Das Naheland ist bisher besser durch die Corona-Krise gekommen als alle anderen Ferienregionen in Rheinland-Pfalz
Tourismusbranche befürchtet neuen Einbruch – Beteiligte hängen in der Luft
Eine Fundgrube für Schatzsucher sind im Naheland Achate, Amethyste und Jaspis. Mit solchen Besonderheiten soll die Region vermarktet werden. Foto: picture aliance

Kreis Birkenfeld/Kreis Bad Kreuznach. Das Naheland ist besser durch die Corona-Krise gekommen als alle anderen Ferienregionen in Rheinland-Pfalz: Das besagen die Tourismuszahlen des Statistischen Landesamts in Bad Ems für die Zeit von Januar bis September. In der Branche geht aber angesichts der immer weiter steigenden Infektionszahlen die Angst vor einem neuen Einbruch um.

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Die Folge: Alle Beteiligten hängen in der Luft. „In der jetzigen Situation bucht doch niemand den Urlaub fürs nächste Jahr. Alle warten stattdessen erst mal ab, was passiert“, weiß Katja Hilt, die Geschäftsführerin der Naheland-Touristik (NT). Während bei den Beherbergungsbetrieben zurzeit ohnehin wenig los ist, tun ihr vor allem die Gastronomen leid, bei denen sich schon jetzt erhebliche Einbußen abzeichnen. Denn gleich reihenweise gehen bei ihnen Absagen von bereits gebuchten Weihnachtsfeiern ein. „Einige sind völlig verzweifelt“, berichtet die NT-Chefin. „Das macht mir echt Angst.“

Sie befürchtet, dass bei weiteren Einschränkungen noch mehr Betriebe aufgeben und die vor allem auf dem Land ohnehin mangelhafte gastronomische Infrastruktur noch mehr ausgedünnt wird. Bei denen, die weitermachen, würden sich die jetzt schon akuten Personalprobleme weiter verschärfen – alles in allem keine rosigen Perspektiven. Dass es anderen Regionen nicht besser geht, ist da nur ein schwacher Trost.

„Wenn ein Lockdown, dann gleich. Das wäre das kleinere Übel“, meint Katja Hilt. Die Kernaufgabe der Touristiker, das Naheland zu vermarkten, können diese zurzeit jedenfalls bestenfalls ansatzweise wahrnehmen. „Wir können nur versuchen, beispielsweise auf Social Media weiter präsent zu sein und alles für die Zeit vorzubereiten, wenn die Zahlen wieder gesunken sind“, beschreibt die Geschäftsführerin die Strategie.

Bisher scheinen sie und ihre Mitarbeiterinnen in der Corona-Krise das richtige Händchen gehabt zu haben. Denn wegen der Pandemie haben sie bevorzugt auf individuelle Angebote, Outdooraktivitäten sowie Urlaub in Ferienwohnungen und -häusern, gesetzt – und damit offenbar einen Nerv getroffen. So hielten sich die Verluste von Januar bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in Grenzen: Da ging die Zahl der Gäste um 15,1 Prozent zurück. Das hört sich nach viel an, ist aber zum Beispiel gegenüber der Eifel (minus 35,1 Prozent) und Mosel-Saar (minus 28,7 Prozent) relativ wenig. Die Übernachtungszahlen sanken an der Nahe sogar nur um 5,6 Prozent, an Mosel und Saar hingegen um 23,8 Prozent. Wobei zu berücksichtigen ist, dass die Zahlen von 2020 schon überall deutlich niedriger waren als in der Zeit vor Corona. Durch die Pandemie ging es im Tourismus 2021 also durchweg weiter bergab – und das zum Teil massiv, während die Nahe bisher noch mit einem blauen Auge davonkam.

Idar-Oberstein liegt nur noch auf Platz drei im BIR-Land

Aufgeschlüsselt nach Landkreisen, ergibt sich folgendes Bild: Bad Kreuznach verzeichnet bei den Gästen ein Minus von 12,8 Prozent, bei den Übernachtungen sogar nur einen kleinen Verlust von 1,5 Prozent. Schlechter sieht es im Kreis Birkenfeld aus: Dort sank die Zahl der Gäste von Januar bis September um 20,3 Prozent, bei den Übernachtungen um 11,6 Prozent.

Auffällig: Idar-Oberstein nimmt mit seinen Zahlen nur noch Platz drei im BIR-Land ein. Vorn liegt die Verbandsgemeinde Birkenfeld, wo im Tourismus alles mit dem Ferienpark Hambachtal steht und fällt, vor der VG Herrstein-Rhaunen. Das hängt auch mit der Zahl der Betriebe zusammen, wobei kleinere nicht berücksichtigt werden: In Idar-Oberstein sind es nur noch 17, in der VG Birkenfeld 12, darunter allerdings der große Ferienpark, und in Herrstein-Rhaunen sogar 24.

Von Kurt Knaudt

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