Denn das Forstamt Birkenfeld um dessen Leiter Claus-Andreas Lessander macht auf Anfrage unserer Zeitung unmissverständlich klar, dass es den Ausbau des durch den Schönewald führenden Wegs zu einer öffentlichen Straße nicht befürworten kann. Auch für den Landesbetrieb Mobilität (LBM) Bad Kreuznach spielt dieses Vorhaben in den Planungen keine Rolle.
Kowalski hat Auftrag vom Stadtrat
„Es wird schwierig werden“, räumt deshalb auch Stadtbürgermeister Miroslaw Kowalski (CDU) offen ein. Ihn hatte der Stadtrat in der Februarsitzung mit seinem Beschluss dazu ermächtigt, planerische Schritte einzuleiten, damit eine Verbindung zwischen der B 41 und der früheren Kaserne geschaffen werden kann. Diese wurde in den 1960er-Jahren am Rand des Schönewalds errichtet. Der Verkehr lief in den Bundeswehrzeiten aber durch die Stadt. Obwohl schon lange keine Soldaten mehr dort stationiert sind, wurden im Lauf der Zeit die Klagen von Anwohnern umliegender Straßen wie dem Gollenberger Weg oder „Auf Ellenborn“ wegen der zu hohen Verkehrsbelastung immer lauter. Grund dafür war, dass in diesem Bereich mit dem stark gewachsenen Baugebiet Haesgeswiesen neue Autoströme hinzugekommen sind. Diese könnten sich noch verstärken, wenn es mit der erhofften zivilen Vermarktung der früheren Garnison funktioniert. Wie in der NZ bereits berichtet wurde, ist dafür die Gründung einer Erschließungsgesellschaft unter Beteiligung der Stadt geplant. Ein Hemmnis bei der Suche nach ansiedlungswilligen Investoren ist aber die verkehrliche Erschließung, weil der Weg zur Ex-Kaserne nur durch die Stadt führt, und es keinen direkten Weg zur B 41 gibt. Darauf hatte Andreas Jacob, der Geschäftsführer des im Auftrag der Stadt tätigen Beratungsbüro Firu, bereits im vorigen Jahr aufmerksam gemacht, als es im Rat um die künftige Nutzung der früheren Garnison für zivile Zwecke ging.
Aus diesem Grund und weil man die Anwohner in den umliegenden Straßen nicht noch stärker belasten möchte, hatten Stadtpolitiker, darunter zum Beispiel auch der SPD-Landtagsabgeordnete Hans Jürgen Noss, auf die Notwendigkeit einer direkten Anbindung an die B 41 sowie auf die grundsätzliche Erstellung eines neuen innerstädtischen Verkehrskonzepts gedrängt.
Was die direkte Anbindung der Ex-Kaserne zur B 41 angeht, würde der kürzeste Weg vom Nordtor der früheren Garnison durch den Schönewald zum Schmißberger Eck mit dem Sirona-Pavillon an der Einmündung zur K 8 führen.
LBM-Chef Thomas Wagner sagt auf NZ-Anfrage, dass seine Behörde im Anschluss an die jüngste Stadtratssitzung noch keine aktuellen Gespräche mit Kowalski in dieser Angelegenheit geführt habe. Es bleibe also bei der Aussage, die der LBM bereits zur Jahresbeginn im Zusammenhang mit dem geplanten Bau einer B 41-Überholspur bei Schmißberg getätigt hatte. Diese lautete: „Eine mögliche Anbindung der Kaserne an die B 41 wird uns gegenüber derzeit nicht thematisiert. Ungeachtet dessen kann eine Anbindung nur an bereits vorhandene Knotenpunkte erfolgen, das heißt die Anschlussstelle der L 172 (Anmerkung der Redaktion: der Abzweig in Richtung Rimsberg/Nohen) oder der K 8 erfolgen. In welcher Form dies letztlich plangleich oder höhenfrei möglich ist, müsste verkehrstechnisch geprüft werden. Weitergehende Anmerkungen hierzu sind also zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich.“
Lessander: Sehe Pläne total kritisch
Noch eindeutiger äußert sich das Forstamt Birkenfeld in dieser Sache. Der Schönewald, durch den die Straße führen würde, ist landeseigener Staatsforst. Den Gedanken, den bisher schmalen Asphaltweg zu einer Zubringerstraße an die Kaserne auszubauen, „sehe ich total kritisch. Der Schönewald trägt seinen Namen völlig zurecht. Er ist ein Schmuckkästchen in jeder Beziehung“, betont Forstamtsleiter Claus-Andreas Lessander im NZ-Gespräch. Bei dem rund 100 Hektar großen Areal handele es sich um „einen klimastabilen Wald mit Tannen, Eichen und Buchen, mit Beständen, die teils mehr als 100 Jahre alt sind, und an dessen Aufbau mehrere Förstergenerationen gearbeitet haben.“
Zudem sei der Schönewald das wichtigste Naherholungsgebiet der Birkenfelder Bevölkerung. „Eine weitere Zerschneidung dieses Waldgebietes können wir nicht gutheißen und würde auch von vielen Birkenfeldern mit Sicherheit abgelehnt werden“, ergänzt Lessander. Er sei ohnehin der Meinung, dass man sich von altem Denken nach dem Motto „Ich muss überall mit meinem Auto hinkommen“ lösen und stattdessen innovative Lösungsansätze in Betracht ziehen sollte. Einen Vorschlag hat Lessander mit Blick auf Pendler schon parat: „Wie wäre es denn, wenn wir an der B 41-Abfahrt Schmißberg einen Parkplatz einrichten und E-Bikes zur Verfügung stellen würden? Dann könnte man noch ein paar Minuten auf ebener Strecke in der frischen Luft radeln und käme ganz entspannt zur Arbeit in der Kaserne.“
Lessander erinnert zudem daran, dass es Pläne gibt, den Tierpark am Rand des Schönewalds aufzuwerten und „wir uns daran mit der Ausweisung eines Wanderrundwegs beteiligen möchten.“ Außerdem bestehe, so der Forstamtschef, eine künftige Nutzungsidee für das Areal der früheren Garnison darin, dort ein Seniorenheim einzurichten. „Der Weg südlich der HHK ist geteert, hat wenig Gefälle und eine Beleuchtung. Das wäre zum Beispiel für Altersheimbewohner eine tolle Strecke, um auch mit Rollator eine kleine Runde in frischer Waldluft zu drehen“, findet Lessander. Für Notfälle sei eine Nutzung des Wegs zum Nordtor der früheren Kaserne aber natürlich denkbar und sinnvoll, so Lessander, der seine Stellungnahmen auch schon gegenüber der Stadt geäußert hat.
Alternative über „AfA-Weg“?
Wie eine Alternativlösung aussehen könnte, um den Verkehr von der Ex-Kaserne nicht ausschließlich durch die Innenstadt laufen zu lassen, ist laut Bürgermeister Kowalski noch offen und mit vielen Fragen verbunden. In der Zeit, als die Ex-Kaserne als Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) diente, wurde ein Weg asphaltiert, der von der scharfen Kurve der K 7 zwischen Birkenfeld und Gollenberg abzweigt und zum Nordtor der Kaserne führt. Dies war damals die Hauptzufahrt der Afa. Zumindest denkbar wäre es, diesen Weg zu nutzen und dann über die K 5 bei Ellenberg einen Anschluss an die B 269 zu erhalten. Aber auch bei der K 5 ist die Planung noch in der Schwebe. Wie in der NZ berichtet wurde, wird dort der Bau einer Umgehungsstraße ins Auge gefasst, um die Ortslage Ellenberg zu entlasten.