Jeder Arzt, der sich neu im Kreis Birkenfeld ansiedelt, erhält für die Dauer von zehn Jahren jeweils 5000 Euro als Zuschuss. So soll ein Beitrag geleistet werden, den akuten Ärztemangel in vielen Bereichen zu verhindern. Gleichzeitig erfolgte die Bitte an die Kommunen, die Fördersumme um den gleichen Betrag aufzustocken. Antragsstellung, Abwicklung und Auszahlung sollen über die Kreisverwaltung laufen. Nun folgte ein Beschluss in der Sitzung des Stadtrates in der Messe: Die Stadt Idar-Oberstein stockt den Betrag der Kreisverwaltung für eine Niederlassung in der Stadt pro Hausarzt für zehn Jahre um den gleichen Betrag, also 50.000 Euro, auf.
Anschub vielleicht sinnvoller?
Oberbürgermeister Frank Frühauf informierte: „Es gibt Verhandlungen mit dem Landkreis, ob nicht doch eine teilweise Anschubfinanzierung die sinnvollere Lösung ist.“ Jupp Mähringer kommentierte: „Wir gehen den vorgeschlagenen Weg mit, weil wir der Meinung sind, dass jede Möglichkeit genutzt werden sollte, um eine allgemeinmedizinische Versorgung in unserer Stadt für die Zukunft sicherzustellen. Andererseits ist zu bedenken, dass wir uns in absoluter Konkurrenz zu allen Kommunen Deutschlands befinden und im Ausland Ärzte mit besseren Honoraren gelockt werden.“
Wolfgang Röske (CDU) betonte: „Eine gute Sache! Wir legen endlich mal los. Ich sehe das als erste Maßnahme, als ersten Schritt, weitere müssen folgen.“ Einige Ratsmitglieder verwiesen auf einen Vortrag, der im Juli in einer Sitzung des Hauptausschusses gehalten worden und auf großes Interesse gestoßen war: Experte Theo Sander war damals zu Gast. Er ist unter anderem Mitglied der Arbeitsgruppe Medizinrecht im Deutschen Anwaltsverein, Dozent an der Health-Care-Akademie für neue Versorgungsstrukturen im Gesundheitswesen, Dozent der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und Lehrbeauftragter an zwei Universitäten. Sander hatte darauf verwiesen, dass Medizinische Versorgungszentren (MVZ) in kommunaler Trägerschaft immer häufiger gegründet würden.
Er erläuterte die Problematik: Einer steigenden Nachfrage nach ärztlichen Leistungen steht eine abnehmende Ärztezahl gegenüber. Bislang sind hausärztliche Landarztpraxen überwiegend Einzelpraxen. Junge Mediziner scheuen die Niederlassung (vor allem in Einzelpraxen).
Sogeffekt der Großstädte
Der wichtigste Grund: unflexible Arbeitszeiten, ein hohes Wochenarbeitspensum, kein ärztlicher Austausch. Flexible Arbeitszeiten werden wichtiger: Heilberufler erwarten mehr Teilzeit. Die Folge ist ein doppelter Sogeffekt der größeren Städte. Neben einem generell höheren Anteil an Privatpatienten und damit einem potenziell größeren Honorarvolumen bieten häufig diese Ballungsräume die gewünschten Anstellungs- und Teilzeitmodelle. Der ländliche Raum ist im Nachteil. Die Nachfolgesuche bei Praxisaufgaben scheitert. Ein Lösungsansatz, der Optionen offenlässt: kommunale medizinische Versorgungszentren, was perspektivisch auch für Idar-Oberstein infrage käme.