Joachim und Wolfgang Roth fertigen seit 50 Jahren hochwertigen Schmuck - Auch mit 73 und 75 denken sie noch nicht ans Aufhören
Von Edelsteinen fasziniert: Joachim und Wolfgang Roth fertigen seit 50 Jahren hochwertigen Schmuck in Idar
firma-roth-2
Joachim (links) und sein Bruder Wolfgang Roth fertigen seit 50 Jahren hochwertigen Juwelenschmuck. Sie haben früh den Wert von Marketing erkannt. Foto: Kurt Knaudt
Kurt Knaudt

Idar-Oberstein. Schon als kleiner Junge war der berufliche Weg von Joachim Roth vorgezeichnet. Mit sieben sortierte er bereits Aquamarin-Rohsteine in der Schleiferei seines Großvaters, mit zehn handelte er auf der Straße mit Edelsteinen aus seinem Bauchladen.

Lesezeit 3 Minuten

Später absolvierte er bei der Firma Julius Graef eine Ausbildung zum Juwelenfasser, auf die er noch eine Lehre zum Juwelengoldschmied draufsetzte. Bereits mit Anfang 20 gründete der heute 73-Jährige dann in Idar seine eigene Firma, die er seit 50 Jahren erfolgreich mit seinem zwei Jahre später eingetretenen und auch zwei Jahre älteren Bruder Wolfgang führt, der als gelernter Edelsteinschleifer sein Know-how und seine Erfahrung in das Unternehmen einbringt.

Ans Aufhören denkt das Duo nicht: „Wenn’s nach mir geht, arbeite ich noch zehn Jahre“, bekundet Joachim Roth, der nach wie vor von der Leidenschaft für seinen Beruf und die Edelsteine beseelt ist. Er hat zwei Gesellenbriefe, betont aber: „Man kann nur in einem Beruf schnell und gut sein.“ Das war er als Fasser. Als 18-Jähriger arbeitete er im Akkord und verdiente so schon sehr viel Geld – so viel, dass er schon mit 27 ein eigenes Haus in Regulshausen bauen konnte.

Mit der Firma aber „wollte ich immer in die Hauptstraße in Idar“, verrät Joachim Roth, der sich dort zunächst mit einer reinen Fasserwerkstatt selbstständig machte. Denn dort sei man mittendrin und liege auch auf der Route der Händler: „Alle, die was verkaufen wollen, gehen dort entlang.“ Bis heute schaue er sich an, was sie zu bieten haben. Stolz ist er darauf, dass in seinen Anfängen vier der angesehensten Goldschmiede der Stadt seine Dienste zu schätzen wussten. Nach und nach stellte er mit seinem Bruder um – und fertigt seitdem hochwertigen Juwelenschmuck.

Der jetzige Standort in der Hauptstraße 154 ist der dritte. 1985 haben die Brüder dort neu gebaut. 1999 integrierten sie die Firma ihres Vaters August Roth in ihr Unternehmen. Im Lauf der Jahre haben sie mehr als 30 junge Leute im kaufmännischen und gewerblichen Bereich ausgebildet sowie insgesamt mehr als 65 Mitarbeiter beschäftigt. Heute beschäftigen die Roths noch knapp zehn, fast alle in Teilzeit.

Denn schon früh haben J. + W. Roth, wie die Firma offiziell heißt, erkannt, dass es sinnvoll ist, bestimmte Leistungen bei der Schmuckfertigung zu vergeben. Und schon früh haben die Chefs den Wert von Marketing erkannt: „Es reicht nicht, hochwertigen Schmuck herzustellen. Man muss ihn auch verkaufen.“ Dafür sorgt die eigene Werbeabteilung. „Marketing ist längst auch in unserem Metier das A und O.“

Ein Beispiel dafür ist das Buch, das jüngst zum Firmenjubiläum erschienen ist. Es präsentiert die ganze Palette dessen, was der Betrieb zu leisten imstande ist. Zugleich ist es eine Liebeserklärung an die Edelsteine. „Die ganze Majestät der Natur ist in ihnen auf kleinstem Raum zusammengedrängt, und ein einziger genügt, um darin das Meisterwerk der Schöpfung zu erkennen“, wird darin Plinius der Ältere zitiert.

Auch der Standort Idar-Oberstein liegt Joachim Roth am Herzen. Für ihn als einen der zehn jungen Wilden, die einst die Intergem gegründet haben, hat sie als Edelsteinmesse immer noch ihre Existenzberechtigung. Schon allein deswegen, „weil der Werbeeffekt für Idar-Oberstein unbezahlbar ist“. Mit dem Fokus nur auf edle Steine hätte sie seiner Meinung nach im Konzert der Messen nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal. „Aber dafür müssten auch alle Steinleute der Region mitmachen.“ Zudem plädiert Joachim Roth dafür, die Intergem nicht nur für Fachbesucher, sondern zumindest auch für die Bürger aus dem Kreis Birkenfeld zu öffnen.

Er hat auch die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass es vielleicht doch noch eine Marke Idar-Oberstein für Edelsteine und Schmuck geben wird: „Es ist noch nicht zu spät.“ Die Firma J. + W. Roth wird es allerdings irgendwann nicht mehr geben. Denn ein Nachfolger ist nicht in Sicht.

„Das ist eine Topfirma mit zwei rührigen, kreativ-innovativen Unternehmerköpfen, die in ihrem Denken nicht stehengeblieben sind und immer offen für Neuerungen waren“, lobt Jörg Lindemann, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Edelstein- und Diamantindustrie. Er weiß auch zu schätzen, dass Joachim Roth immer über den Tellerrand hinaus blicke und sich viele Gedanken um die Zukunft der Branche mache.

Einen gesunden Ehrgeiz legt dieser auch bei seinem Hobby an den Tag: Den 73-Jährigen wurmt, dass er als leidenschaftlicher Golfspieler nicht mehr ganz so gut ist, wie er mal war.

Top-News aus der Region