Ende der Pflicht findet Zustimmung - Lehrer mahnen zur Vorsicht - Gruppen müssen wieder Klassen werden
Wenn im Unterricht die Masken fallen – Zurück zum Präsenzunterricht
Noch müssen auch die Schüler des Heinzenwies-Gymnasiums im Unterricht Masken tragen. Ab Montag gilt diese Regelung nicht mehr. Die NZ hat bei Schulleitern nachgefragt, was sie von der Lockerung halten. Foto: Hosser
Hosser

Kreis Birkenfeld. Unterricht von Angesicht zu Angesicht – ohne dass ein wesentlicher Teil der Miene verdeckt wird: Das wird bald wieder Realität. Die Maskenpflicht am Platz im Klassenzimmer ist ab Montag passé. Die NZ hat sich bei Schulen im Kreis Birkenfeld umgehört, wie sie auf die Lockerung reagieren und wie die Rückkehr in den Regelbetrieb gelungen ist.

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Uta Schmitt ist Rektorin der mit 370 Schülern größten Grundschule (GS) im gesamten Kreis – der Grundschule Birkenfeld. Die Rückkehr zum vollen Präsenzunterricht „hat richtig gut geklappt“, sagt sie über die seit Montag gesammelten Erfahrungen. Sowohl die Kinder als auch die Lehrer seien sehr froh, „dass man sich endlich wieder als komplette Klassengemeinschaft sehen kann. Dieser soziale Aspekt ist sehr wichtig“, betont Schmitt. Während der Phase des Wechselunterrichts war der Ablauf in Birkenfeld so geregelt, dass nur die Hälfte einer Klasse an einem Tag in der Schule war, während die andere Hälfte Homeschooling hatte. Die Tatsache, dass weiterhin zweimal pro Woche Schnelltests gemacht werden, schaffe ein Gefühl der Sicherheit, was für Schmitt auch im Hinblick auf den ab dem 21. Juni gültigen Wegfall der Maskenpflicht während des Unterrichts relevant ist. „Vor allem für die Kinder ist das eine große Erleichterung, gerade wenn sich nun im Sommer die Räume schneller aufheizen“, sagt die Rektorin zur aktuellen Entscheidung des Mainzer Bildungsministeriums. Angesichts der aktuell niedrigen Inzidenzwerte und weil alle anderen Hygieneregelungen nach wie vor Bestand haben werden, hält Schmitt es für vertretbar, dass ab nächste Woche kein Masketragen im Unterricht mehr nötig ist. „Ich bin keine Virologin. Wenn man aber für so viele Menschen verantwortlich ist, ist man natürlich immer in Habtachtstellung. Ich gehe einfach davon aus, dass vom Land aus schnell reagiert wird, wenn sich herausstellen sollte, dass es wieder verstärkt zu Corona-Ausbrüchen in Schulen kommen sollte“, sagt Schmitt. Ihre Kollegin Sigrid Schöpfer, Leiterin der Realschule (RS) plus/FOS Birkenfeld, bezeichnet den Verzicht auf die Maske im Unterricht als „längst überfällig. Es ist Zeit, dass wir endlich wieder in Gesichter sehen können.“ Angesichts der aktuellen Hitze hätte sie sich sogar eine noch schnellere Reaktion wie im benachbarten Saarland gewünscht. Dort entfällt schon am heutigen Donnerstag die Maskenpflicht. Schöpfer weist darauf hin, dass an ihrer Schule „mit viel Engagement ein richtig gutes Hygienekonzept erarbeitet wurde“. Auf die konsequente Einhaltung des Regelwerks werde man nun selbstverständlich sehr achten, denn auch an der RS plus ist seit Montag das rollierende System mit Unterricht nur in halber Klassenstärke Geschichte, und es halten sich wieder rund 600 Schüler im Haus aus. „Das bedeutet natürlich zum Beispiel auch, dass es in den Gängen wieder doppelt so voll ist“, sagt Schöpfer. Die Rückkehr zum Präsenzunterricht begrüßt sie ausdrücklich. Probleme im Ablauf habe es nicht gegeben, aber man eine problematische Feststellung ausgemacht. „Wir müssen schauen, dass aus Gruppen wieder Klassen werden. Das ist ein nicht zu unterschätzender Faktor“, sagt Schöpfer. Hintergrund dieser Aussage: Seit Dezember 2020 hat es wegen Homeschooling und anschließendem Wechselunterricht in der RS plus jeweils in den Klassen „zwei feste Gruppen gegeben, die sich seitdem nicht begegnet sind“. Nun müsse es darum gehen, die Gemeinschaft dieser Klassen wieder zu stärken. Neben Unterricht und Noten seien also auch teambildende Aktionen durchaus wichtig. „In diesem Punkt würde ich mir wünschen, dass es seitens des Bildungsministeriums mehr Angebote, etwa im kulturellen Bereich geben würde“, so Schöpfer.

„Wir sind froh, dass jetzt alle Schüler wieder gemeinsam in der Schule sein können“, sagt Antje Petri-Burger, Schulleiterin der IGS Herrstein-Rhaunen. Allerdings sei dies für alle nun ein erst einmal wieder ein Umgewöhnungsprozess. Teilweise seien 30 Schüler in einer Klasse, dies sei nicht einfach. „Bei uns stehen stets alle Fenster und Türen offen – auch schon wegen der derzeit herrschenden Hitze.“ Die ab nächster Woche geltenden Lockerungen bei der Maskenpflicht begrüßt die Rektorin. „Ich finde es gut, wenn die Schüler sich draußen auf dem Schulhof mit Abstand ohne Maske aufhalten können. Das ist für sie schon eine große Erleichterung“, erklärt Antje Petri-Burger. Dennoch empfiehlt sie ihren Schülern, weiterhin im Unterricht eine Maske anzuziehen. „Wir haben immer noch Verdachtsfälle. Und das Tragen einer Maske im Unterricht, wenn man den ganzen Tag zusammen ist, ist auf jeden Fall sicherer. Die Pandemie ist noch nicht vorbei“, warnt die IGS-Leiterin.

Frank Huck, Schulleiter des Gymnasiums an der Heinzenwies, erklärt, man wolle die Schüler auch nach dem Wegfall der Maskenpflicht im Unterricht darauf hinweisen, wie wichtig ein Mund-Nasen-Schutz in Pandemiezeiten sein könne. Nichtsdestotrotz dürfe jeder, der wolle, die Maske am Platz ablegen, sofern die Pflicht tatsächlich entfalle. Bislang liege der Schule noch nichts Offizielles vor. „Ich gehe aber davon aus, dass es kommt“, sagt Huck und weist darauf hin, dass sich die Schüler sehr diszipliniert an die Regeln gehalten hätten.

Die Umstellung vom Wechsel- zum Regelunterricht habe bestens funktioniert. „Es war ganz unproblematisch, als hätte es die andere Phase nie gegeben. Alle haben sich gefreut, sich wiederzusehen“, betont er. Darüber hinaus sind weitere Schritte in Richtung Normalität geplant. Die Schüler sollen bald die Fachräume wieder nutzen, und die Bäckerei Jost werde den Pausenverkauf aufnehmen. Außerdem soll es noch einen ganz klassischen Wandertag in der Region geben. „Die Klassenfahrten haben wir abgesagt. Bald sollte eine nach Berlin starten. Aber das erscheint uns noch zu riskant.“

Manuela Schmitt, Leiterin des Göttenbach-Gymnasiums, erklärt, dass auch die Lehrer an ihrer Schule froh sind, dass die Kinder und Jugendlichen wieder alle da seien. Gleichzeitig weist sie darauf hin, dass die Umstellung auf den Regelbetrieb schon Stress bedeute. „Man war jetzt an den Wechselunterricht gewohnt, und der hatte seine Vorteile“, sagt sie. „In den kleineren Gruppen konnte man viel intensiver arbeiten, und es war eine stärkere individuelle Förderung möglich.“ Trotzdem sei es natürlich positiv, dass man sich Richtung Normalität bewege. „Die Gruppen müssen sich jetzt eben wieder zusammenfinden.“

Was die Abschaffung der Maskenpflicht angehe, gebe es innerhalb der Schule verschiedene Ansichten. Gerade für Schüler, die ohnehin körperlich oder gesundheitlich eingeschränkt seien, sei der Wegfall des Mund-Nasen-Schutzes eine Erleichterung. „Allerdings haben wir viele Kollegen, die noch nicht vollständig geimpft sind. Manche haben ein mulmiges Gefühl.“ Es stehe natürlich jedem frei, so Manuela Schmitt, weiterhin zum eigenen Schutz an der Maske festzuhalten.

Von Axel Munsteiner, Andreas Nitsch und Peter Bleyer

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