Nahe-Zeitung
Unterstützung muss schnell besser koordiniert werden

Die Willkommenskultur in der Birkenfelder Heinrich-Hertz-Kaserne ist schon jetzt spürbar anders als jene bei der Ankunft der Flüchtlinge beim THW am 10. September. Das liegt in der Natur der Dinge: Es handelt sich nicht um eine einzige Halle, nicht um überschaubares Gelände, sondern um eine Kaserne - ein kleines Dorf für sich.

Unmittelbar und völlig unbürokratisch geht da wenig. Es ist durchaus möglich, dass sich die Kaserne nach und nach mit insgesamt bis zu 1200 Flüchtlingen füllt – kein Vergleich zu den 230 beim THW. DRK-Kreisgeschäftsführer Jörg Schmitt hat spürbar Respekt vor der Herausforderung, die womöglich über Jahre hinweg anhalten wird. „Das DRK hat hier die Regie“, sagt er. Von allem anderen distanziere er sich. Womit er ganz sicher niemanden verärgern will, der helfen will. Womit er aber auch ein Problem anspricht, das sich immer mehr herauskristallisiert und der Euphorie nach der ersten Flüchtlingsankunft vor zehn Tagen im Kreis Birkenfeld zwangsläufig folgt. Die Hilfe ist unkoordiniert. Zu viele Köche verderben aktuell den Brei. Und das wird früher oder später für Frust, Engpässe und Missverständnisse sorgen.

Jan Jakobi koordiniert auf Kreisebene Hilfs- und Weiterbildungsangebote rund um die Themen Asyl und Integration von Flüchtlingen. Das ehrenamtliche Engagement in rheinland-pfälzischen Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge soll der Birkenfelder Jörg Bruch leiten und vor allem weiterleiten. Der Birkenfelder Edgar Schäfer, Pfarrer im Ruhestand, übernimmt die Rolle eines ehrenamtlichen Koordinators, der aber erst dann zum Zug kommt, wenn die Flüchtlinge in den Kommunen eine neue Heimat gefunden haben. Es gibt aktuell Initiativen auf Facebook, es wird mit Zeitgutscheinen, die man sich runterladen kann, gearbeitet. Nur: Wer gewährleistet letztlich, dass dann 20 Helfer vor Ort sind, wenn sie gebraucht werden? Und nicht 50, von denen sich 30 ärgern, wenn sie abgewiesen werden? Oder nur 5? Wer nimmt es in die Hand, dass auf einen Schlag 200 Einwegrasierer zur Verfügung stehen, wenn die nächsten Flüchtlinge – dann vielleicht ins Lager Aulenbach oder in die Idar-Obersteiner Artillerieschule – kommen? Hierfür braucht es schnell Lösungen und eine bessere Vernetzung.

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