Birkenfeld – Im Maler-Zang-Haus wird am kommenden Sonntag, 10. März, um 11 Uhr eine Bilderausstellung von Paula Renata Braun eröffnet, einer ungewöhnlichen Künstlerin, die von spätestens 1957 an zur wichtigsten Person im Leben des Birkenfelder Malers Edvard Frank wurde. Auch wenn die heute 97-Jährige erst Jahre nach dem Tod von Frank selber zu malen begann, so sind dessen Einflüsse unverkennbar und werden durch Beispiele in der Ausstellung belegt. Der Titel der Ausstellung lautet „Rückenwind. Paula Renata Braun und Edvard Frank“, wobei die nähere Betrachtung der gemeinsamen Lebensgeschichte der beiden die Frage offen lässt, wer da wem Rückenwind gab...
Paula Renate Braun heiratete 1949 den Maler Hans Braun in Hannover; das Paar lebte dort in sehr ärmlichen Verhältnissen, wobei Paula Renate Braun als Fotografin für den Lebensunterhalt sorgen musste, zumal das Werk ihres Mannes im Krieg nahezu völlig zerstört wurde. Sie dokumentierte Kirchenbauten und reiste im Auftrag des Deutschen Archäologischen Instituts in die Türkei, nach Griechenland und Ägypten, wo sie wichtige Ausgrabungsstätten wie Pergamon oder Assuan dokumentierte. Ihr Mann und Edvard Frank waren bereits seit 1950 eng befreundet, hatten gemeinsam an Wandbildern gearbeitet und Italien bereist. Die erste gemeinsame Reise Franks und des Künstlerpaares führte 1954 nach Nordfrankreich und Paris zu den gotischen Kathedralen.
Nach dem Tod Brauns 1956 erfüllte sie dessen Wunsch, sich um den in praktischen Dingen ziemlich untauglichen Birkenfelder Maler zu kümmern. Aus diesem Grund zieht Frank 1957 von der Nahe nach Bad Honnef, wo Paula Renate Braun, die in Bonn lebt, ihm eine Wohnung besorgt. In ihrer Begleitung und mit ihrer finanziellen Unterstützung unternimmt Frank Reisen nach Südfrankreich, Griechen- land, Italien und in die Türkei. Gemeinsam besuchen sie Ausstellungen moderner Kunst. Franks Gesundheitszustand verschlechtert sich zunehmend. 1967 zieht er zunächst nach Winningen an die Mosel, später zu seiner Schwester nach Saarlouis, wo er 1972 stirbt.
Paula Renate Braun beginnt sich für Malerei zu interessieren, besucht Malkurse bei Eckhard Zylla in München. An der Kunstakademie Reichenhall, an deren Gründung sie mitwirkt, entwickelt sie ihren zunächst akademischen Stil weiter. Wegen ihres Asthmas lebt die 97-Jährige heute in den Wintermonaten auf Lanzarote, wo Klima und Atmosphäre sie zu immer neuen Bildern beflügeln, die auch auf der spanischen Insel in Ausstellungen präsentiert werden. 2011 wurde ihr Werk im Rahmen einer Einzelausstellung im „Koch’Haus. Europa Museum of Modern Art“ in Schengen/Luxemburg vorgestellt. Im Maler-Zang-Haus wird Paula Renata Braun erstmals in Deutschland mit einer Einzelausstellung als Malerin gewürdigt.
Es werden Bilder aus den letzten 20 Jahren gezeigt, das jüngste ist erst vor wenigen Wochen entstanden. Es sind durchweg abstrakte Werke, Bildbezeichnungen wie „Frühling“ oder „Sturm“ sind Titel, die auf den emotionalen Gehalt der Bilder hinweisen. „Es ist das späte Werk von Paula Renata Braun, bei dem sie zu ihrem ganz eigenen Stil gefunden hat“, erklärt Kuratorin Denise Essig. „Auch wenn sie erst im hohen Alter zur Malerei kam, so sind das keine Arbeiten einer Hobby- oder Freizeitmalerin, sondern einer ausgereiften Künstlerin.“ Die ungewöhnliche Beziehung zwischen Paula Renate Braun und Edvard Frank sieht Denise Essig als gegenseitiges Geben und Nehmen. „Sie hatten ja keine Liebesbeziehung, sondern im Alltag hatte sie eher so etwas wie eine mütterliche Beziehung zu ihm, bei der sie ihm die ganzen lebenspraktischen Dinge abgenommen hat. Umgekehrt hat er ihr beigebracht, die Welt aus der Perspektive und mit dem Blick des Malers zu sehen.“ jst
- Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft mit Text von Fred Weber, Entdecker der Künstlerin Paula Renate Braun und Kenner des Werks von Edvard Frank, im Set mit 5 Künstlerkarten (8 Euro).