Talweiherplatz: Machbarkeitsstudie gibt Projekt realistische Chance - Investorensuche ist aber schwierig
Talweiherplatz Birkenfeld: Weg zum Hotelneubau ist noch sehr weit
Dort wo sich heute noch ein kleiner Park befindet, dessen besonderes Merkmal die Merkurstatue ist, könnte in Zukunft ein Hotel stehen. Diese Pläne sind ein wichtiger Bestandteil des Konzepts zur Umgestaltung des Talweiherplatzes. Ob sie sich verwirklichen lassen, ist aber noch offen. Foto: Reiner Drumm
Reiner Drumm

Birkenfeld. Ein 100-Betten-Haus mit Zweisternesuperior- oder Dreisternestandard: Diese Möglichkeit einer Hotelansiedlung sehen Fachleute auf dem Birkenfelder Talweiherplatz aus tourismusfachlicher und betriebswirtschaftlicher Sicht grundsätzlich als gut machbar an. Doch auch nach der Vorstellung einer entsprechenden Studie durch das Büro DWIF (Berlin und München) in der jüngsten Sitzung des Stadtrats bleibt die Kernfrage: Findet sich für dieses ambitionierte Projekt auch ein privater Investor beziehungsweise Betreiber?

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„Das Ergebnis der Machbarkeitsstudie kann uns natürlich schon ein bisschen optimistisch stimmen. Wegen der Corona-Pandemie wird es mit dieser Ansiedlung aber nicht einfach werden, und wir müssen schauen, wann wir die Suche nach potenziellen Investoren starten“, betonte Stadtbürgermeister Miroslaw Kowalski (CDU) nach Abschluss der Präsentation. Schon vorher hatte er beim Treffen des Gremiums im Hybridformat darauf hingewiesen, dass ein möglicher Hotelneubau zwar Bestandteil des Konzepts zur aufwendigen Umgestaltung des Talweiherplatzes ist, dessen Realisierung aber ohnehin erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen ist.

Lärmschutzwand am Rand

Anfang dieser Woche hat der Landesbetrieb Mobiliät (LBM) mit den Arbeiten zur Errichtung einer Lärmschutzwand an der B 41-Umgehungsstraße begonnen, die am Südrand des Talweiherplatzes entlang läuft. Es ist der flankierende Auftakt für das größte öffentliche Projekt, dass in Birkenfeld mithilfe von Bundes- und Landeszuschüssen im Rahmen des Förderprogramms „Aktive Stadtzentren“ umgesetzt werden soll.

Nach wie vor hofft die Stadt darauf, dass sie trotz Corona auf dem 17.500 Quadratmeter großen Areal, das auch die Funktion des zentralen Busbahnhofs hat, im September zunächst noch den traditionellen Prämienmarkt feiern kann. Unmittelbar danach, so Kowalski, soll dann die eigentliche Umgestaltung des Talweiherplatzes inklusive Renaturierung des Stillbachs und Anlegung eines Wassererlebniswegs starten, die auf der Entwurfsplanung des Freiburger Büros Faktorgruen beruht. Die Gesamtkosten für diese Maßnahme werden aktuell auf mehr als 4 Millionen Euro taxiert.

Was den potenziellen Hotelneubau auf dem Talweiherplatz anbelangt, ist dafür eine rund 2400 Quadratmeter große Fläche vorgesehen. Sie umfasst unter anderem den bisherigen Park mit der Merkurstatue und den Standort des im Herbst 2020 abgerissenen sogenannten Treff-Gebäudes.

Derzeit herrsche wegen der Pandemie im Bereich der Hotellerie „Stillstand bei den Investoren. Alle warten ab, bis wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. Bis dahin wäre die Suche nach Investoren und Betreibern vergeudete Kraft. Deshalb sollte man diese auch zunächst zurückstellen“, betonte Heiko Rainer vom Büro DWIF, der zusammen mit seiner Kollegin Dajana Szkorupa die Machbarkeitsstudie vorgestellt hatte. Grundsätzlich könne man perspektivisch aber beim Tourismus in Deutschland mit einer größeren Nachfrage nach Aufenthalten rechnen.

Der Standort Birkenfeld biete sich vor allem auch wegen der Nähe zum Nationalpark vorrangig für die Themen Natur und Outdoor als Ausgangspunkt beispielsweise für Wanderungen oder Radtouren an. Er biete sich zwar kaum für den Zweiwochenurlaub, wohl aber für einen Aktivaufenthalt für ein verlängertes Wochenende an, sagte Reiner und ging damit auch auf die Frage von Susanne Morsch ein, die wissen wollte, ob nicht die Lage des Hotels in der Nähe der Bundesstraße ein Nachteil sein könnte. Bezüglich des Einwands von Holger Noß (SPD), ob man denn bei der Erstellung der Machbarkeitsstudie auch ausreichend den nah gelegenen Ferienpark Hambachtal ins Kalkül gezogen habe, antwortete Rainer, dass sich die dortige Kundschaft nach seiner Einschätzung von den Aktivgästen unterscheide, die ein mögliches Hotel in Birkenfeld vorrangig ansprechen werde. „Ich sehe das eher als Ergänzung des touristischen Angebots in der Region und nicht als zu starke Wettbewerbssituation“, so der Fachmann.

Zwei Vorhaben in der Nähe

Er und Szkorupa wiesen zwar darauf hin, dass der Verein Goloka Dhama in der früheren Hujetssägemühle in Abentheuer ein Hotel mit 40 Betten einrichten will und in Neuhütten (Kreis Trier-Saarburg) sechs Übernachtungshütten mit 18 Betten entstehen sollen, aber diese beiden in der Nähe der Kreisstadt geplanten Projekte „bedeuten lediglich eine verträgliche Kapazitätszunahme, die die Ansiedlung weiterer Hotels nicht ausschließt“, erklärte Szkorupa. Der Status quo sehe nämlich so aus, dass es in der Verbandsgemeinde zwar ein breites Angebot an Ferienwohnungen gebe, die durch private Besitzer vermietet werden, das Hotellerieangebot sei hingegen nur schwach ausgeprägt. Eine Ausnahme stellt das Hotel Vicinity am Umwelt-Campus in Hoppstädten-Weiersbach dar.

Unter anderem wegen der nur begrenzten Flächenverfügbarkeit am Rand des Talweiherplatzes würde die Ansiedlung beispielsweise von Luxushotels von vornherein in Birkenfeld ausscheiden, weniger sinnvoll sei am Standort Birkenfeld auch die Etablierung eines Wellnesshotels, da es in dieser Sparte vor allem im benachbarten Kreis Bad Kreuznach schon ein großes Angebot gebe, erklärten die DWIF-Experten.

Da aber insbesondere Aktivurlauber, die die Nationalparkregion erkunden wollen, als künftige Zielgruppe im Fokus der Überlegungen stehen sollten, lautet die Empfehlung von Reiner und Szkorupa, für ein mögliches Projekt in Birkenfeld vor allem Ausschau nach Investoren zu halten, die am Bau sogenannter Budgethotels Interesse zeigen. Auch dabei handele es sich um ein Wachstumssegment auf dem Markt, „wobei man diese Budgethotels nicht mit Billigbauten am Rand von Autobahnen verwechseln darf, sondern es handelt sich um attraktive Betriebe mit schickem Design und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis“, betonte Rainer. Ein bekanntes Beispiel aus dieser Sparte seien etwa die Häuser der Kette „Motel 1“.

Die Ansiedlung eines solchen Budgethotels mit einer Klassifizierung von „Zwei Sternen Superior“ oder Drei Sternen“ halten die DWIF-Fachleute in Birkenfeld für die sinnvollste Option. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sollte ein solches Hotel nach ihrer Einschätzung als Zielgröße 50 Zimmer mit insgesamt 100 Betten haben. Es sollte in ihm Frühstück und ein kleines Zusatzangebot, etwa in Form von Sauna, Loungebereich mit Self-Service-Getränkebar oder Fahrradraum geben. „Zu viel sollte es aber auch nicht sein“, betonte Rainer.

Wer investiert 4,25 Millionen Euro?

Die von DWIF erstellte Wirtschaftlichkeitsberechnung geht davon aus, dass ein solches Hotel in Birkenfeld einen Jahresumsatz zwischen 900.000 und 1,1 Millionen Euro erzielen könnte. Die Investitionskosten würden auf schätzungsweise rund 4,25 Millionen Euro belaufen. Vor dem Hintergrund dieser Kennzahlen kommen die Ersteller der Machbarkeitsstudie zu dem Schluss, „dass sich das Projekt in der konzipierten Form gut am Markt positionieren und mit Aussicht auf Erfolg bewirtschaften lässt“.

Von unserem Redakteur

Axel Munsteiner

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