Aktion in Idar-Oberstein
Zeichen für inklusives Zusammenleben gesetzt
Eine gemeinsame Aktion der Lebenshilfe Obere Nahe und des städtischen Behindertenbeirats im Rewe-Center in Idar-Oberstein sensibilisierte für wichtige Themen, die Barrierefreiheit und Inklusion betreffen.
Vera Müller

Oft verhindern Barrieren im Alltag Inklusion und Teilhabe. Das führt dazu, dass aus Beeinträchtigungen erst Behinderungen werden. Und das gilt auch für die Stadt Idar-Oberstein.

Leicht verspätet, was aber nicht die wichtige Zielsetzung schmälert: Jährlich am 5. Mai findet der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung statt. Seit Jahrzehnten unterstützt die Aktion Mensch Aktivisten finanziell und logistisch dabei, rund um diesen Tag ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. So auch am Mittwoch im Rewe-Center Idar-Oberstein.

Das diesjährige Motto lautet #WirSind10Millionen. Er soll verdeut­lichen, dass Diskriminierungs­erfahrungen und Behinderung durch mangelnde Barrierefreiheit keine Einzelfälle sind. Laut Mikrozensus 2021 leben in Deutschland allein in Privathaushalten 10,3 Millionen Menschen mit einer amtlich anerkannten Behinderung. Die allermeisten von ihnen haben bereits Ausgrenzung erlebt, weil Deutschland zu wenig inklusiv ist.

Gelungene Kooperation

Informieren, mitdiskutieren und mitgestalten – für eine Gesellschaft, in der jeder Mensch, unabhängig von Einschränkungen oder Behinderungen, gleichberechtigt teilhaben kann. Das war das Ziel der Aktion in Idar-Oberstein, die die Lebenshilfe Obere Nahe (Offene Hilfen) gemeinsam mit Akteuren des noch recht jungen Behindertenbeirats der Stadt organisiert hatte. Als ambulanter Dienst bieten die Offenen Hilfen ein umfassendes Betreuungs- und Beratungsangebot für Menschen mit Behinderung an. Sie beraten, unterstützen und begleiten Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen und deren Angehörige. Dabei orientieren sich die Mitarbeiter stets am Alltag und der Lebenswelt der beteiligten Person. Auch hier ist das Ziel, ein höheres Maß an Selbstbestimmung, Teilhabe und Lebensqualität zu ermöglichen.

Die Besucher konnten sich im Rewe-Center an einem Infostand mit anschaulichem Material, einem Quiz rund um Barrieren im Alltag sowie einem Barriere-Check für die Region dem Thema nähern und in Kontakt treten.

Barrierefreiheit für alle

Der Begriff „Barrierefreiheit“ spielt bei der Problematik eine große Rolle. Es geht dabei nicht nur um bauliche Aspekte – wie etwa den Zugang für Rollstuhlnutzer. Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen habe unterschiedliche Hindernisse. Auch digitale Barrieren auf Webseiten oder Online-Plattformen gehören dazu, ebenso fehlende Angebote in Leichter Sprache oder mit Vorlesefunktion sowie der Rückgang persönlicher Dienstleistungen (unter anderem durch den Ersatz von Bankberatungen vor Ort durch reines Online-Banking): ein Thema, das auch in unserer Region eine immer größere Rolle spiele, wie Ronja Lauer, koordinierende Fachkraft Offene Hilfen, erklärt.

Vonseiten des Behindertenbeirats erläuterte Stefanie Jung Ansätze und Arbeitsschwerpunkte: Sie – um nur ein Beispiel zu nennen – befasst sich gemeinsam mit anderen in einer AG mit den Themen Behindertensport (hier soll ein Runder Tisch zur Vernetzung mit Vereinen et cetera entstehen) und Kultur. Auch städtebauliche „Schwachstellen“ würden gezielt unter die Lupe genommen. Ein wichtiger Aspekt bei allen Projekten: Barrierefreiheit macht das Leben aller Menschen, darunter natürlich auch das von Senioren, leichter.

Einig sind sich alle darüber, dass Inklusion auch auf politischer Ebene kein Luxus- oder Nischenthema werden dürfe. Auch eine Zunahme von Behindertenfeindlichkeit sei in keiner Weise tolerierbar.

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