Superintendentin Walber begründet die Schließung der Kirche in Schmidthachenbach mit der Energiekrise. „Auch wir als Kirche müssen Energie sparen. Aus diesem Grund hat der Bevollmächtigtenausschuss für die Kirchengemeinde Schmidthachenbach beschlossen, die Kirche in Schmidthachenbach im Winter nicht mehr zu nutzen“, schreibt sie im Gemeindebrief. Dabei sei auch bedacht worden, dass die Heizung in dem Gotteshaus nicht mehr zuverlässig funktioniere und eine Erneuerung im Sinne der Nachhaltigkeit nicht sinnvoll erscheine.
Walber erklärt: „Die Kirche in Schmidthachenbach wird nur noch im Sommer zur Verfügung stehen. Gottesdienste und Veranstaltungen können in den Wintermonaten in der Bärenbacher Kirche stattfinden. Sie ist kleiner und die Heizungsanlage in einem besseren Zustand.“ Darüber hinaus sei jeder eingeladen, an Gottesdiensten in anderen Orten teilzunehmen.
Argumentation unverständlich
Roger Stumm, Ortsbürgermeister von Schmidthachenbach und ehemaliger Presbyter, kann diese Argumentation nicht verstehen. Die Kirchenverwaltung des Kirchenkreises Obere Nahe nehme es mit der Energieeinsparverordnung schon sehr genau. Die Verwaltung habe offenbar die Erkenntnis gewonnen, dass ein enormes Energieeinsparpotenzial freigesetzt wer-den könne, „wenn man die Kirche in Schmidthachenbach in den Wintermonaten zur Winterkirche ernennt und den Gläubigen ausgerechnet in der dunklen Advents- und Weihnachtszeit den Zugang zu diesem besonderen, geschützten Raum verbietet“. Roger Stumm betont, dass es den Kirchenmitgliedern gerade mal um zwei Termine in der Advents- und Weihnachtszeit gehe.
„Wohl wissend, dass an allen Ecken und Enden Pfarrer und Prediger fehlen, haben sich in den vergangenen Jahren die Frauen der Frauenhilfe Schmidthachenbach getroffen, um in der Adventszeit auf unbürokratische, kostengünstige Weise in der liebevoll dekorierten Kirche eine Abendandacht zu gestalten“, berichtet der Ortsbürgermeister. „Diese festliche Einstimmung auf die Ankunft unseres Herren Jesus wurde von den Mitgliedern der Kirchengemeinde sehr geschätzt, die Andachten waren jedes Jahr gut besucht. Auch in diesem Jahr war man schon in den Vorbereitungen für die Adventsandacht, als den engagierten Frauen das Betreten der Kirche von der Verwaltung strikt untersagt wurde“, fügt er hinzu.
Ortsbürgermeister Stumm fragt: „Wofür steht die Kirche? Christentum nicht nur zu lehren, sondern auch zu leben? Den Gläubigen ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte schenken? Oder aber mit blindem Eifer die Wirtschaftlichkeit über alles zu stellen und sich so langsam selbst abzuschaffen?“ Wenn die Pläne der Kirchenverwaltung bestehen bleiben, gebe es in Schmidthachenbach keine Adventsandacht und auch keinen Gottesdienst an Weihnachten. Schon an Pfingsten und am Reformationstag wurden in Schmidthachenbach keine Gottesdienste angeboten.
Aber die Kirchenverwaltung habe für solche Fälle wohlmeinende Ratschläge für die Gläubigen parat, sagt Stumm. „Die Leute sollen sich in ihr Auto setzen und die Gottesdienste in den anderen Gemeinden besuchen. Aber es gibt viele ältere Menschen, die nicht mobil sind. Und das Angebot, im Fernsehen einen Gottesdienst zu verfolgen, macht die Menschen nur noch einsamer“, erklärt Stumm.
Die Kirchenverwaltung beruft sich in seiner Begründung für die Schließung der Schmidthachenbacher Kirche unter anderem auf eine defekte Heizung im Kirchengebäude. Dies entspreche nicht den Tatsachen, bekräftigt Stumm. Er muss es wissen, da er in dieser Branche tätig ist. Und er hat sich über viele Jahre hinweg um die Heizung in der Kirche gekümmert.
Kerzen für Besucher spenden
„Ich für meinen Teil wäre gern bereit, mich den Temperaturen in der unbeheizten Kirche mit entsprechender Kleidung anzupassen. Auch bin ich bereit, den Gottesdienstbesuchern Kerzen zu spenden, damit die Kirche ohne zusätzlichen Stromverbrauch erleuchtet werden kann, wie es wohl einst im Erbauungsjahr 1846 der Fall war“, erklärt Roger Stumm. So wie er denken viele Menschen in Schmidthachenbach.
Der jüngste Gemeindebrief jedenfalls hat in der Gemeinde eine spontane Unterschriftenaktion ausgelöst. Mehr als 120 Kirchenmitglieder sprechen sich dagegen aus, im Winter die Kirche in Schmidthachenbach nicht mehr zu nutzen. Gleichzeitig wird die geplante Angliederung der Kirchengemeinde Schmidthachenbach mit Bärenbach an die Kirchengemeinde Fischbach-Kirn-Sulzbach mit Hintertiefenbach und damit die Auflösung der Kirchengemeinde Schmidthachenbach abgelehnt.
Diese Liste wurde der Evangelischen Kirchenverwaltung im Rheinland und dem Verwaltungsamt in Idar-Oberstein zugestellt. Eine Reaktion seitens des Verwaltungsamtes gab es dieser Tage. Alle Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde sind für Mittwoch, 7. Dezember, 19.30 Uhr, in die evangelische Kirche nach Bärenbach eingeladen worden. Dort stehen unter anderem die beiden Punkte „Schließung der Kirche Schmidthachenbach“ und „Angliederung an Fischbach-Kirn-Sulzbach“ auf der Tagesordnung.