Derlei ist bei Alfred Reicherts (CDU) aus Langweiler nicht zu befürchten, den der Verbandsgemeinderat Herrstein-Rhaunen in seiner konstituierenden Sitzung ebenfalls ohne Gegenstimme und Enthaltung als Ersten Beigeordneter wiederwählte. Schon allein deswegen nicht, weil sein Ehrenamt längst nicht so exponiert ist wie das des Parteichefs bei den Sozialdemokraten.
„Ich wollte ihn fast schon Erich nennen“, witzelte VG-Bürgermeister Uwe Weber mit Blick auf Erich Honecker, der in der DDR ebenfalls regelmäßig hochprozentige Ergebnisse einfuhr. Alfred Reicherts aber freute sich sichtlich über seine 100 Prozent und bedankte sich dafür, dass der Rat ihn trotz seines fortgeschrittenen Alters von 71 Jahren noch einmal das Vertrauen geschenkt habe. Aber er sei ja immerhin noch sieben Jahre jünger als Donald Trump, zehn Jahre jünger als Joe Biden und sogar 16 Jahre jünger als Papst Franziskus, merkte Reicherts an.
FW will Sitzungsgeld senken
Ein Topergebnis gab es auch für Michael Hippeli (SPD) aus Fischbach, der erneut als Zweiter Beigeordneter kandidierte, mit 31 Ja- und drei Nein-Stimmen. Den dritten Beigeordneten stellt nicht mehr die FDP, sondern die Freien Wähler Pro Hunsrück, der nach der CDU (31,5 Prozent) und der SPD (27,9) mit 20,6 Prozent mit Abstand drittstärksten Kraft im neuen VG-Rat. Sie schickte Susanne Müller (Schauren) ins Rennen, die 22 Ja- bei 12 Nein-Stimmen erhielt. Die Ortsbürgermeisterin von Schauren löst den Freidemokraten Otmar Glöckner aus Wickenrodt ab. Weil Reicherts und Hippeli nach ihrer Wahl ihr Mandat im VG-Rat niederlegten, rücken für sie Hermann Schub und Klaus Hepp nach.
Die erste kontroverse Diskussion in der neuen Wahlperiode stießen die Freien Wähler an. Sie plädierten dafür, das Sitzungsgeld nicht wie in der Hauptsatzung vorgesehen von 35 auf 41 Euro zu erhöhen, sondern auf 30 Euro zu senken. Schließlich gehe es um eine ehrenamtliche Tätigkeit, für die es zusätzlich auch noch Fahrgeld gebe, argumentierte Fraktionsvorsitzende Gerd Böhnke. Er hatte ausgerechnet, dass sich dadurch in der gesamten Wahlperiode von fünf Jahren eine Ersparnis im niedrigen fünfstelligen Bereich ergebe.
Dreher: „Staatstragende Aufgabe“
Damit blitzten er und die Freien Wähler bei den anderen Fraktionen ab. Nach Meinung des CDU-Fraktionsvorsitzenden Stephan Dreher basieren Anträge dieser Art selten auf dem sachlichen Argument der Sparsamkeit. Vielmehr wolle man damit Pluspunkte bei den Wählern sammeln – für ihn ein Stück Populismus nach dem Motto: „Wir wären auch mit weniger zufrieden gewesen.“ Der CDU-Sprecher hält die Erhöhung für gerechtfertigt. Als Mitglied in einem VG-Rat oder Kreistag erfülle man keine x-beliebige, sondern eine staatstragende Aufgabe. Keiner mache das wegen des Sitzungsgeldes. Aber es gehe auch um Wertschätzung, wobei die Aufwandsentschädigung den Aufwand und die Zeit bei Weitem nicht kompensieren könnten. Aber damit werde „ein wichtiges Zeichen ans kommunalpolitische Ehrenamt gesetzt“.
Das sahen die anderen Fraktionen ähnlich. Katharina Reis, Co-Sprecherin der SPD, wies darauf hin, „dass niemand von uns vorgeschlagen hat, das Sitzungsgeld zu erhöhen“. Es werde vielmehr automatisch analog zum Tagegeld nach dem Landesreisekostengesetz angepasst, bestätigte Büroleiter Martin Hey. Schließlich verabschiedete der Rat die Hauptsatzung mit der darin enthaltenen Anhebung der Aufwandsentschädigung bei sechs Gegenstimmen und einer Enthaltung seitens der Freien Wähler.
Die konstituierende Sitzung endete mit einem Wahlmarathon, bei dem die Zusammensetzung der Ausschüsse abgesegnet wurde. Ungewöhnlich war dabei, dass die CDU Hans-Joachim Billert einen Platz in der Kommunalen Nationalparkversammlung überlässt. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, dem das Thema Nationalpark besonders am Herzen liegt, bedankte sich bei den Christdemokraten ausdrücklich.