Nicht nur im Landkreis Birkenfeld sind Kombinationen mit Nazi-Symbolen verboten
Wenn das Autokennzeichen anrüchig wird – Viele Buchstaben- und Zahlenkombinationen verboten
Ein solches Kennzeichen ist durchaus erlaubt. Es gibt aber auch zahlreiche verbotene Zahlen- und Buchstabenkmbinationen. Foto: picture alliance/dpa

Idar-Oberstein. Nationalsozialistische Chiffren und Symbole dienen rechtsradikalen Gruppen zur Kommunikation und Agitation – nicht nur auf Shirts, Kappen und anderen Klamotten, sondern auch auf Hauswänden oder Autokennzeichen. Das wissen Staatsschutz und Polizei ganz genau. Aus diesem Grund sind viele Buchstaben- und Zahlenkombinationen in Deutschland grundsätzlich verboten und werden von den Kfz-Zulassungsstellen gar nicht erst ausgegeben: Die Abkürzung des sogenannten „Deutschen Grußes“ (HH) etwa in Verbindung mit der Ziffer 88 – die steht im Nazi-Symbole-Katalog ebenfalls für „Heil Hitler“, weil H der achte Buchstaben im Alphabet ist.

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Merkwürdigerweise gilt dieses Verbot nicht für die Verbindung der 88 mit den Initialen des „Führers“ – und genau dieses Kennzeichen ist einer NZ-Leserin unlängst in Idar-Oberstein aufgefallen, sie fragte sich, wie dieses Kennzeichen vergeben werden konnte. Laut Kfz-Zulassungsstelle ist es tatsächlich so, dass die Kombination in Rheinland-Pfalz nicht verboten ist. Es handele sich konkret um ein Wunschkennzeichen mit den Initialen und dem Geburtsjahr des Fahrzeughalters, habe also überhaupt nichts Anrüchiges oder gar Verbotenes, heißt es auf NZ-Anfrage seitens der Kreisverwaltung.

Bundesweit sind nur vier eindeutige Kombinationen verboten: HJ, KZ, SA und SS. In Rheinland-Pfalz kommen NS und SD hinzu. Das Verbot ist in der Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV) geregelt: „Die Zeichenkombination der Erkennungsnummer sowie die Kombination aus Unterscheidungszeichen und Erkennungsnummer dürfen nicht gegen die guten Sitten verstoßen“, heißt es dort etwas schwammig – Genaueres müssen die Länder regeln. Und da wird unterschiedlich verfahren: Die Kombination mit HH wird zum Beispiel nur in Rheinland-Pfalz, Bayern und Brandenburg nicht vergeben – in Hamburg fahren ja sowieso Millionen Autofahrer mit diesem Kürzel durch die Gegend.

Reagieren die Zulassungsbehörden auf aktuelle Entwicklungen, kann es auch schwierig werden: So wurde nach den Morden und Anschlägen der NSU-Gruppe („Nationalsozialistischer Untergrund“, wie sich die Rechtsterroristen selbst nannten) in Nürnberg die Kombination N-SU nicht mehr vergeben – was Liebhaber der gleichnamigen Oldtimermarke (Autos und Motorräder) verärgerte. Der Kampf gegen rechte Chiffren gleicht einem gegen Windmühlen, den die Zulassungsstellen nicht gewinnen können: Die Kombinationen aus der Nazi-Zeit sind unerschöpflich, wie das Magazin „Stern“ bei seinen Recherchen zum Thema feststellen musste: DR könnte auf die Zweite SS-Panzerdivision „Das Reich“ anspielen, LS auf die Leibstandarte Adolf Hitler, 1889 oder 89 auf das Geburtsjahr Hitlers.

In Leipzig verkaufte die AfD unlängst einen blau-weißen mit Parteisymbolen folierten alten Kombi mit der Kennzeichenkombination „L-DR 3345“ – was leicht als Deutsches Reich 1933 bis 1945 gedeutet werden kann. In den Zulassungsstellen im Kreis Birkenfeld habe man ein Auge auf solche Wünsche, heißt es vonseiten der Kreis- und der Stadtverwaltung.

Von unserem Redaktionsleiter Stefan Conradt

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