Rechts und links der Landesstraße 160 in Richtung Sensweiler beginnt die in Wiesbaden ansässige Ado Energy in Kürze mit dem Bau einer großen Freiflächenanlage, die im Mai 2025 ans Netz gehen soll. Dort werden in den nächsten Wochen und Monaten auf 15,3 Hektar 28.896 Module montiert, die pro Jahr 19,4 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen sollen.
Mehr als die Hälfte des zweigeteilten Areals gehört der Ortsgemeinde, während sich der Rest auf zwölf private Eigentümer verteilt. Die Gemeinde habe von Anfang an offen kommuniziert und die Pläne in einer Versammlung präsentiert, zu der alle Landwirte und Bürger eingeladen waren. Dabei habe es – anders als bei der Windenergie – keine größeren Widerstände gegeben, berichtet Stefan Molz, der sein Haus mit einer Wärmepumpe heizt und ein E-Auto fährt.
Für die Gemeinde lohnt sich das Projekt finanziell doppelt: Während die Privatbesitzer pro Hektar und Jahr eine Pacht im niedrigen vierstelligen Bereich erhalten, bekommt sie zusätzlich noch eine Kommunalabgabe in Höhe von 0,2 Cent pro Kilowattstunde. Das allein ergibt – abhängig vom Wetter – jährlich eine Summe von rund 38.000 Euro. Das Geld soll laut Bürgermeister dafür eingesetzt werden, die eigenen Gebäude energetisch zu verbessern: „Wir wollen auf längere Sicht weg vom Öl.“
Schon 2014 trug sich die Ortsgemeinde Bruchweiler mit dem Gedanken, ein eigenes Strom- und Wärmenetz mit Fotovoltaik- und Holzhackschnitzelanlage aufzubauen. Dieses Vorhaben scheiterte nach Aussage von Bürgermeister Stefan Molz letztlich daran, dass der Energiepreis damals niedriger als die errechneten Energiekosten für ein solches Projekt war. Ein Vorreiter wurde Bruchweiler dennoch. Als erste Gemeinde in der damaligen Verbandsgemeinde Herrstein stellte sie erst die Straßenbeleuchtung, dann das Gemeindehaus, den Bauhof und das Feuerwehrdomizil auf LED-Technik um und sparte dadurch erhebliche Mengen an Energie.
Genehmigung liegt vor
2021 beschloss der Ortsgemeinderat einstimmig, mit dem Projektentwickler Ado Energy aus Wiesbaden den Ausbau erneuerbarer Energien in Form einer Photovoltaik-Freiflächenanlage zu planen und umzusetzen. Die Gespräche seien sehr angenehm gewesen, betont Stefan Molz. Ein solches Vorhaben funktioniert aus seiner Sicht ohnehin nur, wenn man sich gegenseitig vertraue.
Schiefgehen kann eigentlich nichts mehr. Das Genehmigungsverfahren für das von Peter Laufer geleitete Projekt ist abgeschlossen. Der Mathematiker arbeitet für das familiengeführte Unternehmen Ado Energy, das mit seinen rund 1400 Mitarbeitern Windenergie- und Solarprojekte in etlichen Ländern umsetzt. Zuerst habe man die Großanlage auf einer größeren Fläche rechts der L 160 verwirklichen wollen, erzählt er.
„Doch ein Teil davon war naturschutzfachlich geschützt, sodass wir stattdessen in Abstimmung mit der Ortsgemeinde Grundstücke auf der anderen Seite der Landesstraße dazunehmen mussten, damit es sich rechnet“, berichtet Peter Laufer, der als Projektleiter Solar für seinen Arbeitgeber die Landkreise Birkenfeld, Rhein-Hunsrück und Mainz-Bingen betreut. Bei den jetzt ausgewählten Grundstücken in Bruchweiler handele es sich durchweg um Wiesen- und Ackerflächen mit niedrigem Ertrag.
Er ist voll und ganz überzeugt von dem, was er macht. „Das ist ein tolles Projekt“, schwärmt der 35-Jährige von der Großanlage, die die Leistung von circa 1700 Fotovoltaikanlagen auf den Dächern von Wohnhäusern erbringe und damit so viel Strom erzeuge, wie rund 12.000 Personen im Jahr verbrauchen. Dieser wird über das Umspannwerk in Morbach ins Netz eingespeist. Dafür muss ein Kabel von Bruchweiler dorthin gelegt werden. Und wie ist es mit der Speicherung? Aldo Energy investiert nach Aussage des Projektleiters zurzeit in großem Stil in Kurzzeitspeicher, in einem zweiten Schritt dann in saisonale Speicher.
Schafe übernehmen Grünpflege
Die PV-Module, die wie inzwischen fast alle aus Fernost kommen, werden laut Laufer auf einer Leichtmetallkonstruktion verschraubt, die lediglich in den Boden gerammt wird, weshalb weniger als ein Prozent der Fläche versiegelt werde. Hierdurch und durch die extensive Grünlandnutzung und der Abtropfkanten zwischen den Modulen könne das Wasser wie gewohnt auf der Fläche versickern. Die Grünpflege innerhalb der Anlage sollen Schafe übernehmen.
Der Pachtvertrag läuft 30 Jahre. Peter Laufer ist überzeugt, dass die Module auch noch länger halten: „Das schaffen die locker.“ Nach Ablauf des Vertrags werde die Anlage entweder zurückgebaut oder die Gemeinde könne sie übernehmen. Dem Projekt widmet Ado Energy eine eigene Internetseite: www.solarpark-bruchweiler.de
Dort soll in Kürze auch darüber informiert werden, dass die Menschen im Postleitzahlenbereich von Bruchweiler bei dem Unternehmen in Kürze in erneuerbare Energien investieren können, kündigt Laufer an. Dafür gebe es 6,1 Prozent Zinsen. Für die Firma sei das eigentlich ein Zuschussgeschäft. „Das machen wir vor allem, um den Menschen was Gutes zu tun.“