Gewalt im Obersteiner Schulbus
Verzweifelter Busfahrer ruft Polizei zu Hilfe
Massive Probleme gibt es in einem Schulbus, der zur Grundschule Oberstein fährt. Besonders auf der Heimfahrt nach Schulschluss lassen sich die Kinder nicht bremsen.
HOSSER

Sogar ein Messer war schon einmal im Spiel: In einem Idar-Obersteiner Grundschulbus kommt es immer wieder zu Konflikten, die Eltern und auch die Busfahrer anmahnen.

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Beleidigungen und Schikanen bis hin zu körperlichen Auseinandersetzungen, Schlägereien sind an der Tagesordnung, auch Messer wurden angeblich schon gesichtet: In einem Idar-Obersteiner Grundschulbus ist seit einiger Zeit die Hölle los, klagen Kinder und Schüler. Und auch die Busfahrer wissen sich kaum noch zu helfen. Das gipfelte jüngst sogar in einem Polizeieinsatz.

Auf Anfrage unserer Zeitung heißt es vonseiten der Idar-Obersteiner Polizei: „Am 13. Mai gab es gegen 12.30 Uhr einen polizeilichen Einsatz in der Hauptstraße in Idar-Oberstein aufgrund eines Anrufs durch ein Busunternehmen. Hintergrund waren spielende und tobende Kinder in einem Bus. Es gab und gibt keine Hinweise auf strafrechtliche Vorfälle oder eine Aggressivität. Die Kinder verhielten sich offenbar ,wild‘ und kamen den Ansprachen des Busfahrers nicht nach, sodass die Polizei hinzugezogen wurde. Die Fahrt konnte regulär fortgesetzt werden.“

Kleiner Junge hat Angst

Die eingesetzten Beamten hätten sowohl mit dem Busfahrer als auch den Kindern gesprochen und versucht zu vermitteln. Die Situation habe sich dann wohl beruhigt, sodass die Fahrt fortgesetzt wurde. „Wären Straftaten festgestellt worden, hätte man vermutlich die betroffenen Eltern der Kinder benachrichtigt, hierzu gab es vor Ort jedoch keine Veranlassung.“

Alles in bester Ordnung? Eher nicht, wie auch besorgte Eltern klarstellen. Eine Mutter schildert gegenüber unserer Zeitung, dass ihr kleiner Sohn nicht mehr im Bus fahren will. Zu laut, permanent Streit, Handgreiflichkeiten, Beleidigungen, es wird geschubst, ein Kind kniete im Bus auf einem anderen und würgte es… So wird die Situation dargestellt. Der Kleine habe nach der Busrückfahrt von der Schule stets schlechte Laune gehabt, Hausaufgaben dauerten ob der psychischen Belastung entsprechend länger. Nun holen die Eltern und die Großeltern den Grundschüler von der Schule in Oberstein ab. Seitdem geht es dem Siebenjährigen besser. Eine andere Mutter fährt seit Jahren mit, um ihre Kinder persönlich zu schützen. Auch sie sei schon übelst beleidigt worden. Den Busfahrern ergehe es ähnlich.

Alle an einem Tisch

Kein Respekt vor den Busfahrern, die sich eigentlich auf den Verkehr konzentrieren sollten? Julian Violino, der die Einsätze der Busfahrer plant, sagt: „Das ist schlimm und unglaublich anstrengend. Zudem gefährlich. Wenn etwas passiert, sind wir schuld.“ Verdreckte Sitze und Vermüllung seien noch das kleinere Übel. Es habe allerdings schon einen Fall gegeben, dass ein Grundschüler mit einem Messer fuchtelnd in den Bus eingestiegen sei. Eine Kollegin habe dem Kind das Messer abgenommen. Busfahrer seien nach der Schulbustour mit den Nerven am Ende und wollen diese Touren nicht mehr fahren. Sie würden teilweise dann ein paar Wochen entlastet und auf andere Touren geschickt.

Sylvia Kroll, Leiterin der Obersteiner Grundschule, kommentiert: „Ich kenne die Problematik natürlich. Das ist immer wieder Thema bei uns.“ Zwei Kollegen begleiteten die Kinder zum Bus, um Probleme auf dem Weg schon gleich im Keim zu ersticken. Kaum fahre der Bus los, beginne das Chaos, das sich schnell hochschaukele. „Die Busfahrer können da wenig tun“, weiß sie. Sie beobachte tatsächlich, dass manche Kinder Angst hätten. „Jene Kinder, die da den Ärger machen, spüren keine Konsequenzen. Die Kinder lassen sich nichts sagen und sind gewaltbereiter als früher.“ Die Schule hat im Bus keine Befugnis mehr. Für den öffentlichen Nahverkehr ist die Kreisverwaltung Birkenfeld zuständig. Am Mittwoch, 4. Juni, soll es ein Gespräch mit der Schule, der Busgesellschaft und der Kreisverwaltung geben, um eine mögliche Lösung zu erarbeiten. Eine Busbegleitung wäre zumindest ein Ansatz, sind sich besorgte Eltern einig.

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