Frühjahr ist viel zu trocken
Trockenheit bedroht Wald und Landwirtschaft
Der Wald ist trocken - auch der Regen der vergangenen Tage reicht bei Weitem nicht aus, die Böden zu durchfeuchten.
Thomas Brodbeck

Seit Wochen hat es kaum geregnet. Das spüren derzeit Hobbygärtner wie Landwirte: Der Boden ist viel zu trocken. Eine Einsaat ist kaum möglich. Und: Im Wald droht bereits wieder eine hohe Brandgefahr. Die Feuerwehren hatten bereits erste Einsätze.

Auch wenn der Sonnenschein bei vielen Menschen ein Lächeln auf die Lippen zaubert, so vertiefen sich doch bei anderen die Sorgenfalten. Denn es fehlt der Natur und der Landwirtschaft der dringend benötigte Regen – auch der Regen der vergangenen Tage reicht bei Weitem nicht aus, die Böden zu durchfeuchten. Nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes war der diesjährige März einer der trockensten seit Messbeginn im Jahr 1881. Zudem war er auch noch der wärmste Monat, bei dem das Temperaturmittel bei 6,1 Grad Celsius lag und damit um 2,6 Grad über dem Wert der Referenzperiode 1961 bis 1990. Und im April setzt sich bislang dieser Trend ungebrochen fort. Mit fatalen Folgen.

„Wir haben im Frühjahr großflächig neu angepflanzt in den umliegenden Wäldern und befürchten nun, dass durch die Trockenheit die Setzlinge nicht anwachsen“, sagt Christian Sanders, Stadtförster von Idar-Oberstein. Denn die oberen Bodenschichten, wo die Setzlinge wurzeln, trocknen als Erstes aus. Ein nicht unbeträchtlicher finanzieller Schaden, denn jede Pflanze kostet etwa 1,50 Euro, hinzu kommt der Verbissschutz in Höhe von 3,50 Euro. Und dann noch die Arbeitszeit für das Ausbringen der jungen Bäumchen. Schnell kommen da Kosten im hohen vierstelligen Bereich zusammen.

Trockene Blätter sind ein ausgezeichneter Brennstoff für Waldbrände. Hier kann eine achtlos weggeschmissene Zigarettenkippe oder auch eine Glasscherbe verheerende Wirkung haben.
Thomas Brodbeck

Dabei versuchen die Förster sich mit einem möglichst breiten Spektrum an neuen Bäumen gegen die Klimakrise zu wappnen, unter anderem mit Eichen, Esskastanien, Kirschen, Walnuss, Douglasie und Roteiche. Denn wie schlimm in den kommenden Jahren die Trockenheit wird und welche Baumarten dann noch im Hunsrück gedeihen können, kann heutzutage noch niemand mit Sicherheit sagen. Und auch der Borkenkäfer ist immer noch eine latente Bedrohung. Ebenso die Waldbrandgefahr: Sanders weist noch einmal darauf hin, dass im Wald ein generelles Rauchverbot gilt und bei Missachtung ein Busgeld droht.

Borkenkäfer findet kaum noch neue Nahrung

„Natürlich gelten für den Nationalpark Hunsrück-Hochwald die gleichen Sicherheitsaspekte in Sachen Waldbrandgefahr wie für alle anderen Wälder“, betont Harald Egidi, Leiter des Nationalparks. „Dabei halten wir einen engen Kontakt zu den Feuerwehren. Unsere digitalen Karten liefern Informationen, wo Wasserentnahmestellen sind, welche Routen befahren werden können oder wo Bereitstellungsräume für die Fahrzeuge sind. Auch eine große gemeinsame Feuerwehrübung im Nationalpark ist geplant.“ Bei der Borkenkäferproblematik sei keine sprunghafte Veränderung zu erwarten, da durch diesen Schädling in den vergangenen Jahren bereits großflächig Kiefern abstarben, er somit kaum noch neue Nahrung findet. „Es gibt allerdings ein sehr interessantes Forschungsprojekt, das Flächen vergleicht im Nationalpark mit Todholz und Schattenwurf und geräumten Waldgebieten außerhalb, wo der Wind durchweht und die in der prallen Sonne liegen. Und wo ein großes Maß an Austrocknung zu erwarten ist. Wir vermuten, dass durchfeuchtetes Totholz auch für Pilze ein gutes Substrat ist, und sich so leichter eine Naturverjüngung einstellt“, so Egidi.

„Die aktuelle Trockenheit ist erschütternd. Es gibt ja schon Prognosen, dass sich dies auch im Sommer massiv auswirken wird, besonders in den versiegelten Bereichen, die dann die Böden nicht mehr kühlen können“, sagt Katrin Eder, Umweltministerin von Rheinland-Pfalz. Scharf kritisiert die Ministerin das Koalitionspapier, denn „die Zeichen, die uns der Planet sendet, werden nicht wirklich wahrgenommen und in aktive Handlungen umgesetzt. Mir schwant Schlimmes, was aus Berlin für das Umweltrecht kommt. Es ist mehr der Versuch, vieles von dem, was erreicht wurde, wieder zurückzudrehen.“

Trockener Waldboden
Thomas Brodbeck

Dabei versuche Rheinland-Pfalz sowohl mit aktiven Maßnahmen die Klimakrise aufzuhalten, aber auch in erheblichem Umfang Klimaanpassung zu betreiben. Im vergangenen Jahr wurde der Zukunftsplan Wasser verabschiedet, in dem auch Niedrigwasser ein Thema ist. Schließlich gibt es in Rheinland-Pfalz schon heute Verbandsgemeinden, die im Sommer Verbote zum Wasserverbrauch aussprechen müssen. „In einigen Regionen in unserem Land beobachten wir mit großer Sorge, dass wir einen Rückgang um bis zu 40 Prozent der Grundwasserneubildung haben“, so die Ministerin.

Auch die Landwirtschaft braucht dringend Regen

„Die Trockenheit wirkt sich jetzt schon auf die Frühjahrsaussaat aus, schließlich gab es im Februar schon zu wenig Regen, im März fasst nichts, und auch im April ist bislang kein Regen gefallen“, weiß Hartmut Bauer, Kreisgeschäftsführer des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau. Dabei gehe es dem Wintergetreide noch einigermaßen gut, doch ohne Wasser können die Pflanzen keine Nährstoffe aufnehmen. Schließlich dürstet auch das Grünland dringend nach Regen.

Allerdings besteht laut Bauer noch eine Chance, dass sich die Felder erholen. Darin ist er sich mit dem Kreisvorsitzenden Matthias Helm einig: „Wenn es die nächsten 14 Tage ausgiebig regnet, dann können sich die Pflanzen erholen. Dann kann es noch eine gute Ernte geben.“ Schließlich sind die Bauern die Launen der Natur gewöhnt: „Ein perfektes Jahr hatten wir noch nie. Mittel- und langfristig stellen wir uns aber mit neuen, stressresistenteren Getreidesorten auf die klimatischen Veränderungen ein“, so Helm. Und weiter: „Auch wenn es die Trockenheit bei uns noch nicht so schlimm ist wie in Brandenburg mit seinen Sandböden, so brauchen wir doch dringend Regen. Uns bleibt jetzt nichts anderes, als die kommenden zwei Wochen abzuwarten.“

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