Antike Römerstraßen eignen sich heute vorzüglich als Wanderwege
Viele Wege führen nach Belginum – Ausoniusstraße ein beliebter Fernwanderweg
Aussicht vom Bremerberg bei Fischbach ins Nahetal und auf Bärenbach: Schon in antiker Zeit durchzogen Fernhandelswege die Täler und Höhen des Naheberglands und des Hunsrücks. Noch heute sind davon Spuren in der Landschaft erkennbar. Foto: Uwe Anhäuser
Uwe Anhäuser

VG Herrstein-Rhaunen. Mehrere schon seit vorgeschichtlichen Zeiten begangene und befahrene Überlandwege durchziehen den Hunsrück von der Nahe zur Mosel. Sie kreuzen eine von Mainz über Bingen und Kirchberg führende uralte Fernverbindung nach Trier, die von den Römern zur überregional wichtigen Heer- und Handelsstraße ausgebaut wurde. Heute ist sie unter dem Namen „Ausoniusstraße“ ein beliebter Fernwanderweg, der bei Krummenau und Horbruch den nördlichsten Winkel des Landkreises Birkenfeld durchzieht.

Auch rund einem Dutzend Querverbindungen zwischen den beiden großen Flusstälern kam in antiker Zeit eine mehr als nur regionale Bedeutung zu, denn sie waren im Süden an eine die Pfalz, Lothringen und das Elsass durchquerende Völkerstraße ins Rhônetal und zum Mittelmeer angebunden. Ihre nördliche Verlängerung führte durch die Eifel bis an den Niederrhein. Viele der hier erwähnten Römerstraßen eignen sich auch heute noch vortrefflich als Wanderwege.

Besonders wichtig für den Handel war auch noch ein anderer Fernweg von der unteren Nahe über Staudernheim, Sien und Tholey zur Obermosel bei Metz. Wie dieser ist auch die römische Verbindungsstraße von Kirn über Bergen, dem Heuchelheimer Markt, den Idarwald und Belginum nach Trier bereits bronzezeitlichen Ursprungs. Das zeigen zahlreiche Funde an beiden Wegen. Eine große linksrheinische Römerstraße von Bingen nach Koblenz und zum Neuwieder Becken bestand wohl ebenfalls schon früher, wie bei Mainz gefundene Mahlsteine aus Eifelbasalt beweisen. Gewiss war auch das beim heutigen Bad Münster am Stein aus Salzquellen gewonnene weiße Gold schon zur keltischen Latènezeit eine begehrte Handelsware, die auf den Überlandwegen zu weit entfernten Abnehmern transportiert wurde.

Noch vielerorts werden die auf prähistorischen Handelspfaden angelegten römischen Landstraßen als Forst- und Landwirtschaftswege genutzt. Sie banden Gehöftgruppen und Landgüter an die Hauptrouten an. Manche, wie etwa die Römerstraße auf dem Truppenübungsplatz Baumholder, finden sich als solche noch in den aktuellen Messtischblättern eingetragen. Die schon auf historischen Forstkarten als „Römerstraße Trier–Frauenberg“ vermerkte Strecke war ein Teilabschnitt der überregionalen „Via Treveris–Argentoratum“ von Trier nach Straßburg, die sich nebst einigen Verästelungen recht gut im Haardtwald bei Thalfang sowie am Erbeskopf verfolgen lässt. Durch das Birkenfelder Land verlief sie über Schmissberg in den Wasserschieder Wald und dann stetig den Hochwald bergan bis zum Ramstaller Floss bei Thranenweiher, von wo sie über den sagenumwobenen Geländepunkt an der „Dreistämmigen Buche“ das zur Römerzeit schon dicht besiedelte Hermeskeiler Gebiet erreichte.

Antike Ortsnamen klingen nach

Östlich der „Via Treveris–Argentoratum“ führen zwei prähistorische Handelswege, die zur Römerzeit als nachrangige Landstraßen weiterbenutzt wurden, vom Glan zur Nahe und hinauf zum Idarwald. Die eine dieser Routen zieht sich westlich von Meisenheim über einen Hügel zwischen Jeckenbach und Desloch, auf dem noch die originale Brunneneinfassung und zwei Steintröge einer antiken Raststätte zu sehen sind. Von dort verläuft die einstige Straße als markanter Feldweg weiter zum vorzeitlichen Kultfelsen „Langenstein“ bei Bärweiler sowie anschließend über die Limbacher Höhe und durch den Meckenbacher Wald nach Kirn.

Nördlich der Nahe windet sich diese Römerstraße aufwärts zur Hochfläche bei Bergen und Berschweiler und vereinigt sich dort mit einer von Fischbach und dem keltischen Festungswall bei Kirn-Sulzbach („Salisio“) herankommenden Seitenstrecke. Beim Treffpunkt beider Wege hatte sich die antike Ortschaft „Vassiniacum“ entwickelt, deren Name noch in der Bezeichnung des Friedhofs Wassenach zwischen Bergen und Berschweiler nachklingt.

Von Wassenach geht es durch die Distrikte Ochsenheck, Perchwald und Hirtenbösch – direkt vorbei am heutigen Ruheforst Hunsrück – in gerader Richtung auf den schon von Weitem sichtbaren Idarkopf zu. Beiderseits dieses Abschnitts der Römerstraße waren um 1850 noch mehr als 50 Grabhügel erkennbar. Sie alle wurden durch unsystematische Ausgrabungen schon im 19. Jahrhundert sämtlicher Beigaben beraubt und danach in der Folgezeit auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche vollständig zerstört und eingeebnet.

Nach Überquerung der Kreisstraße zwischen Breitenthal und Wickenrodt folgt ein im Schutz des Hardtwalds östlich von Oberhosenbach gut erhaltener Wegabschnitt, der am „Kaisergarten“ oberhalb von Sulzbach mit drei Seitenstrecken aus Rhaunen, Bundenbach und Hottenbach zusammentrifft. Von diesem als historischer Marktplatz Heuchelheim bekannten Kreuzungspunkt sind es nur wenige Kilometer zum Idarkopf mit seinen keltisch-römischen Heiligtümern. Ein anderer Zweig der von Meisenheim zum Hunsrück führenden Strecke wandte sich auf der Limbacher Höhe in Richtung Nahefurt bei Hochstetten-Dhaun. Entlang dieser im Mittelalter als „Via Veldencia“ bezeichneten Route über Bruschied, Rhaunen und Laufersweiler fanden sich an mehreren Stellen eisen- und römerzeitliche Grabhügel.

Nahefurt war einst viel genutzt

Die dritte größere Römerstraße von Glan und Nahe zum Idarwald steigt aus Lauterecken hügelan zum Windhof, zieht östlich von Grumbach, Langweiler und Sien zum Höhenzug über dem Reidenbachtal, führt bei Mittelreidenbach unmittelbar am megalithischen Hunnenstein vorbei und gabelt sich an der Heinzenhecke oberhalb des Niederreidenbacherhofs in zwei Steilwege hinab zur Nahe. Der eine erreicht die Talsohle beim turmhoch ragenden Hachenfels und durchquert das Flüsschen an einer dort noch sichtbaren seichten Stelle, steigt am gegenüberliegenden Steilhang zum Bremerberg-Festungswall hinauf und führt droben dann weiter nach Vassiniacum, wo er sich mit der von Kirn heraufführenden Seitenstrecke vereinigt.

Auch der andere Zweig dieses Handelswegs wurde seit der Bronzezeit bis hoch ins Mittelalter begangen. Er nutzte eine Furt unterhalb der Fischbacher Nahebrücke, verlief dann das Seitental aufwärts bis zur Mündung des Hosenbachs und stieg von dort einen felsigen Ausläufer des Bergrückens zwischen Fischbach- und Hosenbachtal hinan. Weiter folgt er der Höhenlinie über den Rankenpocher Felsen, die Niederwörresbacher Warth und den Herrsteiner Volkesberg bis zur Jammereiche bei Breitenthal, zieht dann an Oberhosenbach vorüber und trifft schließlich vor Sulzbach auf die von Kirn und Vassiniacum heranführende Strecke. Von deren Einmündung sind es nur wenige Hundert Meter zur vor- und frühgeschichtlichen Wegekreuzung auf dem Heuchelheimer Markt.

Vor den Südhängen des Idarwalds ziehen sich zwei Römerstraßen von Oberhosenbach nach Schauren sowie von Heuchelheim über Hellertshausen zu der legendären Sommerstadt im Bastertwald. Von dort geht es weiter durch das Aschieder Tälchen bei Schauren und über den Gebirgskamm zum keltisch-römischen Hauptort Belginum an der Ausoniusstraße. Uwe Anhäuser

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