Doch diese Pläne sind nun Makulatur, der Neubau der Brücke wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, sagt Brombacher. Der Grund: Nach der Ausschreibung der Arbeiten gab es bei der sogenannten Submission, also der Öffnung der zuvor von Firmen eingegangenen Angebote, eine böse Überraschung. „Bei der Planung hatte die Kostenschätzung bei etwa 280.000 Euro gelegen. Aber die Preise, die uns nun genannt wurden, waren exorbitant höher“, berichtet Brombacher.
Niedrigstes Angebot: 450.000 Euro
Fünf Firmen aus der Branche hatten nach Auskunft des Ortschefs eine Offerte eingereicht. Beim günstigsten dieser Kostenvoranschläge wäre aber immer noch ein Betrag von 450.000 Euro – und somit 70 Prozent mehr als bei der ursprünglichen Planung – fällig gewesen. Das teuerste Angebot lag sogar bei knapp 600.000 Euro. Brombacher führt diese Preisexplosion in erster Linie auf eine vom Grundsatz her nicht unerfreuliche Tatsache zurück. Gerade im Bausektor brummt zurzeit die Konjunktur. Die Firmen haben volle Auftragsbücher und verlangen daher derzeit auch bei öffentlich ausgeschriebenen Projekten besonders hohe Preise , so die Erklärung des Ortschefs. Die Gemeinde hatte den Neubau der Brücke nicht zuletzt deshalb geplant, weil ihr schon seit einigen Jahren eine laut Brombacher zeitlich nicht befristete Zusage des Landesbetriebs Mobilität vorliegt (LBM). Sie besagt, dass die Kommune bei einem solchen Vorhaben einen Zuschuss von 65 Prozent erhalten würde. Dass die Niederbrombacher die Aussicht auf eine so hohe Förderung haben, klingt zunächst ungewöhnlich, weil es sich bei der Lindenstraße um keine klassifizierte Straße (also Bundes-, Landes- oder Kreisstraße), sondern um eine rein innerörtliche Gemeindestraße handelt. „Der LBM hat in unserem Fall aber anerkannt, dass die Lindenstraße eine wichtige Funktion hat, um die Kreuzung am Kaufhaus Pees zu entlasten“, sagt Brombacher. An dieser Stelle trifft die aus Richtung Wilzenberg-Hußweiler kommende L 173 auf die stark befahrene B 41. Wenn in diesem Bereich die Ortsdurchfahrt Niederbrombach etwa wegen eines Unfalls blockiert wäre, könnte der Verkehr über die Lindenstraße umgeleitet werden.
Doch Zuschuss hin, Zuschuss her, und selbst wenn der LBM auch bei der nun deutlich höheren Kostenschätzung die Quote von 65 Prozent beibehalten würde: „Wenn wir trotzdem beschlossen hätten, die Brücke neu zu bauen, wäre ja auch unser Eigenanteil stark geklettert“, betont der Ortschef. Genau das wollte der Rat aber nicht. „Dann hätten wir uns nämlich unserer finanziellen Handlungsfähigkeit beraubt und müssten alle anderen Vorhaben im Ort, die wir uns in den nächsten Jahren vorgenommen haben, streichen, weil uns dafür das Geld fehlen würde“, betont Brombacher.
Neuer Dorfpark hat Priorität
Diese Aussage ist insbesondere auf den Dorfpark gemünzt, der hinter Feuerwehrgerätehaus und Spielplatz auf einer Grünfläche entstehen und sich zum Treffpunkt für alle Altersklassen im Ort entwickeln soll. Planerisch wollen die Niederbrombacher dieses Projekt 2018 vorantreiben, um dann 2019 in die Umsetzung zu gehen. Eine Kostenschätzung hierfür gebe es zwar noch nicht, sagt der Ortschef, aber als vom Land anerkannte Schwerpunktgemeinde für Dorfentwicklung kann sie bei diesem Vorhaben ebenfalls mit einem hohen Zuschuss rechnen.
Vor dem Hintergrund dieser Konstellation sei man im Rat deshalb übereingekommen, dass die Gemeinde lieber auf den Neubau der Brücke in der Lindenstraße verzichtet. Größere Sicherheitsbedenken hält der Bürgermeister nach der nun vom Niederbrombacher Rat gefällten Entscheidung für unbegründet. Das bestehende Brückenbauwerk sei zwar alt und seine Generalsanierung wenig sinnvoll, aber zum einen wird es weiterhin für schwere Fahrzeuge gesperrt sein, und „zum anderen kann man schon davon ausgehen, dass die Brücke zumindest noch einige Jahre in verkehrssicherem Zustand bleibt“, stellt Bernd Brombacher klar.