Spitzenwerte bei der Nachfrage: Menschen suchten ein offenes Ohr bei Pandemiesorgen
Telefonseelsorge: So viele Anrufe wie selten zuvor
Für die Telefonseelsorge Nahe-Hunsrück, die auch für den Kreis Birkenfeld zuständig ist, barg das Pandemiejahr 2020 einige Herausforderungen. Foto: dpa
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Kreis Birkenfeld/Kreis Bad Kreuznach. Das vergangene erste Jahr der Pandemie war in der Telefonseelsorge Nahe-Hunsrück mit einigen Herausforderungen verbunden: Vor allem in der Zeit des ersten und zweiten Lockdowns im Frühjahr und November sowie Dezember verzeichneten die Mitarbeiter Spitzenwerte bei der Nachfrage nach seelsorgerischen Gesprächen. Dieser konnte dank des Engagements der rund 55 ehrenamtlichen Mitarbeiter weitgehend nachgekommen werden.

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„In den Diensten machten wir die Erfahrung, dass in den Zeiten, in denen Menschen durch die Pandemiemaßnahmen in ihren Kontakten eingeschränkt waren, unsere Erreichbarkeit am Telefon von vielen Menschen geschätzt wurde, deren Leben durch die Corona-Sorge schwieriger geworden war“, schreibt Pastor Peter Dietz, der beim Kirchenkreis an Nahe und Glan für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, in einer Pressemitteilung der Telefonseelsorge. Wirtschaftliche Nöte, aber auch seelische Belastungen wie Einsamkeit oder psychische Erkrankungen seien von den Ratsuchenden verstärkt thematisiert worden.

Je länger die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen anhielten, desto mehr entstand bei den Mitarbeitern der Eindruck, dass nicht nur Menschen anriefen, die schon mit vielen Schwierigkeiten unabhängig von den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen haben. Immer öfter suchten Anrufer erstmals Unterstützung bei der Telefonseelsorge, weil die ganz akuten Belastungen im Alltag und in der Familie für sie kaum mehr zu meistern waren. Hinzu kommt: Die Pandemie hatte (und hat weiterhin) auch Auswirkungen auf die Telefonseelsorger selbst. Für einige Mitarbeiter nahm die persönliche Belastung zu, sodass sie im Dienst pausieren mussten. Auch die gewohnten Arbeitsabläufe in der Dienststelle wurden massiv verändert. So konnten geplante Fortbildungsmaßnahmen entweder gar nicht oder nicht in der angedachten Form stattfinden. Fortbildung und Supervision der Mitarbeiter mussten zudem per Telefon- oder Videokonferenz angeboten werden, da die Räumlichkeiten der Telefonseelsorge Nahe-Hunsrück (und die Verordnungen zur Kontaktvermeidung) ein Treffen vor Ort nicht erlaubten. „Die digitalen Formate wurden von den Mitarbeitern unterschiedlich gut angenommen. Einige fanden es schwierig, sich auf diese neuen Formen einzulassen, andere empfanden sie als durchaus erleichternd, weil Fahrwege wegfielen. Für viele war diese Form allemal besser, als sich gar nicht zu sehen“, schreibt Dietz weiter. Von allen jedoch, besonders aber von den älteren Mitarbeitern, die mit den neuen digitalen Medien noch nicht so vertraut sind, wird die Einschränkung der persönlichen Kontakte als schmerzlich empfunden.

Die Raumfrage wird bei anhaltenden Beschränkungen auch in diesem zweiten Jahr der Pandemie eine große Herausforderung bleiben, da noch unklar ist, ob und wann die Mitarbeiter in der üblichen Gruppengröße wieder in die Räume der Telefonseelsorge zusammenkommen können. „Wir suchen nach Formen, die neuen technischen Möglichkeiten sinnvoll in unsere Arbeit zu integrieren, merken aber, dass für viele Bereiche der sinnlich erfahrbare Kontakt von Menschen im gleichen Raum nicht durch virtuelle Treffen zu ersetzen ist“, so Dietz weiter.

In diesen schwierigen Zeiten sei man aber dankbar für alle Menschen, die die Arbeit der Telefonseelsorge unterstützen. Als Träger kooperieren die Evangelischen Kirchenkreise an Nahe und Glan, Obere Nahe und Simmern-Trarbach mit dem Bistum Trier. Damit die Telefonseelsorge weiterhin für die Menschen erreichbar bleibt, Ehrenamtliche qualifiziert und die Mitarbeitenden gut in ihrem Dienst begleitet werden können, hilft jede Spende und Zuwendung. cob

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