Nicht alltäglicher Einsatz für die Experten des THW aus Idar-Oberstein
THW sprengt in Birkenfeld defekte Ventile an Pressluftflaschen ab: Sprengmeister aus Idar-Oberstein gefordert
Nach Auslösen der Schneidladungen wurden die entleerten Pressluftflachen wieder freigelegt.
Michelle Fefler/THW

Birkenfeld. Die Fachgruppe Sprengen im Ortsverband Idar-Oberstein des Technische Hilfswerks (THW) ist am Dienstagnachmittag kurzfristig zu einem Einsatz nach Birkenfeld gerufen worden. Die Brandschutzsachverständigen der Kreisverwaltung in Birkenfeld hatten um Unterstützung gebeten, nachdem es zu einem Zwischenfall mit mehreren Atemschutzflaschen gekommen war.

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Bei einer routinemäßigen Kontrolle stellte der Gerätewart des Kreises in der Atemschutzgerätewerkstatt der Stützpunktfeuerwehr Birkenfeld gegen 14 Uhr mehrere Atemluftflaschen mit beschädigten Ventilen fest. Der stellvertretende Brand- und Katastrophenschutzinspekteur (BKI), Armin Schneider, erläuterte auf NZ-Anfrage, dass im Zuge einer Routinekontrolle mehrere Flaschen umgefallen waren und dabei auf den Ventilen landeten: „Wir haben rund 40 Flaschen als Ersatz bei größeren Einsatzlagen eingelagert. Zwölf stürzten um.“

„Diese Situation birgt ein hohes Risiko, da sich in den mehreren Kilogramm schweren Flaschen unter Druck stehende Atemluft befindet“, berichtete eine Sprecherin des THW in einer Pressemitteilung. Bei einer Beschädigung der Flaschen oder ihrer Ventile kann es zu einer explosionsartigen Freisetzung der komprimierten Luft kommen, wodurch die Flaschen wie Geschosse wirken können.

Unfall beim Luft ablassen

Bei dem Versuch des Gerätewarts, den Druck einer Flasche in der Liegenschaft der Feuerwehr abzulassen, war das angeschlagene Ventil einer der Atemschutzflaschen abgerissen. Der Überdruck in der Flasche entwich explosionsartig und der Behälter schoss mit knapp 300 Bar durch eine Tür. Dabei wurden zwei Feuerwehrangehörige leicht verletzt.

Um weitere Unfälle zu verhindern, entschloss sich die Schneider nach Rücksprache mit den Brandschutzsachverständigen bei der Kreisverwaltung, das THW um Unterstützung zu bitten. „Wir wollten weitere Gefährdungen vermeiden und die Flaschen lieber ohne Risiko sprengen“, sagte Schneider.

Sprengung sicherste Lösung

Die Einsatzkräfte des THW brachten die restlichen Flaschen sicher aus dem Gebäude, um sie anschließend unschädlich zu machen. Dabei wurde den Fachleuten schnell klar, dass die einzige Option für eine sichere Druckentlastung der Flaschen das kontrollierte Abtrennen der Ventile mittels einer Schneidsprengung war.

Da die Flaschen nicht mehr transportfähig waren, musste die Sprengung direkt vor Ort am Birkenfelder Feuerwehrgerätehaus durchgeführt werden. Hierfür mussten umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen erfolgen. Ein Bagger hob ein zwei Meter tiefes Loch aus, in das die insgesamt acht beschädigten Atemschutzflaschen mit höchster Vorsicht durch geschulte Einsatzkräfte des THW verbracht wurden.

Um eine kontrollierte Sprengung durchzuführen, wurden Schneidladungen an den Ventilen der Flaschen angebracht. Die am Nachmittag erst aus Andernach angeliefert werden mussten. Als zusätzliche Sicherung deckten die THW-Sprengmeister die Atemschutzflaschen mit einer Holzkonstruktion ab und füllten das Loch anschließend mit knapp zehn Tonnen Sand, welche in mehr als 500 Sandsäcken gefüllt waren. Hierbei unterstützte die Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung des Ortsverbands des THW.

Vor der Sprengung legten THW gemeinsam mit den Vertretern der Feuerwehren einen Sicherheitsabstand von 150 Metern um die Explosionsstelle fest. Daher wurden die Bewohner zweier angrenzender Häuser evakuiert und die Zufahrt zur Elisabeth-Stiftung und die angrenzenden Straßen kurzzeitig gesperrt. Die Feuerwehr Birkenfeld stellte dafür mehrere Sicherheitsposten, um das Gelände abzusichern. Zusätzlich wurde eine Drohne zur Überwachung des Areals eingesetzt.

Sechs Stunden Vorbereitung bis zur Zündung

Nach einer knapp sechsstündigen Vorbereitung konnte dann etwa um 20 Uhr die Sprengung ausgelöst und die Ventile erfolgreich abgesprengt werden. Die Schneidladungen erfüllten ihre Aufgabe und der Überdruck in den Flaschen konnte über Rohre gezielt abgeführt werden. Nach gut 15 Minuten konnten die Anlieger wieder in ihre Häuser zurückkehren.

Dies war ein nicht alltäglicher Einsatz für das THW Idar-Oberstein, teilte die Sprecherin am Mittwochabend mit: „Die Spezialisten der Fachgruppe Sprengen bereiten sich aber auf genau solche Szenarien mehrmals im Jahr praktisch vor. Im Ortsverband sind mehrere ausgebildete Sprengmeister tätig.“ Insgesamt gibt es diese Fachkompetenz nur fünfmal im Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland.

Das THW spricht auch den anderen beteiligten Einsatzkräften von Kreisverwaltung, Feuerwehr Birkenfeld, DRK sowie allen beteiligten Helfern des THW-Ortsverbands Idar-Oberstein für die reibungslose Zusammenarbeit und den professionellen Einsatz ein Dankeschön aus. red/sig

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