Hoppstädten-Weiersbach/Birkenfeld
Stolpersteine in Birkenfeld und Hoppstädten: Schulen setzen sich für Projekt zum Gedenken an NS-Opfer ein

Dieses Foto aus dem Frühjahr 1942 zeigt eine Gruppe von Juden kurz vor ihrer Deportation in Neubrücke. Ida und Rosa Schiffmann stehen hintereinander am linken Bildrand und blicken in die Kamera.

Hoppstädten-Weiersbach/Birkenfeld. In 1100 Orten in Deutschland, darunter auch Idar-Oberstein, und in 19 weiteren europäischen Ländern erinnern die sogenannte Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig an die Opfer der NS-Zeit. Nun machen sich das Gymnasium und die Realschule dafür stark, dass diese Messingtafeln auch in Birkenfeld und Hoppstädten vor den Wohnhäusern von Menschen jüdischen Glaubens, die durch den Holocaust ihr Leben verloren haben, verlegt werden.

Von unserem Redakteur Axel Munsteiner

Am Gymnasium beschäftigen sich Schüler der MSS 11 und 12 mit ihrem Lehrer Hans Georg Heck damit, mehr über die die Biografien jüdischer Gemeindemitglieder in Hoppstädten-Weiersbach und Birkenfeld zu erfahren. In der Realschule befasst sich Lehrer Holger Müller zusammen mit Neuntklässlern mit dem Thema. Neben der Recherche zum Schicksal der einzelnen Personen, bei der das Internet ein wichtiges Hilfsmittel ist, haben die Gymnasiasten in beiden Orten auch bereits Rundgänge mit sachkundigen pensionierten Kollegen gemacht, die ihnen bekannte Stellen jüdischen Lebens in Hoppstädten-Weiersbach und Birkenfeld gezeigt haben.

Kennzeichen des Erinnerungsprojekts ist es, dass die Stolpersteine vor dem letzten selbst gewählten Wohnort eines NS-Opfers ins Trottoir eingelassen werden. „Es sollen keine Stolpersteine verlegt werden, wenn nicht hundertprozentig sicher ist, dass der jüdische Mitbürger auch tatsächlich in dem betreffenden Haus gelebt hat“, betont Hans Georg Heck. Das genau zu bestimmen, ist aber mitunter nicht einfach, ergänzt Müller: „Bei vielen jüdischen Gemeindemitgliedern ist der Wohnort nicht mehr bekannt.“

Er regt deshalb auch an, dass vor der früheren Synagoge in Hoppstädten als Zentrum jüdischen Lebens der ganzen Region ein Stolperstein verlegt werden könnte. Denn Hoppstädten war Sitz des Landesrabbinats für die Provinz Birkenfeld. Alexander Lewin, der letzte Landesrabbiner, wurde 1942 im KZ Auschwitz ermordet.

In Birkenfeld würde sich laut Heck zum Beispiel die Verlegung eines Stolpersteins vor dem Gebäude der heutigen Volksbank anbieten. Dort stand früher das Haus, in dem die Geschwister Ida und Rosa Schiffmann lebten. Beide wurden ebenfalls in der dunklen Zeit des Naziterrors umgebracht. Von beiden existiert noch ein Foto, das sie zusammen mit anderen jüdischen Menschen kurz vor der Deportation am Neubrücker Bahnhof zeigt. Es sind zudem noch Briefe von ihnen überliefert, in denen sie sich beim damaligen Direktor des Birkenfelder Gymnasiums darüber beklagen, dass Schüler ihnen zu der Zeit, als sich die Repressalien gegen die Juden verstärkten, die Scheiben ihres Hauses eingeworfen hätten.

„Wenn man sich mit diesen persönlichen Schicksalen befasst und weiß und sieht, wo diese Menschen früher gewohnt haben, dann spricht das einen auf der emotionalen Ebene viel mehr an, als wenn man sich nur allgemein mit dem Themas Holocaust beschäftigt“, sagt Anna Vogt. Sie gehört wie Joanna Kirchhofer, Sina Köhler und Mareike Döscher zu den Gymnasiastinnen, die in der Stolperstein-Arbeitsgruppe aktiv sind.

Wichtig ist sowohl für Heck als auch Müller der Hinweis, dass sowohl in Hoppstädten-Weiersbach als auch in Birkenfeld zwischenzeitlich Ratsbeschlüsse vorliegen, die der Verlegung der Gedenktafeln durch Demnig grundsätzlich zustimmen. „Sonst hätten wir dieses Projekt auch nicht gemacht“, betont Heck. Demnigs Stolperstein-Konzept ist zwar nicht unumstritten. So bezeichnete es Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, zum Beispiel als „unerträglich“, dass auf den Namen jüdischer Menschen „herumgetreten“ werde.

Heck sieht das aber anders: „Ich finde die Stolpersteine eine gute Sache. Wenn ich einen sehe, bleibe ich stehen, lese und denke dann an diese Menschen.“ Auch sein Realschulkollege Holger Müller betont, dass er das Projekt als sinnvoll ansieht, und dass die beiden Schulen es unterstützen und auch forcieren sollten, dass durch die Stolpersteine an das Schicksal von möglichst vieler jüdischer Menschen in Hoppstädten-Weiersbach und Birkenfeld erinnert wird". Beide Lehrer nennen im NZ-Gespräch das Ziel, das man sich für den Anfang mit Demnig in Verbindung setzt, damit dieser im Frühjahr 2017 drei oder vier Stolpersteine in den beiden Orten verlegt.

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