.
Nach Meinung von Matthias Keidel (FDP) wäre es sinnvoller und für potenzielle Kandidaten attraktiver, die unter dem Strich vorgesehene Fördersumme von 50.000 Euro pro Arzt gleich zu Beginn auf einen Schlag auszuzahlen. „Ein Einmalbetrag wäre besser“, befand auch Bernhard Alscher. Zumal andere Kommunen nach seinen Angaben sogar bereit seien, „Ärzten ganze Gebäude zur Verfügung zu stellen“. Tanja Krauth blies in dasselbe Horn. Bei der Einrichtung einer Praxis sind ihrer Einschätzung nach 5000 Euro „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“.
Der Erste Kreisbeigeordnete, Bruno Zimmer, zeigte sich offen für den Vorschlag des Vorsitzenden der FDP-Fraktion. Er verwies darauf, dass es sich um ein gemeinsames Projekt von Kreis, Stadt Idar-Oberstein und der Verbandsgemeinden handelt, die ihrerseits die Summe noch aufstocken sollen. Im Gegenzug sollen sich die betreffenden Ärzte vertraglich verpflichten, ihre Praxis mindestens zehn Jahre zu betreiben.