Von unserem Reporter Werner Dupuis
Die Zeit scheint still zu stehen in der Schmuckfabrik von Jakob Bengel in Idar-Oberstein. Keltische Kultur wird lebendig auf der Altburg bei Bundenbach, und die prächtigsten Fastnachtsorden entstehen in Krummenau. Das sind nur drei Beispiel aus dem großen Angebot des Buches. Dem großen Publikum sind diese drei Orte unbekannt. Nur Kenner und Liebhaber des Landes wissen damit etwas anzufangen.
Peter und Elisabeth Friesenhahn haben sich auf den Weg gemacht, um darüber zu berichten. Ein ganzes Jahr lang waren sie mit Notizblock und Kamera im Hunsrück auf Entdeckungstour. Der Sinnspruch: „Nahe, Mosel, Saar und Rhein schließen unseren Hunsrück ein“, gab ihnen dabei die Grenzen für ihr Buchprojekt vor. Das in Pünderich an der Mosel lebende Autorenpaar kennt den Hunsrück schon seit Langem. Fast ein Trauma haben bei Peter Friesenhahn die endlos langen Steigungen hinterlassen, die er in seiner Kindheit bei Fahrradtouren auf die Hunsrückhöhen mit seinen Drahtesel bewältigen musste. Der Protest gegen die Stationierung von Atomraketen bei Hasselbach war die nächste tiefgehende Begegnung mit dieser Landschaft. „Als das geschafft war, wurde aus dem Marschieren für den Frieden Wandern“, erinnert sich der Musiker, Filmemacher und Autor. Elisabeth Friesenhahn ist Klavierpädagogin. Auf unzähligen Ausflügen in den Hunsrück entdeckte das Paar eine Landschaft, die sie gefangen nahm, die – so die Friesenhahns – „ihresgleichen sucht“.
Sie waren fast überall, wo es was zu entdecken galt. Die erste Station des Buches führt nach Hüttgeswasen im Hochwald. Dort lebte einst der „Schwarze Peter“, Mörder und Kumpan des Schinderhannes. Die Räuber endeten auf der Guillotine. Heute gibt es hier einen Klub für „tolerante Paare“. Auch vor solchen Details macht das Buch nicht halt. Die Reise geht unter anderem weiter zu den Edelsteinschleifern von Idar-Oberstein, zum Jäger aus Kurpfalz und ins Antiquariat der Familie Gerlach im abgelegenen Sonnschied.
Bewusst haben die Autoren auf die bekannten Attraktionen in ihrem Entdeckungsführer verzichtet. Dafür sind sie verwunschene, skurrile, sagenhafte, traditionsreiche, romantische und kulturell bedeutsame Wege gegangen. So unterschiedlich sie sind, so lohnenswert ist es, sie aufzusuchen.
- 111 Orte im Hunsrück, die man gesehen haben muss. Peter und Elisabeth Friesenhahn. 240 Seiten mit zahlreichen farbigen Fotos. Emos Verlag,14,95 Euro