Ein Schwerpunkt der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses war die geplante Fusion der Naheland-Touristik GmbH mit der Hunsrück-Touristik GmbH zur neuen Hunsrück-Nahe-Tourismus GmbH zum 1. Januar 2026 (die NZ berichtete). Die endgültige Entscheidung darüber soll auf kommunalpolitischer Ebene im Herbst fallen – nicht nur im Kreistag Birkenfeld, sondern auch in den Gremien der beteiligten Nachbarlandkreise.
Katja Hilt, Geschäftsführerin der Naheland-Touristik, informierte das Gremium ausführlich über den geplanten Zusammenschluss und den Ablauf. Mit Blick auf die Tourismusstrategie des Landes und den darin festgelegten Kriterien und Kennzahlen sei eine Fusion geboten, da die beiden bestehenden Organisationen alleine nicht wettbewerbsfähig seien. Auch aus naturräumlicher Sicht und im Interesse der Gäste sei eine gemeinsame Dachmarke für das Naheland und den Hunsrück „absolut sinnvoll“, betonte Hilt: Touristen sind die Verwaltungsgrenzen naturgemäß schnuppe.
Für den Nationalparklandkreis wird es teurer
Bereits heute liefen viele touristische Angebote gebietsübergreifend – etwa der Nationalpark Hunsrück-Hochwald, der Saar-Hunsrück-Steig mit seinen Traumschleifen oder die Bikeregion Hunsrück-Nahe, nannte die Touristikern Beispiele. „In den vergangenen Jahren hat sich die Zusammenarbeit zwischen den Touristikern an der Nahe und im Hunsrück stetig intensiviert. Die geplante Verschmelzung ist daher der logische nächste Schritt“, sagte Hilt.

In der neuen GmbH sollen die Landkreise als Gesellschafter fungieren, wie es bisher bereits an der Nahe der Fall war. Neben dem Landkreis Birkenfeld wären dies die Landkreise Bad Kreuznach, Mainz-Bingen, Rhein-Hunsrück, Bernkastel-Wittlich, Cochem-Zell und Trier-Saarburg. Neu ist, dass die jeweiligen Gesellschafterzuschüsse der Landkreise trennscharf berechnet werden sollen und auf der genauen Zahl der Einwohner basieren, die in den Städten und Gemeinden der neuen touristischen Gebietskulisse lebt.
Der Kreis Birkenfeld liegt komplett im Tourismusgebiet Hunsrück-Nahe, aber der Kreis Cochem-Zell ist beispielsweise mit seinen Kommunen im Flusstal gleichzeitig auch Mitglied der Moselland-Touristik. Ähnlich ist es im Kreis Bernkastel-Wittlich. Insgesamt sollen die sieben Landkreise jährlich knapp 890.000 Euro zur Finanzierung der GmbH beitragen. Auf den Landkreis Birkenfeld entfielen davon 181.776 Euro – das entspricht 2,22 Euro pro Einwohner und liegt somit 46 Cent über dem bisherigen Beitrag zur Naheland-Touristik.
Hilt bezeichnete dies als „moderate Erhöhung“. Sie wies zudem darauf hin, dass das Land gemäß seiner Tourismusstrategie auf deutlich größere Destinationen setze und man sowohl im Hunsrück als auch an der Nahe nach heutigem Stand die notwendigen Kriterien für eine künftige Landesförderung nicht mehr erfüllen würde.
Vor diesem Hintergrund hakte Landrat Miroslaw Kowalski ein und warnte davor, die Zustimmung zur Fusion wegen der erhöhten Beiträge zu verweigern. Denn damit würde man die Gewährung weiterer Tourismusfördermittel des Landes womöglich gefährden. „Es könnte in diesem Fall für uns am Ende also noch deutlich teurer werden“, sagte Kowalski. Hilt ergänzte, dass allein in den vergangenen fünf Jahren rund zwei Millionen Euro an Landesmitteln in die Tourismusregion Nahe-Hunsrück geflossen seien.
Tourismusverein soll die Interessen der Kommunen vertreten
Neben den Landkreisen soll es in der neuen Dachorganisation noch einen weiteren Gesellschafter geben. Geplant ist nämlich die Gründung des Tourismusvereins Hunsrück-Nahe, der die Interessen der Kommunen bündeln soll. Die Verbandsgemeinden sollen sich mit jährlich 6000 Euro an dessen Grundfinanzierung beteiligen. Zusätzlich können sie zwei sogenannte touristische Produkteinheiten auswählen, die ihnen besonders am Herzen liegen und bei denen sie in den Bereichen Vermarktung, Vertrieb und Kommunikation dann auch spezielle Leistungen von der Dachorganisation erhalten. Bestehende Einheiten sind etwa die „Bikeregion Hunsrück-Nahe“ oder die „Nationalparkregion Hunsrück-Nahe“. Geplant ist außerdem eine Erweiterung der Wanderregion Hunsrück-Nahe sowie die Etablierung einer neuen „Genussregion Hunsrück-Nahe“.
Die vorgestellten Pläne stießen im Kreisausschuss überwiegend auf Zustimmung. Landrat Kowalski betonte das touristische Potenzial der Fusion: „Gemeinsam mit dem Hunsrück können wir eine deutlich größere Wirkung erzielen.“ Auch Armin Korpus (CDU) sprach von einem „zukunftsträchtigen Konzept“ und bezeichnete die steigenden Kosten für den Kreis als „angemessene und gute Investition“. Lob kam auch von Hans-Joachim Billert (Bündnis 90/Die Grünen): „Mit klein-klein kommen wir hier nicht weiter – ein schlagkräftiges Gebilde ist daher zu begrüßen.“ Auch Maria Walter (FDP) unterstützte die Fusion, erkundigte sich jedoch, ob ein Personalabbau geplant sei. Dies verneinte Hilt ausdrücklich.
Tobias Wirth (AfD) fragte nach den aktuellen Vermarktungsstrategien. Hilt erklärte, dass Messeauftritte inzwischen an Bedeutung verloren hätten – stattdessen setze man verstärkt auf Onlinekampagnen, zuletzt etwa zur Bewerbung der drei Nationalparktore. Skeptisch äußerte sich nur Hans-Jürgen Noss (SPD). Er erinnerte daran, dass es bereits innerhalb der Naheland-Touristik immer wieder regionale Befindlichkeiten gegeben habe – dieses Problem sehe er durch die Fusion nicht automatisch gelöst. Zudem verwies er auf die zusätzliche Belastung des Kreishaushalts durch die erhöhten Jahresbeiträge. sc/red

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