Birkenfelder Rat ist anders als Politiker in Hoppstädten-Weiersbach gegen Pläne der VG zur Änderung der Einzugsgebiete
Streit um künftige Einzugsgebiete: Stadt will Schwächung der Birkenfelder Grundschule verhindern
Mit 374 Schülern ist die Grundschule Birkenfeld die mit Abstand größte Bildungsstätte dieser Art in der VG. Wenn ihr Einzugsgebiet aber verkleinert werden sollte, könnte sie langfristig ihre bisherige Vierzügigkeit verlieren, fürchten die Politiker im Stadtrat. Foto: Reiner Drumm
Reiner Drumm

In der Debatte über die Änderung der Grundschulbezirksgrenzen in der Verbandsgemeinde (VG) zeichnet sich immer deutlicher ein Zielkonflikt zwischen den beiden größten Kommunen ab. Der Birkenfelder Stadtrat hat am Dienstagabend deutlich gemacht, dass er für eine Beibehaltung der bisherigen Zuordnungen ist.

Das steht im Gegensatz zur kürzlich verabschiedeten Resolution des Hoppstädten-Weiersbacher Rats. Dieser hat – wie in der NZ bereits berichtet wurde – die VG als Trägerin aller vier Grundschulen im Birkenfelder Land dazu aufgefordert, das Antragsverfahren zur Änderung der Schulbezirksgrenzen umgehend in Angriff zu nehmen. Die Lokalpolitiker aus dem Doppelort hatten zudem ausdrücklich betont, dass an der Grundschule (GS) Hoppstädten künftig auch die Kinder aus Dienstweiler willkommen wären. Diese besuchen bisher die Grundschule in der Kreisstadt.

Die dortigen Kommunalpolitiker haben in ihrer aktuellen Sitzung geschlossen einer Petition an die VG-Verwaltung zugestimmt. Den Text dazu hatten die Vertreter aller drei Fraktionen (CDU, SPD und BFL) gemeinsam erarbeitet. Der Punkt war kurzfristig auf die Tagesordnung genommen worden.

Die Kernaussage des Stadtrats ist, dass aus seiner Sicht „ein Wechsel der Schulbezirke die Grundschule in Birkenfeld schwächt und auch negative Konsequenzen für die weiterführenden Schulen zu erwarten sind“. Deshalb wird die VG-Verwaltung in der Petition dazu aufgefordert, „sich erneuert mit der Thematik auseinanderzusetzen und alle Zahlen, Daten und Fakten zusammenzutragen sowie den VG-Rat objektiv zu informieren“.

Von Gedankenspielen überrascht

„Für uns war es eine große Überraschung, dass es überhaupt Gedankenspiele gibt, die Schulbezirksgrenzen zu verändern“, kritisierte Stadtbürgermeister Miroslaw Kowalski (CDU). Das habe man erst im Nachgang einer VG-Schulträgerausschusssitzung im November erfahren (siehe Kasten).

Die Birkenfelder Lokalpolitiker verweisen in ihrer Petition zunächst darauf, dass die dortige Grundschule, in der aktuell 374 Jungen und Mädchen unterrichtet werden, „all die Jahre eine sehr gute Arbeit geleistet, sich engagiert den Herausforderungen gestellt und passende Konzepte entwickelt hat“. Verwundert zeigt man sich in der Kreisstadt aber darüber, dass einerseits in der VG die Einzügigkeit von Schulen verhindert werden soll, andererseits „aber auf Ebene der Verbandsgemeinde angenommen wird, dass in der Grundschule Birkenfeld dennoch die Vierzügigkeit gewährleistet bleibt“.

Die Stadtratsfraktionen kommen diesbezüglich zu einem anderen Schluss. Sie seien sich einig, dass durch einen möglichen „Wechsel der Bezirke und zurückgehende Schülerzahlen die GS Birkenfeld in absehbarer Zeit nur noch lediglich dreizügig sein wird ... Die Vierzügigkeit ist für die Grundschule Birkenfeld aber in vielerlei Hinsicht wichtig, um bewährte Konzepte weiterhin umzusetzen“, heißt es im Petitionstext.

Kaum Abwanderer ins Saarland

Zudem wird darauf verweisen, dass nach der vierten Klasse mehr als 90 Prozent der Birkenfelder Grundschüler zur hiesigen Realschule oder an das Gymnasium wechseln. Die Absolventen der Birkenfelder GS würden also nur in geringem Umfang an weiterführende Schulen im Umland, etwa ins benachbarte Saarland, abwandern. Würde es aber zu einer Änderung der Grundschulbezirke kommen, „könnte das langfristig auch unmittelbar Einfluss auf die Schülerzahlen im Kreis haben“, so die in der Petition formulierte Befürchtung.

„Wir reden hier immer von Haltestrategien. Man muss dann auch bedenken, dass selbst die kleine Entscheidung über geänderte Grundschulbezirke in der weiteren Folge sehr weitreichende Konsequenzen haben kann“, sagte Holger Noß. Wenn Viertklässler später etwa an weiterführende Schulen wie Türkismühle wechseln und dort Berufspraktika machen, sei es auch wahrscheinlicher, dass sie dort im Saarland bei Firmen ihre Ausbildung beginnen. „Wir müssen aber doch versuchen, dass möglichst viele junge Leute in unserem Kreis bleiben“, erklärte der SPD-Politiker.

Er hatte anstelle von Uta Schmitt für seine Fraktion gesprochen. Deren Vorsitzende ist zwar zugleich Rektorin der GS Birkenfeld, „ich wollte mich heute in meiner Doppelfunktion aber bewusst nicht zu diesem Thema äußern. Zu einem späteren Zeitpunkt bin ich dazu jedoch bereit“, sagte Schmitt im Anschluss an die Sitzung auf NZ-Nachfrage.

Aussage soll Nachbarn beruhigen

BFL-Sprecher Wolfgang Thomas hob in seinem Statement hervor, „dass wir auf keinen Fall zulassen können, dass die Stellung der Schule in Birkenfeld geschwächt wird“. Mit Blick auf die in Hoppstädten-Weiersbach geäußerten Befürchtungen, sagte Thomas, „dass in der Debatte bisher der falsche Eindruck entstanden ist, dass dort durch eine Einzügigkeit die Grundschule in ihrem Fortbestand gefährdet wäre. Das ist aber nicht der Fall.“ Er berief sich dabei auf die Einschätzung von „Fachleuten“, mit denen er Rücksprache gehalten habe.

Im Birkenfelder Petitionstext wird auch die Rolle der dortigen Grundschule als starker Arbeitgeber herausgestellt. „Durch eine Verringerung der Schülerzahl würden hier aber Stellen wegfallen“, so die Stadtpolitiker abschließend.

Kernfrage lautet: Wo werden künftig die Kinder aus Dienstweiler unterrichtet?

Die Verbandsgemeindeverwaltung Birkenfeld hat die Debatte über neue Schulbezirksgrenzen mit Überlegungen angestoßen, die im November publik wurden. Vor allem wegen der Langzeitprognose für die Grundschule (GS) Hoppstädten mit aktuell 96 Schülern wird es im Rathaus als sinnvoll angesehen, die Kinder aus Dienstweiler künftig dieser Bildungsstätte zuzuordnen.

Anderenfalls drohe die GS Hoppstädten wegen sinkender Schülerzahlen ab dem Schuljahr 2026/2027 in die „rote Zone der Einzügigkeit abzurutschen“, wie es VG-Chef Bernhard Alscher im NZ-Gespräch formuliert hatte. Ziel müsse es aber sein, dass alle Grundschulen in der VG mindestens zweizügig – also zwei Klassen pro Jahrgang – bleiben.

Zudem hatten mehrere Eltern aus Dienstweiler – auch in Form von Leserbriefen an unsere Zeitung – bekundet, dass sie ihren Nachwuchs lieber nach Hoppstädten schicken würden. Ein Argument dafür sei die Tatsache, dass die Kleinkinder aus Dienstweiler schon jetzt in der Kita in Neubrücke betreut wird und sie somit bei einer Änderung der GS-Bezirke künftig zusammen mit ihren in der Kita gefundenen Freunden in Hoppstädten ihre Grundschulzeit verbringen könnten. In den VG-Gremien wurde die mögliche Änderung der Einzugsgebiete aber noch nicht behandelt.

Der Schulträgerausschuss hatte im November ursprünglich ins Auge gefasste Beratungen von der Tagesordnung abgesetzt. Begründet wurde das damit, dass es die Verantwortlichen im Rathaus versäumt hätten, „gerade bei diesem sehr sensiblen Thema im Vorfeld Planungsgespräche mit den betreffenden Schulleitungen zu führen“. So hatte es Ausschussmitglied Sigrid Schöpfer, die Rektorin der Birkenfelder Realschule (RS) plus und Fachoberschule (FOS), in ihrem erfolgreichen Vertagungsantrag formuliert. ax

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