Ihren bislang größten Publikumserfolg landete die glänzend aufgelegte Theatergruppe Birkenfeld mit Carl Zuckmayers Schauspiel „Schinderhannes“ in der Birkenfelder Stadthalle: 270 Zuschauer am Sonntag sorgten nach den 200 bei der Premiere am Vorabend für ein ausverkauftes Haus. Mit vielfachem Szenenapplaus und Standing Ovations nach der 80-minütigen Aufführung drückten sie ihre Begeisterung aus. Noch kurzweiliger, prägnanter und pointierter als das Original machte Werner Schäfers Feinschliff das Bühnenwerk von 1927.
Ein Stück voller Gegensätze
Vor der Kulisse des urigen Schankraums des Buhlenberger Gasthauses Sulimma überzeugten auch Akteure, die früher kaum über eine Statistenrolle hinauskamen. Schon vor zehn Jahren befasste sich das Ensemble mit dem „Schinderhannes“. Doch neue Ideen, Corona und personelle Probleme durchkreuzten die Pläne, blickte Regisseur Martin Hahnefeld eingangs zurück.

Bereits der überwiegend im Wirtshaus „Zum Grünen Baum“ im Nahetal angesiedelte erste Akt spiegelt einen der vielen Gegensätze im „Schinderhannes“ wider: an einem Tisch die „besseren Leute“, auf Abstand die „armen Schlucker“ – und mittendrin inkognito Johannes Bückler, der Schinderhannes (Ingo Reidenbach). Der gibt sich als Krämer Jakob Ofenloch aus, dreht einem Gerbermeister die Rindshäute an, die er ihm stahl – und tilgt mit dem Erlös die Schulden der Gäste bei der Wirtin.
Die Akteure des Theaterstücks
Es spielten und inszenierten: Alexandre Bérouti, Alexander Brächer, Susanne Brächer, Gerhard Ding, Katja Dringelstein, Martin Hahnefeld, Susanne Hehner, Christel König, Maxim Kohn, Sascha Loch, Jacob Müller, Konstantin Müller, Matthias Müller, Svenja Müller, Anne Pick-Herz, Ingo Reidenbach, Werner Schäfer, Björn Schmidt, Amelie Schuldes, Pascal Schuldes, Kendra Stockmar-Reidenbach und Werner Weber-Gemmel.
„Von unsere einheimische Bandite hat noch kaaner aaner nie nit en Bettler oder arme Mann belästigt – nur reiche Kaufleut odda Offiziersbagage“, kultiviert ein Fuhrmann das Image vom „Robin Hood“ aus dem Hunsrück. „Freilich! Wo nix is, konn der Dieb nix stehle“, kontert ein Gutspächter. In diesem Lokal bahnt sich die Liebesbeziehung zwischen dem Bandenchef und Julchen (Anne Pick-Herz) an.
Ein propper Paar: In Birkenfeld wird Julchen dem Schinderhannes ebenbürtig
Im zweiten Akt lobt der Bauer den Räuberhauptmann erneut: „Seit hier der Schinderhannes groß worde is, hat sich kein Zinstreiber mehr übers Land gewagt, und wie mir hier sitze, hat keiner mehr en halbe Kreuzer Steuern zahlt!“
Dem Glücksmoment, der Geburt des gemeinsamen Kinds mit seiner Geliebten in einem Kornfeld an der Nahe, schließt sich dank der Straffung unmittelbar die Verhaftung in einer Kaserne der kaiserlichen Truppen auf der rechten Rheinseite an. Nach seiner Anwerbung als Soldat wähnt sich Bückler dort trotz seines Sündenregisters in Sicherheit: „Ich bin doch hier nit verfolgt.“ 1803 köpfen ihn die Franzosen mit 19 seiner Spießgesellen vor Tausenden von Schaulustigen in Mainz. „In einer anmern Welt, was wäre mir für ein propper Paar gewese“, lässt Schäfer die junge Frau sagen, die er zu einer mindestens ebenbürtigen Partnerin aufwertet.

Auch den einen oder anderen zusätzlichen lokalen Bezug streut er ein – durch Ortsnamen wie Birkenfeld und Muhl oder das Wortspiel: „Vielleicht hatter sich in Maggert verheddert.“ Das ist nicht zu weit hergeholt, denn an der oberen Nahe unternahm der Schinderhannes viele Raubzüge. Zum letzten Mal ist er am Samstag, 23. November, um 19 Uhr in der Stadthalle zu sehen.