Eine Erfolgsgeschichte erhält in einem Edel-Schmöker eine besondere Wertschätzung. Winnetou und seine Freunde im Hunsrück dürften sich geehrt fühlen. Nicolas Finke und Reinhard Marheinecke haben ein Buch veröffentlicht: „Karl May auf der Bühne IV“. Es befasst sich mit Karl-May-Festspielen von Mörschied über Pluwig bis Pullman City, Winnetou auf internationalen Bühnen (von den Niederlanden bis Tschechien) sowie Theaterstücken zum Phänomen Karl May. Ein Teil der 400 Seiten im Format A4, Hardcover (laminierter Pappband mit Gold-Veredelung), erschienen im Karl-May-Verlag, befasst sich intensiv und liebevoll mit den Mörschieder Karl-May-Festspielen. Unter dem Kapitel „Im Wilden Südwesten – Karl May Open-Air in Katzweiler, Mörschied, Hockweiler, Pluwig und Monzingen“ erfährt man viel Bekanntes, aber auch Neues, was Winnetou und seine Blutsbrüder im Kreis Birkenfeld ausmacht.
„Am Anfang suchte ich nach einer Möglichkeit, wie ich den Mörschiedern zeigen konnte, dass Reiter auch noch etwas anderes können außer Spaziergänger im Wald zu erschrecken. Und dann reifte die Idee, ein Theaterstück mit Pferden zu inszenieren.“ So wird Arnd Limpinsel, ehemaliger Winnetou-Darsteller, Gründer und langjähriger Macher der Karl-May-Festspiele Mörschied, zitiert.

Nah am Original
„Nachdem wir uns bereits Ende der 1990er-Jahre für ein Buch mit der Geschichte der Karl-May-Spiele Bad Segeberg befasst haben, hatten wir die Idee zu einem Buch, das den Bogen weiter spannt und neben Bad Segeberg auch alle anderen Bühnen, die es im deutschsprachigen Raum oder sogar im Ausland gab und gibt, behandelt. Die Umsetzung von Karl Mays Werken auf verschiedenen Bühnen, ob Freilichtbühnen oder an Theaterhäusern, hatte uns schon immer interessiert. So fingen wir an zu recherchieren, Kontakte zu Mitwirkenden wie Schauspielern, Bühnenautoren oder Veranstaltern zu knüpfen, Archive zu durchforsten, alte Zeitungen zu wälzen“, berichtet Finke. Ende der 2010er-Jahre konkretisierte sich die Idee, und der Karl-May-Verlag gab sein Okay, eine Buchreihe zum Thema „Karl May auf der Bühne“ herauszubringen: „Die Geschichte der Freilichtbühne Mörschied und ihrer Karl-May-Festspiele haben wir seit den 1990er-Jahren beobachtet. Als eine der seit Jahrzehnten und bis heute sehr aktiven Bühnen, die sich der Abenteuerwelten Karl Mays angenommen haben, war klar, dass wir in einem der vier Bände unserer Buchreihe auch schwerpunktartig die Mörschieder Festspielgeschichte Revue passieren lassen wollten.“
Das Projekt, wie es entstanden ist und wie es sich im Laufe der Jahre entwickelt hat, fanden die Autoren sehr beeindruckend, zumal Karl May dort nicht nur Titelgeber ist, sondern die Stücke sich meist sehr nah an Karl Mays Werken orientieren, ohne angestaubt zu wirken, betont Finke.
Der kleine Arnd war begeistert
Über viele Jahre war der Südwesten Deutschlands Karl-May-Festspiel-freie Zone. Für ein Freilichtbühnenerlebnis mit Winnetou & Co. musste man ins weit entfernte Bad Segeberg oder Elspe reisen. „Ab Ende der 1980er-Jahre gab es dann auch vor Ort die Möglichkeit, Karl Mays Traumwelten open-air zu erleben, als zunächst in Katzweiler (bei Kaiserslautern) und kurz darauf im knapp 60 Kilometer entfernten Mörschied (bei Idar-Oberstein im Hunsrück) zwei Bühnen entstanden, die sich Karl May verschrieben. Die Projekte hatten nicht nur die räumliche wie zeitliche Nähe gemein, sondern auch die Rahmenbedingungen: Beide fanden im Umfeld eines Reiterhofs statt“, heißt es in dem Kapitel.
Wolle man die Mörschied-Story erzählen, müsse man bei den Bad Segeberger Karl-May-Spielen beginnen und einige Jahrzehnte zurückblicken. 1973 besuchte der neunjährige Karl-May-Fan Arnd Limpinsel erstmals eine Vorstellung der norddeutschen Freilichtspiele. Von Kindesbeinen an habe er Karl May zunächst über die Hörspiele mit Spannung verfolgt, später dann auch begeistert gelesen, so Limpinsel im Gespräch für das Buch.
Der kleine Arnd sah 1973 am Kalkberg in Bad Segeberg ein Karl-May-Stück, später war er sogar Statist bei den Festspielen. Der Beginn einer großen Leidenschaft: Der Rest ist weitgehend bekannt und wird im Buch ausführlich erzählt. Seit 1990 gibt es die Festspiele, „Der Schatz im Silbersee“ sahen 2024 insgesamt 12.334 Zuschauer. Limpinsel ist die zentrale Figur in einem starken, engagierten Team. Langjähriger Regisseur, Textbuchautor und Darsteller. Für 2025 hat er erneut die Regie und Textbucharbeit für „Unter Geiern – Der Geist des Llano Estacado“ übernommen. Die Karl-May-Festspiele in Mörschied finden 2025 vom 21. Juni bis zum 27. Juli statt.
Was hinter den Kulissen passiert, wie Limpinsel die Stücke erarbeitet, wie sich die Bühne entwickelt hat und warum Indianer manchmal Dialekt sprechen – all das wird akribisch und chronologisch erzählt. Auch Auszüge aus Berichten unserer Zeitung zu den einzelnen Aufführungen findet man.
Nicolas Finke und Reinhard Marheinecke: „Karl May auf der Bühne IV“ (Preis 59 Euro), ISBN 978-3-7802-0148-5, Infos zu den Festspielen: www.karl-may-moerschied.de