Insolvenzen in Neubrücke
Wie es mit dem Oak-Garden-Projekt weitergehen soll
Verschiedene Zwangsversteigerungen aufgrund von Hausgeldforderungen stehen auf dem Gelände des Oak-Garden an.
Reiner Drumm

Auf einige Firmen im „Hauptquartier der Weltfabrik“ kommen nun Insolvenz- und Zwangsvollstreckungsverfahren zu. Welche Auswirkungen das auf den Kreis Birkenfeld hat und wie der Geschäftsführer des „Hauptquartiers“ die Probleme beurteilt. 

Im Bereich Oak Garden im Hoppstädten-Weiersbacher Ortsteil Neubrücke werden beim Amtsgericht Idar-Oberstein derzeit vier Insolvenzverfahren bearbeitet, die in der Mehrzahl von Gläubigern eingeleitet wurden, wie das Gericht auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt. „Die Forderungen belaufen sich auf Summen zwischen 2000 Euro bis 120.000 Euro. Die Verfahren werden von unterschiedlichen Gläubigern betrieben. Dazu zählen auch Krankenkassen“, fügt das Amtsgericht hinzu.

Ebenfalls beim Amtsgericht in Idar-Oberstein anhängig seien neun Zwangsversteigerungsverfahren im Wohnbereich des Oak Garden, die allesamt durch Gläubiger eingeleitet worden seien. „In der Mehrzahl der Fälle wird die Versteigerung wegen Hausgeldforderungen betrieben. Die Forderungen belaufen sich zwischen 6000 Euro und 17.000 Euro“, wie das Gericht mitteilt.

Ziel: Kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit stärken

Betroffen von Insolvenzen und Zwangsversteigerungen sind deutsche Unternehmen mit chinesischen Geschäftsführern. Laut einem Bericht des Südwestrundfunks (SWT) habe fast ein Viertel der mehr als 200 Firmen, die bis zum Jahr 2017 im Oak Garden in Hoppstädten-Weiersbach gemeldet waren, ihren Betrieb mittlerweile eingestellt. Eine Zahl, die Andreas Scholz, geschäftsführender Gesellschafter der Oak Garden (CNDE) Holdings GmbH nicht bestätigt. „Im Jahr 2017 waren im Oak Garden rund 300 Unternehmen angesiedelt.“ Auch, dass bereits damals ein erheblicher Teil der Unternehmen ihren Betrieb eingestellt habe, könne er nicht bestätigen. „Unabhängig davon gehören Geschäftsaufgaben und Insolvenzen zum allgemeinen Wirtschaftsleben und haben sich insbesondere durch die Folgen der Corona-Pandemie in vielen Branchen deutlich verstärkt – unabhängig von der Herkunft der Unternehmen“, teilt Scholz weiter mit.

Verschiedenste Unternehmen finden sich auf dem Gelände des ehemaligen Militärstützpunktes in Neubrücke.
Reiner Drumm

Unter dem Namen „Headquarter der Weltfabrik“ haben Jane Hou und Andreas Scholz die von den Amerikanern verlassene Militärsiedlung in Neubrücke seit 2011 in ein Wohn- und Handelszentrum umgewandelt, um die wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis Birkenfeld und der Volksrepublik China zu stärken. Begleitet wurde und wird dieses Vorhaben unter anderem vom Kreis zwar nicht finanziell, aber unter anderem durch günstige Rahmenbedingungen und die Schaffung eines guten Investitionsklimas.

Landrat: Kultureller und Wirtschaftsaustausch weiter möglich

Doch ist das Projekt der China-Birkenfeld-Partnerschaft nun gescheitert? Das beantwortet Landrat Miroslaw Kowalski (CDU) mit einem klaren Nein. Der kulturelle Austausch bestehe fort, wie auch das gelungene chinesische Neujahrsfest, das im Februar dieses Jahres in Hoppstädten-Weiersbach stattfand, zeige. „Ein vielversprechender Re-Start nach langer Pause seit der Corona-Pandemie“, sagt Kowalski. „Die große chinesische Gemeinschaft in Neubrücke war auch ein Grund dafür, am Gymnasium Birkenfeld das internationale Abitur zu etablieren. Davon profitieren die Schule und ihre Absolventen auch in Zukunft. Die positiven Impulse für unseren Umwelt-Campus, beispielsweise durch das Freshman-Programm, und der Erfahrungsaustausch im Bereich der Kindertagesstätten sind ebenfalls nicht verloren.“ Die Wertschöpfung für die ansässigen Betriebe sei zwar gesunken, habe aber vielen nachhaltig geholfen, und die Möglichkeiten zum wirtschaftlichen Austausch seien weiter gegeben, fügt Kowalski hinzu.

Viele im Kreis Birkenfeld haben sich auf die chinesische Gemeinschaft eingestellt.
Reiner Drumm

Für den Kreis Birkenfeld habe die Schließung und Abwanderung somit erst mal wenig negative Konsequenzen. Die schrumpfenden Gewerbesteuereinnahmen in Hoppstädten-Weiersbach würden zwar auch das Kreisumlageaufkommen verringern. „ Allerdings waren die daraus resultierenden Einnahmen für unseren Landkreis nie so hoch, dass sie unsere Finanzsituation entscheidend geändert hätten“, sagt Kowalski.

Auch der Geschäftsführer der Oak-Garden-Gruppe will von einem Scheitern nichts hören. „Unsere Geschäfte sind seit 2023 wieder erfolgreich angelaufen. Parallel dazu haben wir uns im deutsch-chinesischen Wirtschaftsumfeld strategisch breiter aufgestellt und neue Kooperationen etabliert“, sagt Scholz. Seit 2022 hätten sich im Oak Garden rund 30 Unternehmen neu angesiedelt. „Wir und zahlreiche unserer Partnerunternehmen haben die Herausforderungen der Pandemie genutzt, um neue Geschäftsfelder zusätzlich zum regulären Handel im Business-to-Business-Bereich sowie im Bereich E-Commerce aufzubauen“, teilt Scholz mit. Seitdem würden die Unternehmen im Oak Garden, einschließlich des von Scholz geführten, „Umsätze im höheren einstelligen Millionenbereich“ einfahren.

Kreis Birkenfeld plant Gespräch mit Oak-Garden-Verantwortlichen

Auch der Landkreis sieht keinen Grund, den Oak Garden aufzugeben. „Von Anfang an haben unsere Wirtschaftsförderung, unser Bauamt und unsere Ausländerbehörde das Projekt Oak Garden positiv begleitet. Die Bereitschaft dazu ist ungebrochen, wobei dies genauso für andere Unternehmen gilt“, sagt Kowalski. Demnächst sei ein Treffen mit Vertretern aus dem Oak Garden und von der Industrie- und Handelskammer (IHK) geplant.

„In erster Linie geht es um einen Informationsaustausch, um über gesicherte Erkenntnisse, die aktuelle Entwicklung und die Perspektiven im Oak Garden zu erhalten. Außerdem wollen wir besprechen, wie wir als Nationalparklandkreis und als Kreisverwaltung weiterhin günstige Rahmenbedingungen und ein gutes Investitionsklima schaffen können“, beschreibt der Landrat die Themen, die bei diesem Treffen auf den Tisch kommen sollen. Auch Scholz hält am bisherigen Konzept fest: „Wir werden den eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen und den Standort weiterentwickeln. Eine grundlegende Neuausrichtung ist derzeit nicht vorgesehen“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter der Oak Garden (CNDE) Holdings GmbH.

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