Alfred Wenz wirbt bei Besuch in Berlin auch um Unterstützung für Belange der Handwerkerschaft
Unterstützung für Handwerker gewünscht: Bundespräsident erhält Backwerk aus Bundenbach
Der Vorsitzende Kreishandwerksmeister Alfred Wenz (links) ist seit 24 Jahren auch Innungsobermeister der Becker. Seinen Betrieb in Bundenbach hat der 68-jährige inzwischen an Tochter Jenny übergeben. Azubi Tim Schade war anfangs überrascht, wie anstrengend der Bäckerberuf ist, aber im Team macht die Arbeit Spaß, betont der junge Mann. Foto: Kreishandwerkerschaft Rhein-Nahe-Hunsrück

Der Segenswunsch von der „Brezel, so groß wie ein Scheunentor, und dem Lebkuchen, so groß wie eine Ofenplatte, damit alle satt werden“ ist uralt und passt doch in die Zeit von Ukraine-Krieg, Inflation und Zukunftssorgen. Dies gilt besonders im heimischen Handwerk mit den nahezu 1000 Innungsbetrieben in den drei Kreisen Birkenfeld, Bad Kreuznach und Rhein-Hunsrück.

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Der Vorsitzende Kreishandwerksmeister Alfred Wenz (links) ist seit 24 Jahren auch Innungsobermeister der Becker. Seinen Betrieb in Bundenbach hat der 68-jährige inzwischen an Tochter Jenny übergeben. Azubi Tim Schade war anfangs überrascht, wie anstrengend der Bäckerberuf ist, aber im Team macht die Arbeit Spaß, betont der junge Mann. Foto: Kreishandwerkerschaft Rhein-Nahe-Hunsrück

Der Vorsitzende Kreishandwerksmeister Alfred Wenz aus Bundenbach ist auch seit fast 25 Jahren Innungsobermeister der Bäcker. Wie in kaum einer anderen Branche sind hier Kosten für Energie und Rohstoffe 2022 geradezu explodiert. Umso mehr bemüht sich Wenz darum, dass es optimistisch vorwärtsgeht.

„Handwerk soll Teil der Lösung sein und nicht das Problem“, heißt es in einer Pressemitteilung der Kreishandwerkerschaft. In Sachen Energie, die sich teils um den Faktor drei und mehr verteuert habe, sei es der Kreishandwerkerschaft (KHS) gelungen, Verträge mit Versorgern abzuschließen, bei denen sich die Betriebe bei Strom und Gas meist besserstellen, als es in individuellen Verhandlungen möglich ist. Das sei einer der vielen Punkte, die für eine Innungsmitgliedschaft sprechen, betont Wenz.

Handwerk soll Teil der Lösung sein und nicht das Problem.

Aus der Pressemitteilung der Kreishandwerkerschaft

Der Bäckerinnungsobermeister ist überregional seit 2005 für die Öffentlichkeitsarbeit seiner Branche zuständig und hat mit spektakulären Aktionen wie dem Stollenweltrekord oder den Brotpfennigläufen, bei denen im Lauf von mehr als 30 Jahren circa 300.000 Euro an Spenden für wohltätige Zwecke in der Region zusammengekommen sind, die Aufmerksamkeit auf sein Metier gelenkt.

Dazu gehören auch die Neujahrsbrezeln. Diesmal erhält sogar Bundespräsident Walter Steinmeier eine Neujahrsbrezel aus der Wenz-Backstube in Bundenbach. „Bei solchen Gelegenheiten kann man nachhaltig auf die Sorgen des Berufsstands aufmerksam machen“, sagt Wenz. Denn natürlich habe das Handwerk allgemein und die Bäcker im Speziellen Unterstützung nötig, wenn beispielsweise Butter, Mehl und Zucker das Doppelte kosten und diese Teuerung nicht eins zu eins an Kunden weitergegeben werden kann.

Innungsmitgliedschaft ist vorteilhaft

„Solche Hilfen fallen politischen Entscheidungsträgern leichter, wenn die Innungen Gemeinsamkeit und Zusammengehörigkeit dokumentieren“, betont der Vorsitzende der KHS. Er weiß, dass etliche der nicht in der Innung organisierten Handwerker die Mitgliedschaft hinterfragen. Motto: „Was hab' ich davon?“

Wenz nennt Beispiele, warum das sinnvoll sei: Zum Service für die in der KHS vertretenen 25 Innungen gehört die juristische Beratung in vielen rechtlichen Fragen. In Belangen des Arbeitsrechts vertritt die KHS Mitglieder vor Gericht, sie hilft bei Problemen mit Behörden, Krankenkassen oder Berufsschulen und bietet auch einen kostengünstigen Mahn- und Inkassoservice an.

Wenz sieht die KHS mit dem im Juli 2022 gewählten Vorstand um ihn, Simon Henkel und Peter Mumbauer an der Spitze als Garant für eine gute Fortentwicklung. In Kürze werde der neue Geschäftsführer der KHS vorgestellt, kündigt Wenz an. Dann sei geplant, dass sich der langjährige Geschäftsführer Gerhard Schlau, der seit Ausscheiden seines Nachfolgers im Sommer tatkräftig und mit profunden Kenntnissen eingesprungen ist, vor allem um Mitgliedsbetreuung und Werbung weiterer Innungsmitglieder kümmert, erläutert Wenz.

Betrieb an Tochter weitergegeben

„Probleme gibt’s genug, aber die Arbeit macht weiter Spaß“, betont er. Das wolle er auf Mitarbeiter und Innungskollegen übertragen. Sein Azubi Tim Schade, der im April 2022 eine Bäckerlehre in der Bäckerei Wenz antrat, obwohl er in der zuvor begonnenen Kaufmannslehre deutlich mehr verdiente, bestätigt das: „Es ist anstrengend, aber das Team ist gut drauf und man hilft sich“, sagt er. Alfred Wenz hat inzwischen den Betrieb seiner Tochter Jenny übergeben, sieht sich mit 68 scherzhaft als „Auslaufmodell“, aber die Zukunft stehe parat.

Mit zwei Auszubildenden reist er am Dienstag, 10. Januar, nach Berlin, nimmt am Neujahrsempfang des Bundespräsidenten teil, und überreicht Frank-Walter Steinmeier die traditionelle Brezel. Am Donnerstag, 12. Januar, erhält Landesmutter Malu Dreyer ihre Bäcker-Neujahrsgabe. „Ich sehe für unser Gewerbe bei Weitem nicht so schwarz, wie viele es malen“, gibt sich Wenz optimistisch. Optimismus brauche es, um Herausforderungen wie Facharbeiterbedarf, Berufsschule, Aus- und Fortbildung zu stemmen.

Wenz wird nicht müde zu betonen, dass gute Handwerker als Meister und Betriebsleiter wirtschaftlich oft besser dastehen als viele andere junge Leute nach Abi und Studium. Als Kreishandwerkerschaft in drei Landkreisen mit fast 350.000 Einwohnern wolle man künftig auch lokalpolitisch stärker wahrgenommen werden. Was junge Handwerker können, das wird im Januar in Gesellenprüfungen herausgearbeitet. Die Besten der Besten sollen im Februar in Hackenheim geehrt werden, um zu unterstreichen: „Exzellenz ist nicht nur akademisch.“ red

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