Wildtierkamera zeigt hundeähnliches Tier in der Nacht - Wahrscheinlichkeit ist aber eher gering, sagt Amtsleiter Egidi
Wildkamera löste aus: War das der erste Wolf im Nationalpark?
So eindeutig wie dieses Foto von einem männlichen Wolf im nordhessischen Reinhardswald ist die nächtliche Aufnahme einer Wildkamera im Nationalpark Hunsrück-Hochwald längst nicht. Auch steht nicht fest, ob es sich tatsächlich um einen Wolf handelt. Foto: Jochen Dörbecker/dpa-Bildfunk
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Kreis Birkenfeld. Möglicherweise gibt es eine Wolfssichtung im Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Ende April hat eine der rund 60 Wildkameras, die zum Zwecke des Wildtier-Monitorings im ganzen Schutzgebiet verteilt sind, ein Tier aufgenommen, das definitiv nicht ins übliche Raster passt: „Normalerweise lächeln bei uns nur Rehe oder Füchse in die Kamera“, sagt NLP-Amtsleiter Harald Egidi. Doch das Tier auf dem Foto ist hundeartig, mit langen Beinen und einem buschigen Schwanz. Leider ist der Kopf nicht deutlich zu erkennen – und ob das Tier vielleicht ein Halsband trägt. „Es kann also auch ein Hund sein“, sagt Egidi.

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Pfotenabdrücke oder gar Fellreste zur DNA-Testung seien vor Ort nicht gefunden worden, die Aufnahme wurde auch erst vergangene Woche bei der routinemäßigen Prüfung der Speicherkarte der Kamera entdeckt. Und so sei es fraglich, ob es tatsächlich ein Wolf war, der da durch die Kernzone des Nationalparks gestreift ist.

Das ziemlich schlecht ausgeleuchtete nächtliche „Beweisfoto“ – aufgenommen übrigens gar nicht weit weg von der Stelle, an der der Deuselbacher Förster Teusch 1879 den letzten Hunsrücker Wolf erschoss – tauge nicht als eindeutiger Nachweis. So wurde die Sichtung als Verdachtsfall der Kategorie C3 (der untersten der offiziellen Sichtungsskala) durch die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt eingestuft. In der pfälzischen Kleinstadt wird derzeit das rheinland-pfälzische Koordinationszentrum Wolf und Luchs aufgebaut.

Aber selbst wenn es tatsächlich ein Wolf war: „Wenn es sich um ein einzelnes männliches Tier handelt, ist es wahrscheinlich schon längst wieder weitergezogen“, sagt Egidi. Wölfe legen bei ihrer nächtlichen Futtersuche Strecken von 30, 40 Kilometer zurück und brauchen nur ein paar Stunden, um den schmalen Nationalpark längs zu durchqueren. Anders sähe es aus, wenn es sich um eine Fähe mit Nachwuchs handeln würde. Für die Ansiedlung eines Rudels ist der Nationalpark definitiv ungeeignet, weiß Egidi: Viel zu klein, zu schmal, und es gibt zu viele Autostraßen. Wölfe brauchen viel Fläche für die Jagd und den gefahrlosen Rückzug, der Truppenübungsplatz Baumholder wäre da weitaus besser geeignet. Von dort gibt es aber noch keine Meldungen – anders etwa als auf anderen derartigen Plätzen im Westerwald oder im Sauerland (die allerdings zum Teil auch stillgelegt sind).

Auch wenn es kein Wolf war, der da in einer kalten Aprilnacht im Hochwald vor die Linse lief: Die Nationalparkregion muss sich auf die Rückkehr des größten Beutegreifers in mitteleuropäischen Breiten vorbereiten. Von Osten (aus der Lausitz und Polen) und auch aus dem Südwesten (aus Lothringen und den Vogesen) drängen immer neue Populationen auch in Richtung Hunsrück und Eifel.

Egidi hat seine Ranger mittlerweile sensibilisiert und dazu aufgerufen, die Augen offen zu halten und etwa nach verdächtigem Kot oder Pfotenabdrücken Ausschau zu halten. Auch der Großkarnivorenbeauftragte Willi Zimmermann wird eingeschaltet – als Großkarnivoren werden große Fleischfresser wie Wolf, Luchs und Bär bezeichnet. Und: Es wurden zehn weitere Wildkameras aufgestellt.

Sorgen müsse sich aufgrund der möglichen Sichtung niemand machen: „Einem Wolf im Wald zu begegnen, ist extrem unwahrscheinlich“, sagt Egidi. Zum einen sind die Tiere noch immer sehr selten, zudem sind sie im Normalfall äußerst scheu und gehen dem Menschen – ihrem einzigen Feind in unseren Regionen – aus dem Weg.

Auf der Internetseite des Nationalparks (www.nationalpark-hunsrueck-hochwald.de) gibt es ein Extrakapitel zum Wolf und dessen Ausbreitung. Dort finden sich auch Verhaltensregeln bei einer Begegnung: „Wölfe sind Wildtiere und sollten auch so behandelt werden. Aufgrund ihrer besonders guten Sinne bemerken sie den Menschen frühzeitig und suchen das Weite.“ Kommt es dennoch zu einem Treffen von Mensch und Wolf, sollten folgende Dinge beachtet werden:

  • Ruhe bewahren und stehen bleiben.
  • Nicht auf den Wolf zugehen.
  • Um den Abstand zu vergrößern, sollte man sich ganz langsam, ohne hektische Bewegungen zurückziehen.
  • Im Normalfall sucht der Wolf von selbst das Weite, falls nicht: Machen Sie sich durch zum Beispiel Rufe, starkes Gestikulieren und Klatschen bemerkbar.
  • Hundehalter sollten in Wolfsgebieten ihren Hund an der Leine halten. Bei einem Zusammentreffen mit einem Wolf oder einem anderen Wildtier empfiehlt es sich, die Leine möglichst kurz zu halten.

Wer einen Wolf gesehen hat, wird gebeten, sich bei der Wolfshotline zu melden und eine möglichst genaue Ortsangabe zu hinterlassen.

Von unserem Redaktionsleiter Stefan Conradt

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