Lange Nacht der Edelsteine
Unter Tage gibt es ein fliegendes Juwel
Die Besucher waren fasziniert von der Führung durch die Stollen im Kupferbergwerk Fischbach, in denen bis zu 1000 Fledermäuse hausen.
Thomas Brodbeck

Bei der „Langen Nacht der Edelsteine“ lernten Besucher im Fischbacher Kupferbergwerk viel über Fledermäuse und ihre immer schwieriger werdende Lebenssituation. Und dass es im Bergwerk tatsächlich ein Juwel zu finden gibt.

Es war sicher ein Highlight der „Langen Nacht der Edelsteine“ – auch wenn das Museum in Fischbach auf den ersten Blick wenig mit Edelsteinen zu tun hat: Die Fledermaus-Führung durch das ehemalige Kupferbergwerk im Rosenberg. Um die 20 Besucher je Führung wurden dabei äußerst anschaulich und fachkundig von Kristine Mayer über die faszinierende und meist verborgene Welt der Fledermäuse informiert.

Die Landschaftsplanerin engagiert sich seit mehr als 30 Jahren ehrenamtlich im Schutz dieser kleinen Jäger der Nacht. Dabei ist der dringend notwendig, denn in den zurückliegenden Jahren ging der Bestand rapide zurück, nicht zuletzt durch das dramatische Insektensterben und den Verlust von Lebensraum. Schließlich braucht eine einzige Fledermaus bis zu 4000 Mücken pro Nacht als Nahrung. Dazu kommt: Moderne Gebäude mit versiegelten Dachgiebeln bieten den bedrohten Tieren immer weniger Unterschlupf.

Wichtigstes Fledermausrefugium in Rheinland-Pfalz

Umso wichtiger sind Rückzugs- und Überwinterungsquartiere wie jenes im Kupferbergwerk. Hier tummeln sich bis zu 1000 Tiere. Von den 22 Fledermausarten, die in Rheinland-Pfalz vorkommen, wurden bislang neun Arten in den weitverzweigten Stollen im Hosenbachtal nachgewiesen. Damit sind die Stollen bei Fischbach eines der bedeutendsten Fledermausrefugien in ganz Deutschland und das größte und wichtigste in Rheinland-Pfalz.

Mit viel Geduld und ihrem immensen Wissensschatz beantwortete Kristine Mayer die vielen Fragen, die meist von neugierigen und wissensdurstigen Kindern bei der Führung gestellt wurden. Aber natürlich war die Zeit viel zu knapp, um umfassend über die so außergewöhnliche wie faszinierende Lebensweise der Fledertiere zu informieren.

Diese verletzte Langohr-Fledermaus wird von Nadine Klein in den kommenden Tagen aufgepäppelt.
Thomas Brodbeck

Ein besonderer Höhepunkt wartete dann tief im Bergwerkstollen. Hier hatte Nadine Klein von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Mainz ihren Infostand aufgebaut. Die begeisterten Besucher konnten aus nächster Nähe drei kleine Fledermäuse in Augenschein nehmen. Nadine Klein päppelt vorsichtig und sorgsam kranke und verletzte Tiere mit Mehlwürmern und einem Brei aus Insektenlarven auf, die ihr und ihren Kollegen gebracht oder gemeldet werden. Gerade in dieser Nacht musste eine Graue Langohr-Fledermaus gerettet werden, die abgemagert und flugunfähig am Straßenrand saß. Es war für die meisten Besucher etwas ganz Besonderes, einer Fledermaus so nah zu kommen, die Nadine Klein vorsichtig in ihren Händen hielt.

Einst wurden hier auch Edelsteine gefunden

Und wer sich fragte, was denn die Jäger der Nacht mit der „Langen Nacht der Edelsteine“ verbindet, so gab es auch darauf eine verblüffende Antwort: Schließlich wurde in den Stollen nicht nur Kupfererz abgebaut, sondern auch Malachit und Azurit. Beide Mineralien wurden und werden als Schmucksteine gehandelt und sind schon seit der Antike geschätzt. Ohne das Erz, ohne die Edelsteine gäbe es kein Bergwerk. Und ohne dieses Bergwerk gäbe es auch nicht die vielfältige Fledermauspopulation, die hier ihr Refugium findet.

Nadine Klein (mit orangefarbenen Helm) erklärt den interessierten und neugierigen Besuchern im Kupferbergwerk Fischbach die Lebensweise der kleinen Nachtjäger.
Thomas Brodbeck

Und dann gibt es noch einen fliegenden Schatz, wie es Rainer Hahn-Köhner, der neue Betriebsleiter des Bergwerks, formuliert: „Mit der hier vorkommenden Wimper-Fledermaus gibt es tatsächlich ein ganz besonderes Juwel. Denn der nächste Nachweis ist mehr als 100 Kilometer entfernt in der Nähe von Trier.“

Es war eine rundum gelungene Veranstaltung, von der viele Besucher derart angetan waren, dass es ihnen nach gut einer Stunde schwerfiel, die Stollen mit den Infoständen und der Videoprojektion wieder zu verlassen. Ein wohl jeder Besucher ging mit mehr Wissen, mehr Respekt und mehr Bewunderung für diese kleinen und meist im verborgenen jagenden Fledertiere nach Hause.

Wer eine kranke oder verletzte Fledermaus findet, kann sich an Nadine Klein von der Koordinationsstelle Fledermausschutz in Mainz wenden, Tel. 0171/9373 858.

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