Wettbewerb Wie sich die Sieger aus Freiburg das künftige Aussehen des Talweiherplatzes vorstellen
Talweiherplatz in Birkenfeld: Gestaltungsidee mit viel Grün gewinnt
Stadtchef Miroslaw Kowalski (von links) beglückwünschte Ricardo Patings, Martin Gass und Vivienne Zörner vom Büro Faktorgruen zu ihrem siegreichen Gestaltungsvorschlag für dem Talweiherplatz. Diesem Lob schlossen sich die Jurymitglieder Jürgen Bredow und Marcus Hille an. Foto: Reiner Drumm
Reiner Drumm

Birkenfeld. Nomen est omen: Das Freiburger Büro Faktorgruen hat mit seiner Ideenskizze, bei der Baumanpflanzungen und ein Wassererlebnisweg am angrenzenden Stillbach prägende Elemente sind, den mit 18.000 Euro dotierten ersten Platz beim offenen Architektenwettbewerb zur Neugestaltung des Talweiherplatzes in Birkenfeld gewonnen. Das junge Team aus dem Breisgau wird damit von der Stadt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit den Aufrag erhalten, die 16.500 Quadratmeter große Fläche mit ihrem bisher sehr trostlos wirkenden Charakter in ein ansprechendes Entree der Nationalparkstadt umzuwandeln.

„Die an alle Bewerber gestellten Vorgaben waren bei dieser Arbeit am besten erfüllt. Deshalb gab es auch einen gewissen Abstand, und die Jury hat keinen zweiten, dafür aber den dritten Platz doppelt vergeben“, sagte Miroslaw Kowalski bei der Eröffnung einer Ausstellung im BIG-Center, die dort noch bis Freitag, 23. März, alle 19 abgegebenen Arbeiten zeigt und von einer „großen Vielfalt an Ideen“ zeugt, wie der Bürgermeister lobte. Besonderheit dabei: Alle Vorschläge wurden anonym eingereicht, und ihre Urheber blieben der Jury bis zu ihrem abschließenden Urteil unbekannt. Durch dieses Verfahren ließ es sich vermeiden, dass ein namhaftes Büro bei der Begutachtung der Entwürfe im Vorteil gewesen wäre. Kowalski betonte, dass dieser europaweit ausgeschriebene Wettbewerb „für uns Stadtpolitiker völliges Neuland war. So etwas macht man auch in einer Generation nur einmal.“

Der Ingelheimer Architekt Marcus Hille, der den Wettbewerb fachlich betreute, stellte dabei aber nochmals klar, dass der Birkenfelder Rat diesen Weg beschritten hatte, weil das eine Forderung des Lands als Zuschussgeber war. Als großes öffentliches Projekt im Rahmen des Förderprogramms Aktive Stadt, in das Birkenfeld 2013 aufgenommen wurde, kann die Kommune nun mit einem 80-Prozent-Zuschuss rechnen, wenn sie dem Talweiherplatz ein attraktiveres Aussehen verpasst.

Grobe Kosten 3 Millionen Euro

Eine genaue Kostenschätzung gibt es noch nicht − das wird unter anderem ein Punkt sein, der bei den weiteren Gesprächen zwischen Stadt und Faktorgruen noch eine wichtige Rolle spielen wird. Als ungefähre Hausnummer wurde aber bereits in der Vergangenheit mehrfach ein Betrag von rund 3 Millionen Euro genannt.

Die knapp 20-köpfige Jury, die unter der Leitung von Jürgen Bredow, emeritierter Architekturprofessor der TU Darmstadt, stand und sich aus externen Fachleuten sowie Vertretern der Stadt zusammensetzte, hatte am Tag des Preisgerichts alle 19 Arbeiten genau unter die Lupe genommen, dann in zwei Rundgängen mehrere Ideenskizzen aussortiert, weil sie gewisse Schwachpunkte aufwiesen, bis am Ende nur noch fünf Beiträge in der engeren Auswahl übrig blieben.

Am Ende gab es aber ein einstimmiges Votum, den Entwurf von Faktorgruen aus Freiburg zum Sieger zu küren. Platz drei ging an zwei Büros aus Köln, eine ebenfalls mit einem Preisgeld verbundene Anerkennung erhielten Landschaftsarchitekten aus Stuttgart und Saarbrücken.

Alle Teilnehmer waren mit der Anforderung konfrontiert, dass sie in ihren Gestaltungsvorschlägen mehrere gesetzte Elemente berücksichtigen mussten: Wichtig war für die Stadt nämlich, dass der Talweiherplatz weiter seine Funktionen als Festplatz − etwa für den Prämienmarkt − und als zentraler Busbahnhof behält und dort auch künftig noch eine genügende Zahl an Parkplätzen für Autos vorhanden sein muss. Der Uferbereich des angrenzenden Stillbachs, der über das Landesprogramm Aktion Blau plus renaturiert wird, sollte ebenso in der Planung berücksichtigt werden. Schließlich wurde als Ideenübung von den Architekten verlangt, einen geeigneten Standort für ein Hotel beziehungsweise die Tourist-Information auf dem Talweiherplatz zu finden. Denn die Stadt hofft darauf, dass zu einem späteren Zeitpunkt mithilfe eines Privatinvestors ein solches Beherbergungsgebäude mit Dreisterneniveau errichtet wird beziehungsweise die Tourist-Info ihren bisherigen Standort im Landesmuseum auf den Talweiherplatz verlagert. Zu den vielen unterschiedlichen Gestaltungsansätzen, die es in den Wettbewerbsbeiträgen gab, gehörte nicht zuletzt die Situierung dieser beiden Gebäude.

Problemfall Treff-Gebäude

Mehrere teilnehmende Architekten bevorzugten für das Hotel die östliche Platzseite, also den Bereich vor dem Gebäude mit dem Bioladen. Faktorgruen favorisiert hingegen, Hotel und Tourist-Info auf der westlichen Seite zu platzieren, also im Bereich in Richtung Bergstraße, wo sich heute noch der Park mit der Merkurfigur und das leer stehende Treff-Gebäude befinden. Die Jury lobte bei diesem Standortvorschlag, den auch mehrere andere Teilnehmer machten, die „prominente Lage mit einem sonnigen, räumlich gut gefassten Vorplatz“. Sie wiesen aber zugleich darauf hin, dass die Umsetzung dann problematisch wird, wenn das Treff-Gebäude erhalten wird und sich Stadt sowie privater Besitzer nicht über einen Verkauf einig werden. Bemängelt wurde im Vorschlag der Freiburger Architekten, dass für den Busbahnhof − dessen Lage im Vergleich zum Istzustand in etwa identisch wäre, aber durch Baumanpflanzungen ansprechender aussehen soll − zwar genügend barrierefrei zugängliche Haltestellen vorgesehen sind, jedoch die geforderten Parkplätze für wartende oder abgestellte Busse in der Planung fehlen. Ansonsten bewertete die Jury den Siegerbeitrag von Faktorgruen aber als „eine der Situation angemessene Lösung, die sich durch klare Strukturen, gute Funktionsverteilung sowie differenzierte Gestaltung auszeichnet und auch wirtschaftlich erstellt werden könnte“. Eingerahmt wird der Platz in nördlicher Richtung durch eine Ulmenallee entlang der Talweiherstraße und südlich durch den ebenfalls mit vielen Bäumen gestalteten Wassererlebnisweg am Stillbach mit kleinen Spielanlagen und Sitzstufen am Ufer.

Die öffentlichen Parkplätze für Autos sind nach dem Votum der Jury ausreichend vorhanden und der in der Mitte des Areals vorgesehene Festplatzbereich mit wassergebundener Decke könne durch den Vorschlag, dort außerhalb von Marktzeiten mobile Holzelemente aufzustellen, aufgelockert werden, urteilten die Preisrichter.

Baubeginn 2019 im Visier

„Wir freuen uns natürlich sehr über den ersten Platz und würden das Projekt hier in Birkenfeld auch sehr gern realisieren“, betonte Ricardo Patings von Faktorgruen, der zugleich darauf hinwies, dass er und seine Kollegen zunächst nur „eine Ideenskizze vorgelegt haben und noch nicht alles festgelegt ist, sodass wir im Detail noch viel mit der Stadt diskutieren werden, und sich sicher noch einiges ändern wird“. Allerdings fügte Hille hinzu, dass die jungen Freiburger Architekten angesichts der Qualität ihrer Arbeit durchaus auch „Rückgrat zeigen sollten“, falls zu viele Modifikationen verlangt werden. Zum weiteren Zeitplan sagte Hille, dass bei Auftragserteilung durch die Stadt und einem erfolgreichen Verlauf des weiteren Antragsverfahrens ein Start der Umbauarbeiten auf dem Talweiherplatz im Jahr 2019 realistisch sein kann.

Von unserem Redakteur
Axel Munsteiner

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