Die Stiftung Bengel geht mit der Ausstellung „Von der Sprache der Steine“, die am Donnerstag um 18.30 Uhr in der Villa Bengel eröffnet wird, den nächsten Schritt: Gezeigt wird nicht nur eine neue Sammlung mit Werken von Bernd Munsteiner, sondern auch weitere Arbeiten aus dem Material Stein – und ausdrücklich nicht nur aus Edelstein, wie man es angesichts der Reihe „Idar-Oberstein schmückt sich“, in der die Ausstellung läuft, meinen könnte.
Gezeigt werden Skulpturen und Objekte von renommierten und aufstrebenden Künstlern und Künstlerinnen. Wilhelm Lindemann, bekannt für Publikationen wie „Edelstein/Kunst – Renaissance bis heute“, hat die Ausstellung zusammen mit Prof. Theo Smeets, Studiengangsleiter am Campus Idar-Oberstein, kuratiert. Grundlage war der Erwerb von 15 Edelsteinbildern des 2024 verstorbenen Edelsteinkünstlers Bernd Munsteiner aus einem Nachlass, die einen Zeitraum von 44 Jahren zwischen 1973 und 2017 abbilden. Dieser Ankauf, finanziert durch Spenden, soll der Grundstein für eine kommende Sammlung der Jakob-Bengel-Stiftung sein mit einem Schwerpunkt auf künstlerische Inhalte, die hinter der formalen Gestaltung zurücktreten.
So hatte es sich auch Bernd Munsteiner gewünscht, der die Bengel-Stiftung zu Lebzeiten stark unterstützte: Ein Ort, an dem neben den Größen der Steinschneidekunst auch aufstrebende junge Künstler zu finden sein sollen. Neben möglichen weiteren Ankäufen sollen auch die Arbeiten der jeweiligen „Artist in Residence“-Künstler Teil dieser Sammlung werden. Diese erhalten neben freier Kost und Logis für drei Monate auch ein Stipendium von 500 Euro pro Monat, verpflichten sich im Gegenzug dazu, eine in diesem Zeitraum gefertigte Arbeit in Idar-Oberstein zu lassen.
Große Namen in der Villa Bengel
Der Auftakt ist mit der aktuellen Ausstellung „Von der Sprache der Steine“ gemacht: Neben den Arbeiten des großen Visionärs und Schlifftechnikentwicklers Munsteiner sind Gravuren des ebenfalls verstorbenen Dieter Lorenz und dessen Vater Werner zu sehen, der als erster Edelsteingraveur in Deutschland den Schritt in die Moderne gewagt hat. Auch diese Entwicklung ist in der Villa Bengel zu sehen.
Daneben werden außergewöhnliche Arbeiten von Studenten und Absolventen des Edelstein-Campus zu sehen sein, etwa von Verena Zöllner oder Erik Lijzenga. Die „Next Generation“ verkörpern Bernd Munsteiners leider auch schon verstorbener Sohn Tom und Enkel Philipp. Daneben ist es den Kuratoren gelungen, Fotos und Skulpturen der Schweizer Steinkünstlerin Milena Naef für die Ausstellung zu gewinnen.

In der Ausstellung vertreten sind zudem drei Generationen der bekannten Bildhauerfamilie Kubach aus Bad Münster am Stein. Zeitnah zum Erwerb des Nachlasses aus Arbeiten von Bernd Munsteiner erhielt die Jakob-Bengel-Stiftung die Möglichkeit einer Dauerleihgabe eines „Bücherturms“ des Steinbildhauer-Ehepaars Wolfgang Kubach (1936–2007) und Annemarie Kubach-Wilmsen (1937–2021), der nun für einen Zeitraum von zehn Jahren im historischen Garten der Villa Bengel verbleiben wird. Die Arbeiten der beiden Bildhauer sind weltberühmt, eines ihrer Werke, eine Stein-Bibliothek, ist in der Bibliothèque nationale in Paris zu sehen.
Von Livia Kubach (geb. 1966), Meisterschülerin Günther Ueckers, und ihrem Mann Michael Kropp (geb. 1960) sind Skulpturen aus verschiedenen Arten Granit zu sehen, die – Anfassen ist in diesem Fall ausdrücklich erlaubt! – Klänge erzeugen und mit Licht und Schatten spielen. Zudem ist eine abstrakte Arbeit der Schmuckkünstlerin Vitalis Kubach (geb. 1968) zu sehen, die Edelstein und Schmuck in Idar-Oberstein bei Prof. Udo Ackermann studiert hat und auch in ihrer Arbeit gern kombiniert.

Willi Lindemann, ehemaliger Vorsitzender der Jakob-Bengel-Stiftung und Mitinitiator des Ausstellungszyklus „Idar-Oberstein schmückt sich“ und dem „Artist in Residence“- Programm der Jakob Bengel-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Hochschulcampus Edelstein und Schmuck, sieht eine zukünftige „Leuchtturmfunktion“ des Industriedenkmals für die Region. Dabei sollen „ausgewiesene künstlerische Positionen außerhalb des Schmuckkosmos in Idar-Oberstein“ stärker in den Fokus gerückt werden.
„Artist in Residence“-Programm öffnet sich für Bildende Kunst
Bereits in der Vergangenheit hat die Jakob Bengel-Stiftung, die sich als lebendiges Industriemuseum versteht, erste Schritte hin zur Öffnung zur Bildenden Kunst gewagt, zum Beispiel mit der Installations- und Soundkünstlerin Kyoko Taniyama, die am „Artist in Residence“-Programm teilnahm. Im kommenden Jahr soll dieses Programm weiter entwickelt und auch explizit für in der freien bildenden Kunst arbeitenden Künstler/innen geöffnet werden. Dazu sollen unter anderem die Artist-in-Residence-Wohnung renoviert und vergrößert sowie neue Kreativräume und Werkstätten geschaffen werden.
Die Jakob-Bengel-Stiftung hofft weiterhin auf eine rege Spendenbereitschaft, welche die Arbeit der Stiftung erst ermöglichen. So war auch der Ankauf der Arbeiten von Bernd Munsteiner nur durch Spenden ermöglicht worden.
Wer die Bengel-Stiftung und speziell das Anliegen „Sammlung Bengel“ unterstützen möchte: Spenden können auf das Konto mit der IBAN-Nummer DE11 5625 0030 0000 0728 50 eingezahlt werden. Stichwort/Verwendungszweck: Sammlung Bengel