Forstamt Idarwald Rhaunen bietet seit 15 Jahren Lehrgänge an - 750. Teilnehmer begrüßt
Umgang mit Motorsäge will gelernt sein – Kurse des Forstamts Idarwald Rhaunen sehr beliebt
Anne Becker ist die 750. Person, die vom Forstamt Idarwald die Teilnahmebestätigung am MS-Basis-Motorsägenkurs erhält. Als Dank und Anerkennung für ihr Interesse erhielt sie vom Forstamt Idarwald einen Spalthammer für ihr künftiges Arbeiten am Holz. Es gratulieren (von links) Gerd Womelsdorf, Bernd Stifel und Harald Ersch. Foto: Harald Schönberger
Forstamt Idarwald

Rhaunen/Morbach. Angesichts der Energiekrise ist Brennholz gefragt wie nie. Umso wichtiger ist es, dass diejenigen, die ihr Brennholz selbst im Wald zurichten oder mit der Motorsäge klein schneiden wollen, um die Tücken des Objekts – der Motorsäge und des Arbeitens mit ihr – wissen.

Denn noch immer passieren täglich schwerste Unfälle beim Arbeiten mit der Einmannmotorsäge (EMS), die mit der passenden Körperschutzausrüstung, dem nötigen Wissen um den richtigen Umgang mit Holz und Säge und Umsicht vermeidbar wären.

71. Veranstaltung für Anfänger

Seit mehr als 15 Jahren führt das Forstamt Idarwald Rhaunen Motorsägenkurse für Anfänger durch, um das Arbeiten mit der EMS sicherer zu machen. In diesen Tagen fand der 71. Lehrgang MS-Basis statt, bei dem der Leiter des Forstamtes Idarwald, Forstdirektor Gerd Womelsdorf, den 750. Teilnehmer an den im Idarwald ausgerichteten Lehrgängen begrüßen konnte.

Noch immer zählt die Waldarbeit zu den gefährlichsten beruflichen Tätigkeiten, die es gibt. Bei den Profis sind es häufig die Begleitumstände der Holzerntearbeit, etwa das unter Spannung liegende oder stehende Holz, die zu Unfällen führen – weniger das verwendete Werkzeug an sich, denn dieses beherrschen die Forstwirte aus dem Effeff. Anders sieht es bei den sogenannten Selbstwerbern aus, die in den Wald ziehen, um dort ihr Brennholz selbst zu schneiden.

„Da gab es früher nicht selten die Selbstwerber im Blaumann oder in Turnschuhen und Jeans, die allein an ihrem Holz herumschnitten“, weiß Womelsdorf aus 34-jähriger Berufserfahrung zu berichten. „Schutzhelm – am besten mit Gehörschutz und Visier –, Schnittschutzhose oder Sicherheitsschuhe waren oft Fehlanzeige!“

Hier setzt das Forstamt mit seinem Kursangebot an: „Allein die Tatsache, dass die Teilnehmer an unseren Kursen mit vollständiger Körperschutzausrüstung erscheinen müssen, hat das Arbeiten der Selbstwerber in unseren Wäldern sicherer gemacht.“ Ohne Motorsägenführerschein, wie die Teilnahmebestätigung eines MS-Basis-Lehrgangs im Volksmund genannt wird, darf heute keiner mehr sein Brennholz im Staats- oder Gemeindewald schneiden.

In den vom Forstamt Idarwald angebotenen Kursen, die allein das Schneiden am liegenden Holz betreffen, werden die Kursteilnehmer nicht nur in die Technik und Wartung der EMS eingeführt, sondern sie lernen auch das gefahrlose und ergonomische Schneiden des liegenden Holzes. Das Wort liegend wird hier von den Forstleuten ganz bewusst betont, denn der MS-Basis-Lehrgang berechtigt nicht zum Fällen stehenden Holzes.

Beim Zufallbringen gehen vom stehenden Baum noch wesentlich größere Gefahren aus, die man an der Motorsäge kennen muss, bevor man sich anschickt, einen Baum auf den Boden zu werfen. „Das sind beispielsweise tote Äste in den Kronen oder asymmetrisch ausgebildete Kronen oder schief stehende Bäume, bei denen die richtige Einschätzung der Spannungsverhältnisse im Holz schon für den Profi eine Herausforderung darstellt. Deshalb bedarf es zur Fällung stehender Bäume eines weiteren (vom Forstamt Idarwald allerdings nicht angebotenen) Ausbildungsmoduls, bevor dem Selbstwerber dies erlaubt wird.“

Wichtig ist den Forstleuten auch die Betonung des Alleinarbeitsverbots. Wenn ein Unfall mit der Motorsäge passiert, sind die Verletzungen oft so schwer und der Schock des Verunfallten so groß, dass er sich allein nicht mehr zu helfen weiß. Hier wird der zweite Mann oder die zweite Frau nicht selten zum Lebensretter, um die notwendige Erste Hilfe zu leisten und unverzüglich die Rettung zu alarmieren.

Rettungspunkt einprägen

Die Rettungsleitstelle fragt bei Unfällen im Wald regelmäßig den sogenannten Rettungspunkt ab: Den muss jeder im Wald Arbeitende – auch der private Selbstwerber – kennen, um die Rettungsfahrzeuge so nah wie möglich an den Unfallort heranführen zu können, denn nicht selten geht es bei Kettensägenunfällen um Minuten. Die Rettungskette hilft im Übrigen auch den Waldwanderern, wenn sie im Wald verunfallen, deshalb sollten auch diese sich mit diesem System auseinandersetzen. Die kostenlose App „Hilfe im Wald“ kann Forstamtsleiter Gerd Womelsdorf hierfür sehr empfehlen.

Der jüngste MS-Basis-Lehrgang des Forstamtes Idarwald, durchgeführt von den erfahrenen Forstwirten Bernd Stifel und Harald Ersch an einem regnerischen Samstag im November, führte zwölf um die Motorsägenanwendung und das Holzschneiden wissbegierige Männer und Frauen in das Forstrevier Hoxel-Ranzenkopf. Die Herbstbelaubung und die herbstliche Witterung motivierten die Teilnehmer – immerhin waren vier Frauen bei dem Kurs dabei – so richtig zum sicheren Schneiden des Energieholzes, das dann hoffentlich in den kalten Wintermonaten das eigene Heim behaglich und romantisch wärmen wird.

Der Forstamtsleiter bedankte sich bei diesen für das Interesse am richtigen und sicheren Umfang mit der EMS und versicherte mit einem Schmunzeln, dass es genügend Brennholz in seinem Wald gäbe, wenn man bereit wäre, auch andere Holzarten außer Buche und Eiche in den Kamin zu schieben.

Großes Lob für Mitarbeiter

Gegenüber seinen Mitarbeitern sparte Womelsdorf nicht mit Lob und Dank für die Bereitschaft, auf diese Weise das Arbeiten im Wald ein Stück weit sicherer zu machen. „Vielleicht können wir mit unserem Kursangebot dazu beitragen, dass der eine oder andere Unfall vermieden wird. Das ist für meine Mitarbeiter die höchste Motivation“, betonte Womelsdorf.

Einer Teilnehmerin, die an diesem Wochenende den 750. Teilnehmer an den Motorsägenkursen in Idarwald darstellte, überreichte der Forstamtsleiter anschließend noch einen kleinen Preis als Dank für ihre Teilnahme und als Motivation für ein sicheres Arbeiten. Es handelte sich um einen Spalthammer, mit dem die junge Frau in Zukunft die von ihr geschnittenen Holzscheite und Holzstücke profihaft reißen kann. red

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