Grundschule Algenrodt
Vorletzte 100-Meter-Tartanbahn wird zurückgebaut
Die 100-Meter-Tartan-Laufbahn neben der Grundschule Algenrodt soll bei der für nächstes Jahr geplanten Sanierung des Außengeländes einer halb so langen Bahn weichen. Für die Schule reicht das, die Vereine, die dort trainieren, haben das Nachsehen.
Foto Hosser

Wurden bei der Neuplanung des Außengeländes der Grundschule Algenrodt (mal wieder) die Sportvereine übergangen? Dieser Vorwurf wurde in der jüngsten Sitzung des Stadtrats erhoben.

Die Neugestaltung des Außenbereichs der Grundschule Algenrodt wurde im Stadtrat über alle Fraktionen hinweg begrüßt und wie schon ein paar Tage zuvor im Bau- und Infrastrukturausschuss einstimmig genehmigt. Es wurden aber auch unangenehme Fragen aufgeworfen...

Moritz Forster (SPD) wollte wissen, ob die Stadtverwaltung im Vorfeld der Planung die Belange der Vereine und speziell der Leichtathletikabteilungen, die die dortige 100-Meter-Bahn zum Training nutzen, abgefragt habe. Schließlich verliere die Stadt in einer ohnehin angespannten Situation, was den Zustand der Sportanlagen angeht, die neben jener in der Realschule plus im Vollmersbach letzte 100-Meter-Tartanbahn im Stadtgebiet. Diese soll bei den aktuellen Plänen einer 50-Meter-Bahn weichen – für die Schule optimal, für die Vereine – in erster Linie der VfL Algenrodt und der Idarer TV – kaum nutzbar: Nur Jugendliche und Seniorensportler starten auf der Kurzbahn. Forster wollte wissen, ob sichergestellt sei, dass adäquater Ersatz zur Verfügung gestellt werden könne und sprach sich für eine Vertagung der Entscheidung aus.

Oberbürgermeister Frank Frühauf betonte, dass bei der aktuellen Sanierung „der Schulbetrieb vorgehe“. Das hänge mit den Fördermitteln zusammen, die eng am Schulbedarf gekoppelt seien. Die jetzige Planung sei „mit Schulleitung, Eltern und Jugendamt so abgesprochen“, sagte Andrea Rausch von der Tiefbauabteilung. Forster wunderte sich dennoch, warum bei dieser Abfrage nicht auch die verbliebene Stelle im Sportamt, die ja im Jugendamt angesiedelt ist, gehört worden ist.

OB Frühauf: „Hier werden Fronten aufgemacht, die gar nicht da sind“

Offenbar sei einmal mehr versäumt worden, „auch die Vereine mit ins Boot zu holen“, kritisierte auch Bernhard Zwetsch, wohingegen Stefan Becker (SPD/„Ich bin froh, dass es endlich weitergeht“) und Wolfgang Röske (CDU) warnten, „jetzt noch einmal einen Klotz da reinzuschieben“ (Röske). Als Forster ankündigte, noch in der laufenden Sitzung bei der ADD anzurufen, um zu klären, ob die 100-Meter-Bahn erhalten bleiben könne, ohne dass die Förderung gefährdet wird, warnte OB Frühauf: „Hier werden Fronten aufgemacht, die gar nicht da sind.“ Ein solches Vorgehen führe zu einer kompletten Neuplanung, was das Projekt zeitlich weit zurückwerfen würde, unterstrich auch Andrea Rausch: „Dann müssen wir wieder bei Null anfangen.“

„Das können wir uns nicht leisten“, sprach Horst Hotschicke (SPD) den meisten seiner Kollegen aus der Seele: „Aber die Planung ist ja auch gut, so wie sie ist.“ Das sah Stefan Worst (Bürger für Bürger) anders: Die Vorgehensweise der Verwaltung zeige „mal wieder, dass der Vereinssport nicht so eingebunden wird, wie er es verdient hätte.“ Das passiere immer wieder, wie auch andere Beispiele zeigten. Ja, es sei schade für die Leichtathleten, bei der Planung gehe es aber um den Ganztagsschulbetrieb und den Schulsport in der Grundschule Algenrodt, erinnerte Frank Schnadthorst (Freie Wähler).

Frederik Grüneberg (CDU) sprach von einem „wundervollen Konzept“, eine Diskussion „was wäre wenn, bringt jetzt nix mehr“. Dirk Rohde (AfD) schlug wie zuvor schon Schnadthorst und Zwetsch vor, künftig mehr mit den Vereinen zu sprechen, „auch wenn das nicht vorgeschrieben ist“ (Zwetsch).

Forster lässt nicht locker: „Einfach mal zugeben, dass ein Fehler gemacht wurde“

Der Oberbürgermeister wollte den Vorwurf, die Stadt spreche nicht genug mit den Vereinen, nicht auf seiner Verwaltung sitzen lassen: „Die Bein ist unsere Leichtathletikanlage, da geht es ja jetzt auch endlich voran – mit erheblicher finanzieller Beteiligung der Stadt. Und da haben wir die Vereine gefragt: Was braucht ihr? Eine zweite Sprunggrube, eine 400-Meter-Tartan-Bahn, eine Wurfanlage“ – all das werde jetzt eingeplant: „Hier geht es jetzt aber um das Ganztagsfördergesetz.“

Moritz Forster ließ nicht locker und verlangte von der Verwaltung, „einfach mal zuzugeben, dass ein Fehler gemacht wurde“. Der OB stellte sich vor seine Mannschaft: „Nee, nee, nee“, betonte Frühauf: „Wir wollen hier keinen falschen Zungenschlag reinbringen. Die Verwaltung hat rein rechtlich sicher keinen Fehler gemacht.“ Am Ende stimmten alle dem vorliegenden Konzept zu – auch Moritz Forster, der seinen zwischenzeitlich formulierten Antrag, den Beschluss zurückzustellen, zurückzog.

ITV: Rückkehr in die Rilchenbergkaserne wäre die Premiumlösung

Die Sportanlage an der Grundschule Algenrodt wird hauptsächlich von Leichtathleten des VfL Algenrodt und des Idarer TV genutzt. Dafür gibt es Nutzungspläne beim Gebäudemanagement der Stadt. Der ITV nutzt die Anlage seit Beginn des Ukraine-Krieges. „Damals hat uns die Bundeswehr die Nutzungserlaubnis für den Sportplatz der Rilchenbergkaserne entzogen“, berichtet der ITV-Vorsitzende Jürgen Klein. Dort fanden bis zu diesem Zeitpunkt das Training und die Abnahme für die Sportabzeichen statt. „Wir haben Stand heute für nächstes Jahr zunächst keine Alternative. Eventuell ginge das an der Ida-Purper-Schule.“ Die dortige 100-Meter-Tartanbahn sei aber „bei Feuchtigkeit lebensgefährlich“ und eigentlich dringend sanierungsbedürftig. Eigentümer ist der Landkreis, deshalb hat die Stadt keinen Zugriff auf diese Bahn. Auch die Sprunggrube an der Realschule ist laut Klein marode, „Kugelstoß geht aber. Ballwurf ist auch möglich, für Schleuderball ist die Anlage aber zu schmal.“

Perspektivisch freut sich auch der ITV auf die Sanierung der Anlage „Auf der Bein“. Mit der in Algenrodt geplanten 50-Meter-Laufbahn „können wir nur bedingt etwas anfangen. Senioren Ü40 und Schüler bis 13 Jahre laufen Strecken bis 50 Meter. Alle anderen 100 Meter.“ Er habe aber Verständnis für die jetzige Vorgehensweise, „wenn die Stadt sich auf der Bein finanziell einbringt, dass man dann an der Grundschule auf eine 100-Meter-Tartanbahn verzichtet, auch wenn das für uns derzeit keine gute Lösung ist. Die neue Anlage sei aber abgesehen von der fehlenden 100-Meter-Bahn für eine Sportabzeichengruppe „nicht völlig ungeeignet“. Klein weiter: „Letztlich wäre für uns die Nutzung der Sportanlage der Rilchenbergkaserne die Premiumlösung.“

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