Überraschende Wende in der hitzigen Debatte um den Hotelneubau auf dem Hof der Marktschule: Ursprünglich war vorgesehen, den Tagesordnungspunkt „Bebauungsplan Am Markt“, der in der jüngsten Sitzung des Bau-, Infrastruktur- und Umweltausschusses vorberaten worden war, auf die Tagesordnung der nächsten Stadtratssitzung am Mittwoch, 23. März, zu setzen. Aufgrund aktueller Entwicklungen wurde jedoch von Oberbürgermeister Frank Frühauf im Benehmen mit Bürgermeister Friedrich Marx entschieden, den Punkt wieder von der Tagesordnung zu nehmen.
Vorausgegangen war eine Ältestenratsitzung am Mittwoch, an der Investor Dag Stein-Herzberger teilnahm. Vereinbart wurde dabei nach Informationen unserer Zeitung, dass die Fraktionsvorsitzenden der im Stadtrat vertretenen Parteien den neuen Ansatz aktuell nicht kommentieren.
Investor greift Vorschlag der Verwaltung auf
Grund für das Umdenken, so die Stadtverwaltung, sei, dass der Investor den Vorschlag der Verwaltung aufgreife, das geplante Hotel statt auf dem Hof der ehemaligen Marktschule im Stadtteil Idar auf der gerade wieder verfügbar gewordenen Fläche in der Austraße im Stadtteil Oberstein umzusetzen. Die Pläne, dort ein mehrgeschossiges Einkaufszentrum zu bauen, sind gescheitert, wie der Investor und die Verwaltung diese Woche einmütig mitgeteilt haben (die NZ berichtete).
Das Nutzungskonzept für die ehemalige Marktschule, das von Anfang an in der Öffentlichkeit und auch im Stadtrat auf breite Zustimmung stieß, könnte wie vorgesehen umgesetzt werden, wenn das Hotel am Standort in der Austraße realisiert werden kann. Die Marktschule soll mit einem Mehr-Generationen-Projekt mit Seniorenwohnen, -pflege und einer Kita mit Leben gefüllt werden.
„Ich halte mich da erst einmal zurück. Es ist ein Politikum. Ich bin nur der mögliche Betreiber. Alles andere müssen Stadt und Investor und auch die Bürger klären“, sagt Seniorenheimbetreiber Christian Grimm, der sich freuen würde, wenn seine Pläne umgesetzt würden und eine Lösung, die hohe Akzeptanz findet, folgen könnte.
Neben einem Hotel könnten auf der Fläche in der Austraße auch öffentliche Parkplätze erhalten bleiben. Natürlich würde die Umsetzung dieses Konzeptes voraussetzen, dass der Stadtrat einem Verkauf des Grundstücks an den Investor zustimmt. Dies wird Thema in den April-Sitzungen des Bau-, Infrastruktur- und Umweltausschusses (am 7. April) sowie des Stadtrates (am 27. April) sein. Sofern diese Entwicklung mehrheitlich mitgetragen werde, könne so die Finanzierung der vorgestellten Umnutzung der Marktschule sichergestellt werden, heißt es seitens der Stadt. Somit wäre dann auch keine Änderung des Bebauungsplanes „Am Markt“ notwendig, weshalb der Punkt von der Tagesordnung genommen wurde, erläutert die Verwaltung.
SPD-Stadtrat Forster zeigt sich zufrieden
Moritz Forster, SPD-Stadtrat und einer der schärfsten Kritiker, des Projekts Hotelneubau an der Marktschule, kommentiert die geänderte Situation so: „Das ist der beste Ausgang, den dieses Projekt in Anbetracht der bisherigen Umstände nehmen konnte. Städtebaulich passt das Hotel auch besser nach Oberstein auf diese Freifläche als auf den altehrwürdigen Schulhof der Marktschule.“ Dass die Marktschule wieder belebt werden soll, „ist ein Gewinn für die Stadt“, sagt Forster. „Somit haben wir eine Win-Win-Situation für beide Stadtteile. Ich bin mit dieser Lösung zufrieden. All das wäre aber bestimmt nicht ohne den großen öffentlichen Druck und das riesige Interesse der Bevölkerung so gekommen.“
Armin Korpus, CDU-Stadtratsmitglied, verweist auf die heftigen Bürgerproteste in den vergangenen Monaten, die sich in Leserbriefen und auch in den sozialen Netzwerken darstellten, und freut sich nun: „Das ist eine gute Lösung. Hätte man die Pläne in Idar mit Gewalt durchgezogen, hätte das einen Riss durch Idar-Oberstein zur Folge gehabt, den man nicht kitten kann. Es hängen viele Emotionen an der Marktschule.“ Die Freifläche auf der Austraße eigne sich indes hervorragend für den Hotelbau und liefere sicher Impulse für die Belebung der Fußgängerzone. Sabine Brunk, CDU-Stadträtin, begrüßt den neuen Ansatz ebenfalls: „Das ist eine gute Sache. Und man kann sich das Hotel in der Austraße gut vorstellen.“
Weniger euphorisch zeigt sich Christian Wild. Der 56-Jährige ist Sprecher der neuen Bürgerinitiative „Lebendiges Idar-Oberstein“, die dem Hotel-Plan in Idar kritisch gegenüber steht. „Alle denken jetzt, dass die Luft raus sei. Das sehe ich nicht so. Grundsätzlich ändert sich nichts. Die Schlacht fängt erst an.“ Es gehe um Stadtplanung: in der Austraße, im Bereich des ehemaligen C&A-Hauses, an der Marktschule. Bestimmte Prozesse und Abläufe seien immer ähnlich und aus seiner Sicht nicht immer zielführend.