Flutkatastrophe VG-Rat zieht erste Bilanz der Schäden anöffentlichen Gebäuden
Spendentopf wird immer voller: Soforthilfe für Flutopfer
Im Keller der Verbandsgemeindeverwaltung in Herrstein stand das Wasser am Abend des 27. Mai bis zur Decke. Weil sich dort auch die gesamte Technik befindet, mussten die Mitarbeiter tagelang ohne Wasser, Strom, Telefon und Internet auskommen. Foto: Sebastian Schmitt (Archiv)
Sebastian Schmit

Herrstein. Uwe Weber, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Herrstein, geht davon aus, dass die Marke von 400.000 Euro bei den Spenden für die Flutopfer schon bald überschritten wird. Und dass ab August die ersten Auszahlungen vorgenommen werden können. „Wenn aber jemand jetzt Geld als Soforthilfe braucht, werden wir das flexibel handhaben“, kündigte er in der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinderates an. In Abstimmung mit den Ortsbürgermeistern werde man auf Betroffene zugehen.

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„Die Spendenbereitschaft ist riesig“, betonte Weber. Die Spanne reiche von 10 bis zu den 100.000 Euro von der Bürkle-Stiftung. Es gehe jetzt darum, das Geld nicht wahllos, sondern möglichst effizient nach einem „belastbaren System“ zu verteilen, machte Amtsinhaber Matthias Schneider am Samstag bei seiner Nominierung als CDU-Landratskandidat für die Wahl am 26. August mit Blick auf eine dazu jüngst vom Kreisausschuss beschlossene Richtlinie deutlich. Er zeigte sich zugleich stolz über die große Solidarität. Auch für Uwe Weber war es eine „besondere Erfahrung, wie die Menschen in der Not zusammengerückt sind“.

Auch öffentliche Gebäude wurden bei den Starkregen am 27. und 31. Mai stark in Mitleidenschaft gezogen, darunter die IGS Herrstein (wir berichteten). Im Keller der VG-Verwaltung in Herrstein stand das Wasser bis zur Decke. „Es war ein Bild der Verwüstung. Die Feuerwehr griff erst spät ein, weil bei uns eh nichts mehr zu retten war“, berichtete Büroleiter Klaus Görg in der Sitzung des VG-Rats. Nicht nur die Sozialstation und die VG-Werke waren betroffen: Weil dort auch die gesamte Technik untergebracht ist, musste die gesamte Verwaltung tagelang ohne Wasser, Strom, Telefon und Internet auskommen. Einzelne Dienste wie Standesamt und Passstelle wurden deshalb zeitweise nach Rhaunen ausgelagert.

Die Sozialstation war zunächst nur über ein einziges Diensthandy erreichbar. Deren gesamte Buchführung „ist Richtung Nordsee unterwegs“, kurz vorher eingetroffenes Material im Wert von rund 10.000 Euro „komplett futsch“, so Görg. Das Elektro-Bürgerauto, das ebenfalls einen Totalschaden erlitt, sei inzwischen bereits ersetzt worden. Auch die Entschädigung für die rund 20 durch die Flut zum Teil schwer beschädigten Privatautos von Mitgliedern der Feuerwehr laufe bislang reibungslos.

Schwer getroffen hat es auch beide Hallen des Landesleistungszentrums für Kunstturnen in Niederwörresbach, in dem das Wasser 1,40 Meter hoch stand. Die Böden mussten herausgerissen werden. Auch fast alle Matten sind unbrauchbar. Ziel ist es jetzt laut Weber, den Betrieb so schnell wie möglich in anderen Hallen zu gewährleisten. Auch der Boden in der Gemeindehalle Fischbach „muss komplett raus“, während die Sportgeräte verschont geblieben seien, berichtete Bürgermeister Michael Hippeli.

Die VG-Werke Herrstein, deren Sozialraum und Materiallager überflutet waren, beklagen nach Aussage von Leiter Horst Kürschner den Verlust von drei weggetriebenen Fahrzeugen. Der Werkleiter hob hervor, dass es auch dank des Einsatzes der Feuerwache 3 aus Idar-Oberstein in der Verbandsgemeinde Herrstein keine Einschränkungen bei der Trinkwasserversorgung gegeben habe. Man werde sich bei denen, die nach dem Unwetter wegen der Beseitigung der Schäden einen höheren Wasserverbrauch hatten, kulant zeigen, versprach der Werkleiter.

Eine „unglaubliche Solidarität“ hat Kirsten Beetz als Mitarbeiterin bei der Firma Effgen in Herrstein erlebt: Dort packten fast alle Mitarbeiter mit an, um den Schlamm zu beseitigen. Dass die Produktion schon eine Woche später wieder auf vollen Touren lief, lag aber auch daran, dass keine wichtigen Maschinen beschädigt wurden, berichtete die Christdemokratin im Verbandsgemeinderat.

Von Kurt Knaudt

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