Ruschberg – Wer über die Querelen im Ort informiert ist, die wechselseitigen Beschuldigungen und empörten Leserbriefe der vergangenen Monate kennt, dürfte sich gewundert haben über die relativ gelassene und ruhige Atmosphäre der Einwohnerversammlung am Montagabend. Ortsbürgermeister Alfred Heu stellte seine Themen vor: Grundschule, Breitbandversorgung, Windkraft vor allem. Einige der 40 Einwohner im Bürgerhaus waren mit Heus Darstellungen nicht zufrieden, fragten nach und erhielten doch nicht die Antwort, die sie erhofft hatten; aber immer blieb der Ton sachlich.
Nur einmal spitzte sich die Situation zu: Willi Forster, ein Ruschberger Bürger, hatte den Ortsgemeinderat vor Wochen als „Schutzstaffel“ bezeichnet, ein Begriff aus der Zeit des Nazi-Wahnsinns; Heu nannte in der Einwohnerversammlung die Attacke eine Diffamierung und „absoluten Schwachsinn“. Forster wollte die Öffentlichkeit nutzen, um noch einmal sein Problem darzustellen (zwei Bäume am Grüngutplatz wurden im Sommer 2011 gefällt, nachdem nach Informationen von Heu und einem Ratsmitglied ein Kind dort Früchte gegessen hatte und kollabiert war). Der Ortsbürgermeister versuchte eine Zeit lang vergeblich, Forsters Redefluss zu beenden.
Der ließ sich auch nicht davon beirren, dass einige Bürger während seiner Rede den Saal verließen und forderte, dass sich „die zwölf Mitglieder des Ortsgemeinderats entschuldigen, die die ganze Gemeinde belogen haben“. Der OG-Rat prüft nach Informationen des Ortsbürgermeisters rechtliche Schritte gegen Forster, habe aber noch nicht entschieden, wie er mit dem Problem umgehen soll.
Von diesem Aufreger abgesehen, verlief der Abend entspannt. Und er brachte kaum neue Erkenntnisse. Bei den Themen Windkraft und Grundschule warf Heu der VG-Verwaltung „beachtliche Mängel“ im Abwägungsverfahren zur Windkraftanlage vor und VG-Bürgermeister Peter Lang wechselnde Aussagen in der Diskussion um den Erhalt der Grundschule. Deshalb habe Ruschberg frühzeitig eine Resolution zum Erhalt der Schule beschlossen, „weil man den Bekenntnissen des VG-Bürgermeisters nicht mehr vertraute“, heißt es in einem Schreiben Heus an die Kreisverwaltung.
Eine Bürgerin wunderte sich, warum die Einwohnerversammlung nicht zusammen mit Vertretern der VG stattfinde – diese hätten auf die Vorwürfe eingehen können. Heu verteidigte sich: „Die VG konnte alle Termine, die wir vorgaben, nicht einhalten und machte selbst keinen Terminvorschlag.“
Den Vorwurf der vergangenen Wochen, er habe sich nicht ausreichend für die Breitbandversorgung im Ort eingesetzt, konterte der Ortsbürgermeister: Nur 54 Haushalte im Ort wünschten sich eine bessere Versorgung bei der Datenübertragung im Internet – das sind gerade mal 17 Prozent. „Eine solche Investition ist nur sinnvoll, wenn es für die Zustimmung eine breite Mehrheit gibt.“ Derzeit richte die Telekom die neue LTE-Technologie für den Ort ein, damit seien 85 Prozent der Haushalte abgedeckt. Heu erinnerte an die Umfragen von 2008 und 2011 zum gleichen Thema: „Das Ergebnis war ernüchternd. Die Anschuldigungen einzelner Bürger sind völlig haltlos.“ Hubert Hees, ein Einwohner Ruschbergs, kritisierte, das Rundschreiben zur Breit-bandversorgung sei unverständlich. Heus Antwort: „Die Rundschreiben kommen von der VG.“
Von unserem Mitarbeiter
Karl-Heinz Dahmer