Feuerwehrleute erinnern sich
Vor 30 Jahren: Maschinenbrand bei Gebrüder Schmidt
Ein gemeldeter Maschinenbrand bei der Firma Gebrüder Schmidt in der Austraße vor 30 Jahren weitete sich rasant zu einem Inferno aus.
Christian Schulz. Hosser

Vor 30 Jahren ruft ein Brand die Wachen aus Idar-Oberstein und die Feuerwehren Birkenfeld, Kirn sowie die US Feuerwehr Baumholder auf den Plan. Durch Brandstiftung entstand bei der Firma Gebrüder Schmidt ein Schaden von fast 50 Millionen D-Mark.

„Um 1.01 Uhr läutete der Piepser“, erinnert sich Jörg Willrich, mittlerweile Wachführer der Feuerwache 1 der Stadt Idar-Oberstein. Die Erinnerung an die exakte Uhrzeit der Alarmierung nach genau 30 Jahren und Hunderten weiteren Einsätzen lassen erahnen wie einschneidend die Erlebnisse in dieser Nacht gewesen sein müssen. Ein gemeldeter Maschinenbrand bei der Firma Gebrüder Schmidt in der Austraße weitete sich rasant zu einem wahren Inferno aus, bei welchem letztlich vier Stockwerke in nahezu voller Ausdehnung brannten. Thorsten Hartenberger, heutiger Zugführer der Wache 1, war damals Maschinist der Drehleiter und Geburtstagskind zugleich.

„Ich erinnere mich an die wahnsinnige Hitzeentwicklung und das Michael Janser im Drehleiterkorb mich aufforderte den Korb der Drehleiter weiter vom Gebäude wegzufahren, weil die Hitze unerträglich wurde.“ Auch Frank Knapp weiß selbiges zu berichten: „Als wir mit der Wache 4 an der Einsatzstelle angekommen sind, war das massive Metallgeländer an der Naheüberbauung schon durchgebrannt. Solch eine Wärmestrahlung habe ich später nie mehr erlebt.“ Der heutige Wehrleiter der Stadt Idar-Oberstein, Jörg Riemer, und sein Vertreter Knapp waren auch damals schon ein eingespieltes Team. „Damals waren wir beide im Korb der Birkenfelder Drehleiter unter Atemschutz im Einsatz“, erinnern sie sich.

Die nachgewiesene Brandstiftung eines Mitarbeiters führte zu einem Schaden von fast 50 Millionen D-Mark und beschäftigte die Feuerwehr Idar-Oberstein über die gesamten Ostertage.
Christian Schulz. Hosser

Alle Feuerwehrleute berichten von der damals noch nicht wirklich hitzebeständigen Schutzkleidung. „Die orangenen, einlagigen Baumwolljacken samt Latzhose hatten bei weitem nicht die thermischen Schutzeigenschaften wie heute“, sagt Jörg Willrich. Trotzdem sind Willrich und seine zahlreichen Kameraden damals auch in den Innenangriff zur Brandbekämpfung gegangen. „Man muss immer rein“, sagt Wolfgang Veeck, ehemaliger Wachführer der Wache 1 und stellvertretender Wehrleiter der Stadt. „Ohne Innenangriff bekommst du so ein Feuer nicht aus!“ Weiter berichtet Willrich: „Als Atemschutztrupp war ich mit meinem mittlerweile leider verstorbenen Kameraden Georg Ruppert im ersten Angriffstrupp. Im Kartonagenlager der Firma wurde uns die Sache zu brenzlig und wir zogen uns zurück. Eine Durchzündung der Rauchgase entfachte plötzlich eine riesige Stichflamme die hinter uns her rollte. Glücklicherweise haben wir es aufgrund unserer Instinkte unverletzt nach draußen geschafft.“ „Dass bei diesem Brand kein Personenschaden entstanden ist grenzt an ein Wunder“, bekunden alle Brandschützer. Viele Atemschutzgeräteträger haben mit entsprechenden Pausen mehrere Pressluftflaschen nacheinander aufgebraucht.

Alle vier Wachen der Stadt kämpften mit Unterstützung von den Feuerwehren Birkenfeld, Kirn und der US Feuerwehr Baumholder fast mehr als einen kompletten Tag gegen die Flammen.
Christian Schulz. Hosser

Alle vier Wachen der Stadt kämpften mit Unterstützung von den Feuerwehren Birkenfeld, Kirn und der US Feuerwehr Baumholder fast mehr als einen kompletten Tag gegen die Flammen. Vier Drehleitern waren im Einsatz. „Die räumlichen Umstände und die hohe Brandlast ließen das Feuer in Windeseile von Stockwerk zu Stockwerk springen“, berichtet Jörg Willrich. „Damals gab es noch keine Wärmebildkamera und so konnte man immer nur auf Sicht löschen, was die Nachlöscharbeiten kompliziert und langwierig gestaltete“, ergänzt Veeck. „Als das Feuer nach mehreren Stunden unter Kontrolle war, konnten die Kameraden abwechselnd auf die Wache fahren, um zu duschen, sich kurz zu stärken und weiter löschen zu gehen.“ Die nachgewiesene Brandstiftung eines Mitarbeiters führte zu einem Schaden von fast 50 Millionen D-Mark und beschäftigte die Feuerwehr Idar-Oberstein über die gesamten Ostertage. „Es war ein massiver Kraftakt auch für unsere Gerätewarte, um die Ausrüstung wieder fit für die nächsten Einsätze zu machen“, resümiert Jörg Riemer. Für alle Befragten steht außer Frage, dass dies wohl der Einsatz mit dem höchsten Schaden in der Stadt Idar-Oberstein und hoffentlich auch in ihrer Feuerwehrkarriere war.

Einen positiven Nebeneffekt hatte der verheerende Brand dann letztlich doch. Die Beschaffung von hitzebeständiger Schutzbekleidung aus dem robusten Nomex-Material konnte auf Antrag des damaligen Wehrleiters der Stadt, Joachim Backes, schnell beschlossen werden. Auch die Anschaffung eines neuen Löschfahrzeugs war nach diesem Erlebnis für den Stadtrat reine Formsache.

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