Idar-Oberstein – Keine Frage, die Musik von Hazmat Modine, die am Sonntag im Idar-Obersteiner Stadttheater gastierten, ist weit ab vom gängigen Hitparadenmaterial. Man musste sich auf ungewohnte Klänge einstellen. Und gerade deshalb war es eines der interessantesten und besten Konzerte, die in den letzten Jahren in Idar-Oberstein zu sehen und waren. Mehr als 400 Besucher wagten sich in den Idar-Obersteiner Kulturtempel, um das aufregende musikalische Gebräu der New Yorker Band zu erleben. Dass sie ihr Kommen nicht bereuten, zeigte der starke Beifall am Ende der Stücke und die geforderten – und erhaltenen – Zugaben.
Hazmat Modine, das sind neben dem Kopf der Gruppe, Wade Schuman (Harmonika, Gitarre, Gesang), Erik Della Penna (Gitarre, Banjo, Gesang), Rachelle Garniez (Akkordeon, Gesang), Joseph Daley (Sousafon), Richard Huntley (Schlagzeug), Steve Elson (Saxofon, Klarinette, Flöte), Pamela Fleming (Trompete) und Michael Gomez (Gitarre, Banjo, Steelgitarre). An den Instrumenten sieht man, dass die Band aus dem Big Apple eine große musikalische Bandbreite besitzt. Hazmat Modine spielen alle Stile, die im vergangenen Jahrhundert in den USA populär geworden sind. Und das waren viele. Grundlage der meisten Stücke ist dabei der gute alte Blues. So vermischt die Band zum Beispiel im ersten Song Blues mit Reggae. Dabei erinnert die Stimme von Schuman vom Stil her an Voodoo-Mann Dr. John. Aber auch Folk und Country finden bei der achtköpfigen Truppe ihren Niederschlag. Für diese Songs steht das hervorragende Akkordeonspiel von Rachelle Garniez, die erstmals mit der Band auf Tour war. Auch den berühmten Bo-Diddley-Shuffle gibt es bei Hazmat Modine zu hören. Mit verrocktem Klezmer geht es in die Pause.
Eigentlich reißen diese Stücke zum Tanzen mit. Schuman wunderte sich, dass sich nur wenige trauten, stehend mitzuswingen. Doch die meisten wollten einfach nur die Musik genießen. Verdienten Sonderapplaus bekam Pamela Fleming für ihre Spitzenleistung an der Trompete. Nicht minder hörenswert das Spiel von Steve Elson am Saxofon oder die Leistung von Joseph Daley am mächtigen Sousafon. Großartig auch Rachelle Garniez auf dem Akkordeon und der Claviola. Und auch die Saitenzupfer Erik Della Penna und Michael Gomez bewiesen, dass hier richtige Könner am Werk waren. Für den notwendigen Drive sorgte Schlagzeuger Richard Huntley. A
Auch wenn jeder der Musiker für sich ein Könner ist, war es das Zusammenspiel, das diesen Abend zu einem besonderen Erlebnis werden ließ. Wie aus eine Guss wirkte es, wenn die Band richtig loslegte. Toll wie man sich die musikalischen Bälle zuspielte, um am Ende zu einem geschlossenen Finale zu kommen. Bestes Beispiel dafür war die soulig, funkige Zugabe, bei der richtig Stimmung im Stadttheater aufkam. Hier wurde mächtig zwischen den Stuhlreihen mitgetanzt. Mit einer süßlich schönen Tex-Mex-Country-Schnulze, bei der das Akkordeonspiel von Rachelle Garniez an das des großen Flaco Jiminez erinnerte, endete dann ein außergewöhnliches Konzert unter großem Beifall im Stadttheater.
Zu verdanken hatten die Idar-Obersteiner diesen Konzertgenuss Jürgen Cullmann. Der ehemalige Marketingleiter der Kreissparkasse hatte sich diese Band bei seinem Abschied in den Ruhestand gewünscht. Sein Nachfolger Leonhard Stibitz zeigte sich mit der Zuschauerresonanz und der Zusammenarbeit mit dem Verein „Blue Note“ sowie dem Stadtjugendamt sehr zufrieden und versprach, auch weiterhin derartige Veranstaltungen fördern zu wollen.
Das nächste gemeinsame Projekt steht schon in den Startlöchern. Am Freitag, 18. Oktober, gibt es in der Algenrodter VfL-Turnhalle die Idar-Obersteiner Bluesnacht. Und auch die verspricht ein Leckerbissen zu werden. Die Hamburg Blues Band bringt Woodstock-Veteran Miller Anderson (Keef Hartley Band) und Sängerin Maggie Bell mit – eine der wenigen Sängerinnen, die sich mit Janis Joplin messen kann.
Von unserem Mitarbeiter Erhard Hahn