Von unserem Redakteur Axel Munsteiner
„Mein Mitbewohner hat zwar zwei Karten im Bereich der deutschen Fans, und ich hätte mitfahren können. Aber das geht leider nicht. Ich kann jetzt nicht einfach ein paar Tage in Urlaub fahren und im Kurs fehlen“, sagt die 22-Jährige.
Ihr Vater Matthias stammt aus Birkenfeld, ihre Mutter Paula ist Nordirin. Anna wurde in Belfast geboren, sie wuchs in Portstewart auf, bevor sie 2015 nach Deutschland übersiedelte. Dort wohnte sie voriges Jahr zunächst für längere Zeit bei ihrer Großmutter in Birkenfeld und jobbte in der Kreisstadt zum Beispiel in der Gaststätte Treibhaus und im Kindergarten. Inzwischen ist Hamburg ihre neue Wahlheimat.
Die Frage, zu wem sie hält, wenn sie die letzte Vorrundenpartie in Gruppe C am Dienstag ab 18 Uhr in der Hansestadt vor dem Fernseher verfolgen wird, beantwortet Anna Schalper, ohne zögern zu müssen: „Ich bin für Nordirland und hätte gern, dass sie 1:0 gewinnen.“ Drei Gründe nennt sie dafür, warum ihre Sympathie eher der Truppe von Trainer Michael O'Neill gilt. „Erstens fühle ich mich, obwohl ich jetzt in Deutschland lebe, doch immer noch ein bisschen mehr nordirisch. Zweitens sind wir gerade in diesem Spiel die totalen Underdogs, und drittens kann ich mich nicht daran erinnern, dass Nordirland schon mal bei einem so großen Turnier mitmachen durfte. Das freut mich und macht mich unheimlich stolz“, sagt die 22-Jährige. In der Tat ist der Auftritt in Frankreich für Nordirland eine EM-Premiere. Als die „Green White Army“ 1986 in Mexiko letztmals an einer Fußball-WM teilnahm, war Anna Schalper noch nicht geboren.
Wenn ihr Tipp aufgeht und die nordirische Elf nach dem Sieg gegen die Ukraine heute auch den amtierenden Weltmeister schlägt, dann wäre dem Team der Einzug ins Achtelfinale sicher. „Allein das wäre schon ein super Erfolg“, sagt die 22-Jährige. Sie gibt zwar offen zu, dass sie keine ausgewiesene Fußballfachfrau ist, aber vielleicht ist gerade deshalb auch Träumen erlaubt. Denn für den weiteren Turnierverlauf wünscht sich die 22-Jährige, dass der nordirischen Mannschaft die große Sensation gelingt und sie sogar den EM-Titel gewinnt.
Auch wenn Schalper, deren Lieblingsspieler bei Deutschland übrigens Bastian Schweinsteiger ist, einräumt, dass wohl nur die kühnsten Optimisten einen nordirischen Triumph bei der Euro 2016 für möglich halten, hat sie für ihre positive Einstellung eine stimmige Erklärung parat. Denn sie sagt im Gespräch mit der NZ lachend: „Also wenn ich schon Fan von einem Team bin, dann muss ich doch auch hundertprozentig hinter ihm stehen.“