Fritz Fries & Söhne GmbH & Co. KG feiert 100-jähriges Bestehen - Die Corona-Krise ist endlich überwunden
Von der Werkbank zum Fastnachtsriesen: Firma Fritz Fries feiert 100-jähriges Bestehen
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Im Industriegebiet „Am Kreuz“ in Georg-Weierbach ist das größte deutsche Traditionsunternehmen im Karnevalssektor ansässig. In diesem Jahr feiert die Firma Fries ihr 100-jähriges Bestehen. Foto: Stefan Conradt
Stefan Conradt

Idar-Oberstein. Wenn ein Unternehmen 100-jähriges Bestehen feiert, dann gibt es viel zu erzählen. So ist es auch im Fall der Firma Fritz Fries & Söhne GmbH & Co. KG im Industriegebiet „Am Kreuz“, die 1924 als kleine Metalldreherei in der Hasbach gegründet wurde.

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Erst in den 1960er-Jahren, als die Schmuck- und Metallwarenbranche in Idar-Oberstein (mal wieder) eine tiefe Krise durchlief, begann die Entwicklung zum Fastnachts- und Partyspezialisten – durch Zufall, wie Firmeninhaber Gerd Horbach im Gespräch mit der NZ erzählt.

Einer der größten Hersteller und Importeure von Karnevals- und Partyartikeln in Europa

Fritz Fries & Söhne ist heute das größte deutsche Traditionsunternehmen im Karnevalssektor und europaweit einer der größten Hersteller und Importeure von Karnevals- und Partyartikeln. Das Unternehmen wird in vierter Generation von Familienmitgliedern geleitet. Im März 2023 wurde Andreas Heidrich, langjähriger Mitarbeiter, zum weiteren Geschäftsführer neben Gerd Horbach ernannt. Damit und durch die Tatsache, dass mittlerweile drei Töchter und zwei Schwiegersöhne mitarbeiten, ist der Firmenübergang gesichert, wenn der Chef jetzt langsam etwas kürzer tritt.

Das Jubiläum wird am Freitag, 21. Juni, in der Messe Idar-Oberstein groß gefeiert, mit Live-Musik und Catering von Hajo Böß. Alle Angestellten (das sind rund 200) und Ehemaligen sind mit ihren Partnern ebenso eingeladen wie Geschäftskunden und Zulieferer. So werden dann auch die Geschäftspartner aus Tunesien und China, wo Fries die eigenen Entwürfe umsetzen lässt, begrüßt. Zuvor gibt es Betriebsführungen unter Einsatz eines Shuttlebusses.

Trotz Insolvenz in Eigenverwaltung wurden keine Mitarbeiter entlassen

Mittlerweile hat die GmbH die schwierigen Corona-Zeiten überstanden, der Mitarbeiterstamm ist fast auf dem gleichen Niveau wie vor 2020. Gerd Horbach ist stolz, dass man trotz der Insolvenzanmeldung in Eigenverwaltung (die NZ berichtete) damals niemanden entlassen musste, nur ein paar Zeitverträge liefen aus. Mit Kurzarbeit und einer stringenten Sparpolitik gelang es in einer gemeinschaftlichen Kraftanstrengung, das Unternehmen zu stabilisieren. Mittlerweile läuft alles wieder rund, wie Horbach bekundet, auch wenn sich mit dem Ukrainekrieg die nächste Krise nahtlos anschloss – was angesichts steigender Energie- und Lebenshaltungskosten dazu führt, dass weniger Geld für Spaß und Party vorhanden sei.

Das Fastnachtsgeschäft sei in diesem Jahr dennoch ganz gut gelaufen, nun freue man sich auf ein Fußballsommermärchen und dass die deutsche Mannschaft bei der EM zuhause möglichst weit kommt. Entsprechende Deko- und Partyartikel sind längst ausgeliefert, ob und in welcher Größenordnung diese verkauft werden, hängt zum großen Teil am Erfolg der Nagelsmann-Elf. Das hatte bei den Weltmeisterschaften 2018 und 2022, als die deutsche Mannschaft schon früh die Koffer packen musste, dazu geführt, dass zahlreiche Retouren zurück nach Georg-Weierbach und die anderen Lagerhallen in Kirn, Hochstetten und Idar-Oberstein kamen...

Auch als der Großvater von Ulrike Fries-Horbach, eben jener Fritz Fries sen., der dem Unternehmen den Namen gab, waren es wirtschaftlich schwierige Zeiten. Dennoch entschloss sich der Werkzeugmacher, sich 1924 selbstständig zu machen. Der Vater stieg optimistisch mit ein. Das Duo baute zunächst Werkzeuge für die Schmuckindustrie, ersann aber auch neue Herstellungsmethoden und Produkte. So konstruierte Fritz Fries Maschinen zur Herstellung extrem dünner Gummifäden, aufblasbarer Wasserbälle, nichttropfender Kolbenfüllhalter und Schmuckketten. Fleiß, Kreativität und Sparsamkeit waren oberstes Prinzip. Improvisation wurde in diesen Zeiten groß geschrieben.

Mit Krönchen und Fastnachtsorden begann der Übergang zum Partyspezialisten

Als das Geschäft mit hochwertigen Artikeln aus Metall immer schwieriger wurde, wagte sich der Vater von Ulrike Fries-Horbach, Artur Fries, 1963 an Karnevalsartikel – mit wachsendem Erfolg, der bis heute anhält. Zunächst wurden Prinzessinnenkrönchen und Standardorden produziert, doch schnell wurde das Sortiment größer. 1977 wurde durch die ständig wachsenden Umsätze ein Neubau mit einer Fläche von 1200 Quadratmetern im Gewerbegebiet „Am Kreuz“ erforderlich. Jetzt widmete man sich ganz der „fünften Jahreszeit“.

Mit der Umwandlung der Firma in eine GmbH & Co. KG unter Beteiligung der Familienmitglieder im Jahr 1989 wurde der nächste Schritt getan. Artur Fries übertrug die Geschäftsführung seinem Schwiegersohn Gerd Horbach, der 1978 ins Unternehmen eingetreten war. Nun wurde in Georg-Weierbach auch produziert, die Produktpalette weiter erweitert und die Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel intensiviert.

Die Kunden hatten nun die Möglichkeit, ihre komplette Kostümierung für die Narrenwelt bei Fries zu beziehen. Ein verstärkter Außendienst trug zur weiteren Förderung des Absatzes bei. Das Geschäftsfeld wurde vom reinen Karneval auf Party-Chic, Silvester- und Gartenpartys, Oktoberfeste und und und erweitert. Heute ist das Halloween-Sortiment das am stärksten wachsende Segment.

Das florierende Geschäft und die große Nachfrage führte zu erheblichem zusätzlichem Platzbedarf, in Kirn wurden zwei Hallen mit einer Arbeitsfläche von insgesamt 25.000 Quadratmetern erworben. Inzwischen betragen die betriebseigenen Produktions-, Lager- und Verwaltungsflächen in der Region rund 50.000 Quadratmeter inklusive etwa 20.000 qm Europalettenplätzen sowie einem Hängelager mit moderner Förderanlage für circa 750.000 Kostüme. Hinzu kommen weitere ca. 14.000 Quadratmeter angemietete Hallenflächen. Derzeit ist man wieder auf der Suche...

Von Stefan Conradt

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