Andreas Rebers in Hottenbach
Tiefsinniger Humor und gut gewählte  Pointen
Andreas Rebers, einer der ganz Großen der deutschen Kabarett-Szene, war nun nach vielen Versuchen endlich zu Gast bei KaFF in Hottenbach - wenn auch nicht im Saal Dahlheimer, von dem viele seiner Kollegen so schwärmen.
Reiner Drumm. Rd

Die wortgewaltige kabarettistische Präsenz einer der ganz Großen der deutschen Kabarett-Szene erlebte jetzt das kleine, aber feine Hottenbacher Publikum - wenn auch nicht im Saal Dahlheimer.

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Das lange Warten hatte ein Ende : Am Samstag trat Kabarettstar Andreas Rebers endlich bei KaFF auf. Der vielfach mit Kleinkunstpreisen gekrönte Kabarettist und Musiker gab seine erste Vorstellung in Hottenbach – wenn auch an nicht im alten Dorfsaal, von dem viele andere Kabarettkünstler schwärmen.

Petra Krug begrüßte die Besucher im Namen des Kulturvereins in der voll besetzten evangelischen Kirche, die nun als Ausweichquartier dient, nachdem der Saal Dahlheimer „uns von der Kreisverwaltung geschlossen wurde“. Der Wahl-Münchener war dennoch beeindruckt: „Was für eine tolle Location!“

Mit einem Rückblick auf seine Kindheit in einer Nazi-geprägten und geschundenen Familie ging die Einführung in sein Programm mit dem Titel „Rein geschäftlich! Was ist das Leben? Ein Witz, Zufall oder doch ein Geschäft?“ über die Bühne.

Andreas Rebers führte die Zuschauer mit tiefsinnigem Humor und gut gewählten Pointen durch verschiedene Situationen des Lebens. Da kamen natürlich auch die Politik und ihre Macher zur Sprache, und er fragte in die Runde: „Ist Herr Höcke eine Gefahr für die Demokratie oder ist es eher umgekehrt? Demokratie, die schlecht gemacht wird, gibt dem Gegner eine Chance. Gute Demokratie wird das Volk begeistern, und man kann Wähler gewinnen.“

Rebers ging hart ins Gericht mit den Parteien, aber auch mit den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern. In seinen Geschichten gab er den Personen eine Authentizität durch seine Sprachfärbung, die im Dialekt von Ostpreußen bis Bayern und Wien reichte.

„Was für eine tolle Location!“ schwärmte Andreas Reber über die evangelische Kirche in Hottenbach.
Reiner Drumm. Rd

Schwungvoll ging es weiter zum Thema Landesverteidigung und Bundeswehr. Wie sieht es im Land mit den jungen Leuten aus, die unser Land schützen und verteidigen könnten? Ein Drittel davon ist relativ fit, ein Drittel ist zu dick, und ein Drittel ist hochbegabt und würde die Problemlage mit dem Feind erst mal ausdiskutieren. Breiten Raum nahm auch das Thema Klima ein. So erzählte Andreas Rebers von einem jungen Mann, der aktiver Klimaretter ist. Aus Überzeugung klebte er sich in der Aula der Universität fest. Pech für ihn war nur, dass ausgerechnet an diesem Tag, in einem anderen Saal, die Aufnahmeprüfung für sein Studium stattfand. „Er wollte ,Klima’ studieren.“

Ein anderes Thema waren die überbesorgten, sogenannten Helikopter-Eltern. Zur strengen Überwachung und Behütung der Kinder gab Rebers den Rat, etwas mehr Entspanntheit und Vertrauen in die Fähigkeiten der Kinder zu setzen. „Früher haben sich alle doch mehr geholfen, und man nannte es nicht gleich Kinderarbeit, wenn ein Kind oder ein Jugendlicher mal irgendwo mit angepackt hat.“

Gegen Ende des Programms blickte der gebürtige Niedersachse noch einmal auf seinen Onkel zurück, der im Krieg ein Auge verloren hatte und immer eine Augenklappe tragen musste. Er hatte einmal so viele Tränen bei einem kleinen Auftritt in der Familie von Klein-Andreas weinen müssen. Der Onkel fing sie in seiner Hand auf und gab sie dem jungen Andreas mit den Worten: „Bewahre sie gut auf, Andreas, das sind Tränen, die im Krieg im Schützengraben geweint wurden. Bringe lieber die Leute zum Lachen als zum Weinen.“

Das Hottenbacher Publikum folgte dem Kabarettstar mit Begeisterung in seinen Ausführungen, was sich auch in einem lang anhaltenden Schlussapplaus äußerte. Bei der Zugabe spielte Andreas Rebers eine schnelle Tonfolge auf dem Akkordeon. Ein Zuschauer hatte ihn mal gefragt, was das denn für eine Musik sei. Seine Antwort: „Ich mache Musik, auf die kein Soldat jemals marschieren soll.“ Damit verabschiedete sich der Künstler von seinem Publikum. 

Die nächste KaFF-Veranstaltung findet wieder in der evangelischen Kirche statt: „Die Jahrespresseschau“ mit Arnulf Rating gibt es am Samstag, 22. November, ab 20 Uhr. Der Vorverkauf läuft.

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