Energieversorgung Rat Herrstein beschließt Bezug von Ökostrom
Weber stimmt gegen die Verwaltung

Herrstein. Knapper hätte die Entscheidung kaum ausfallen können: Der VG-Rat Herrstein hat sich mehrheitlich dazu entschlossen, in den Jahren 2019 und 2020 keinen – wie von der Verwaltung vorgeschlagen – Normalstrom, sondern künftig den etwas teureren Ökostrom, also 100-prozentigen Strom aus erneuerbaren Energien, zu beziehen. Zehn zu zehn lautete das Stimmenverhältnis, bevor Bürgermeister Uwe Weber sein Handzeichen gab.

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Weber hatte noch die Möglichkeit, sich zu enthalten oder gegen Normalstrom zu stimmen. Der Bürgermeister entschied sich gegen Normalstrom und somit gegen die Beschlussvorlage seiner eigenen Verwaltung.

Der Haupt- und Finanzausschuss hatte noch die günstigere Variante bevorzugt. Nun werden schätzungsweise 1450 Euro Mehrkosten pro Jahr auf die Verwaltung zukommen. Die Diskussion über die Frage „Ökostrom oder Normalstrom?“ hatte CDU-Vertreter Stephan Dreher angefacht. Er hatte bereits in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) etwas flapsig betont, dass das von der Verbandsgemeinde betriebene Elektrobürgerauto ohne Strom aus regenerativen Energieträgern keinen Sinn ergäbe. „Da wurde noch allgemein geschmunzelt, und ich dachte, die Wahl des Strombezugs sei alternativlos – weit gefehlt“, sagte Dreher nun.

Gegen Normalstrombezug

Ihn hat es gewundert, dass der HFA den Bezug von 100 Prozent Normalstrom empfohlen hat, hatte er sich doch dagegen ausgesprochen. Dieser Punkt habe auch in der CDU-Fraktion zu unterschiedlichen Auffassungen geführt. Drehers Fazit: „Es gibt gute Gründe, den grünen Strom abzulehnen, aber auch gute Gründe, gerade diese Stromgewinnung zu bevorzugen und zu unterstützen.“ Dem Christdemokraten gefallen „mehr als 200 Meter hohe Windkrafttürme genauso wenig wie den anderen Kollegen hier – erst recht nicht am Rande des Nationalparks Hunsrück-Hochwald oder im Naturpark Saar-Hunsrück“. Einerseits sei man dafür, Umwelt und Klima für die Kinder und Enkel zu bewahren und zu schützen, andererseits fragten viele, ob dies unbedingt vor der eigenen Tür sein müsse. Dreher betont, dass es natürlich keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Strombezug der VG-Verwaltung und den geplanten Windrädern am Idarkopf gebe, fügt aber hinzu: „Man könnte es aber durchaus so konstruieren.“

Dreher räumt ein, bei sich zu Hause noch nicht dafür gesorgt zu haben, den Strombezug für den privaten Haushalt zu 100 Prozent auf Grün umgestellt zu haben. „Aber die öffentlichen Verwaltungen, also die Repräsentanten unseres Staates, sollten für ihre Bürger Vorbild sein und beim Strombezug die regenerative Energieerzeugung bevorzugen.“ Der CDU-Sprecher erinnerte daran, dass „wir regelmäßig die Fortentwicklung des Klimaschutzkonzeptes vorgestellt bekommen, gemeinsam Fotovoltaikanlagen beschlossen sowie Pelletheizungen angeschafft haben und mit dem Elektrobürgerauto kräftig Reklame machen. Dann sollten wir auch den nächsten Schritt entschlossen tun, auch wenn dann der Strompreis zwischen 0,3 und 0,5 Cent pro Kilowattstunde teurer sein wird.“

Auf Weltpolitik verwiesen

Schließlich wird auch noch die Weltpolitik aufgegriffen. „Wir regen uns darüber auf, dass der US-Präsident Donald Trump aus dem Pariser Klimaabkommen austritt. Uns scheint es aber egal zu sein, woher unser Strom kommt und wie er gemacht wird.“

Norbert Velten (Pro Region) indes vertrat eine andere Meinung. „Ob wir uns jetzt für die Öko- oder die Normalvariante entscheiden, ist egal. Wir erhalten letztendlich den gleichen Strom.“ Ökostrom stehe nur auf dem Papier. Deswegen seien die Mehrkosten unsinnig. Sein Appell konnte die Abstimmung nicht entscheidend beeinflussen: Die Ökostrombefürworter waren an diesem Abend in der Überzahl.

Von unserem Redakteur
Andreas Nitsch

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