Aktionstag in Idar-Oberstein
Zeichen für Selbstbestimmung und Barrierefreiheit
Es geht nicht nur um Barrierefreiheit für Rolli-Fahrer. In vielen Lebensbereichen bestehen Hürden, für die die Lebenshilfe und der Behindertenbeirat sensibilisieren möchten.
Uwe Anspach. picture alliance/dpa/Uwe Anspach

Informieren, mitdiskutieren und mitgestalten – für eine Gesellschaft, in der jeder Mensch, unabhängig von Einschränkungen oder Behinderungen, gleichberechtigt teilhaben kann. Das ist das Ziel einer Aktion in Idar-Oberstein.

Anlässlich des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am Montag, 5. Mai, rufen die Lebenshilfe Obere Nahe sowie Mitglieder des städtischen Behindertenbeirats die Bürger in Idar-Oberstein dazu auf, ein deutliches Zeichen für Selbstbestimmung, Barrierefreiheit und eine inklusive Gesellschaft zu setzen.

Seit mehr als 30 Jahren machen bundesweit Aktionen rund um diesen Tag auf die Rechte von Menschen mit Behinderung aufmerksam. In diesem Jahr steht der Protesttag unter dem Motto: „Wir sind 10 Millionen – Menschenrechte sind nicht verhandelbar!“ „Inklusion, Barrierefreiheit und echte Gleichberechtigung geraten angesichts aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen leider zunehmend aus dem Blickfeld politischer Entscheidungsträger“, heißt es vonseiten der Lebenshilfe Obere Nahe. „Dabei bilden genau diese Aspekte die Grundlage für eine vielfältige und zukunftsfähige Gesellschaft.“

Trotz internationaler Übereinkommen und gesetzlicher Vorgaben seien zentrale behindertenpolitische Reformen – etwa des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes oder des Behindertengleichstellungsgesetzes – bis heute nicht umgesetzt worden. Mit der aktuellen Regierungsbildung eröffneten sich jedoch neue Perspektiven. Ziel müsse es sein, eine barrierefreie Umwelt zu gestalten, in der alle Menschen gleichberechtigt und selbstbestimmt leben können.

Dialog mit Öffentlichkeit

Um die Themen Inklusion und Teilhabe auch auf lokaler Ebene sichtbar zu machen, lädt die Lebenshilfe Obere Nahe für Mittwoch, 7. Mai, von 10 bis 14 Uhr zu einer Mitmach-Aktion am Rewe-Markt in der Vollmersbachstraße 63 in Idar-Oberstein ein.

Die Besucher erwartet ein Informationsstand mit anschaulichem Material, ein Quiz rund um Barrieren im Alltag sowie ein Barriere-Check für die Region. Ziel ist es, gemeinsam aufzuzeigen, wie Barrieren im öffentlichen Leben erkannt, hinterfragt und schrittweise abgebaut werden können – für mehr Teilhabe und echte Inklusion.

Besonders erfreulich ist das Mitwirken von drei engagierten Mitgliedsfrauen des Behindertenbeirats, die die Aktion vor Ort fachlich und persönlich mitgestalten. Ihre Perspektiven und Erfahrungen tragen maßgeblich dazu bei, konkrete Herausforderungen sichtbar zu machen und den Dialog mit der Öffentlichkeit zu stärken, sind die Initiatoren überzeugt.

Die Aktion in Idar-Oberstein ist Teil von rund 600 Veranstaltungen, die bundesweit im Zeitraum vom 26. April bis zum 11. Mai im Rahmen des Europäischen Protesttags stattfinden – gefördert und unterstützt von der Aktion Mensch. Die Sozialorganisation stellt Fördermittel sowie kostenfreie Materialien zur Verfügung und ruft unter dem Hashtag #WirSind10Millionen zu öffentlichem Engagement für eine inklusive Gesellschaft auf. „Mit unserer Aktion wollen wir die breite Öffentlichkeit für diese wichtigen Themen sensibilisieren und uns aktiv für eine barrierefreie Zukunft in Idar-Oberstein einsetzen“, so das Team der Lebenshilfe Obere Nahe.

Weitreichende Auswirkungen

Da sich der Behindertenbeirat aktuell ebenfalls mit dem Thema im Rahmen seiner Arbeit auseinandersetzt und entsprechende Maßnahmen auf regionaler Ebene verfolgt, entstand die Idee, gemeinsam eine Aktion zum Protesttag zu veranstalten. Besonders wichtig sei es, den Begriff „Barrierefreiheit“ nicht ausschließlich auf bauliche Aspekte – wie etwa den Zugang für Rollstuhlnutzer – zu beschränken. „Vielmehr möchten wir auf die vielfältigen Barrieren im Alltag aufmerksam machen, mit denen Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen konfrontiert sind. Dazu zählen beispielsweise Einschränkungen des Seh- oder Hörvermögens, aber auch digitale Barrieren, die oftmals weniger sichtbar, jedoch nicht weniger einschneidend seien. Beispiele hierfür: unzureichend barrierefreie Webseiten oder Online-Plattformen, fehlende Angebote in Leichter Sprache oder mit Vorlesefunktion sowie der Rückgang persönlicher Dienstleistungen (unter anderem durch den Ersatz von Bankberatungen vor Ort durch reines Online-Banking).

„Diese Herausforderungen betreffen viele Menschen und haben weitreichende Auswirkungen auf deren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Gerade deshalb ist es unser Anliegen, auf diese oft übersehenen Barrieren aufmerksam zu machen und gemeinsam Lösungen zu fördern“, erklärt die Lebenshilfe.

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