Es geht dabei um „Steinschneidekunst der antiken Welt im Original“, die in Idar-Oberstein unter dem Namen „Collection Trois Mages“ gezeigt wird. „Ich bin nur der Leihgeber“, sagt der leidenschaftliche Sammler aus Köln, der am liebsten anonym bleiben würde, bescheiden. Doch das ist bei einer Ausstellung dieser Extraklasse schlicht unmöglich. „Sie ist ein Glücksfall für uns“, unterstreicht Museumsleiterin Anette Fuhr. Denn Kai Scheuermann hat über viele Jahre deutschland- und sogar weltweit eine der bedeutendsten Sammlungen zu diesem Thema zusammengetragen. Seine 100 besten von insgesamt rund 400 Stücken sind nun in der Sonderschau im Edelsteinmuseum zu sehen.
2000 Jahre in Privatbesitz
Eines der Prunkstücke ist ein spektakulärer Ring, der am Hof des römischen Kaisers Augustus gefertigt wurde. Ob er ihn selbst getragen hat, ist nicht bekannt. Er stammt vermutlich von dem bedeutenden Steinschneider Dioskurides, der in Rom eine florierende Werkstatt betrieb und auch im Auftrag des Kaisers tätig war. Dioskurides gehörte zu den Begründern des augusteisch-klassizistischen Gemmenstils.
Die Entstehungszeit des Rings, den der Leihgeber bei einer Auktion erstand, wurde zunächst auf das 18. oder 19. Jahrhundert geschätzt. Erst später stellte sich heraus, dass die Rarität sehr viel älter ist. Wahrscheinlich war er ähnlich wie manch anderes Stück rund 2000 Jahre lang in Privatbesitz.
Ob Ägypten, Babylon, Persien oder Griechenland: Alle Hochkulturen der Antike sind in der Ausstellung vertreten. Ihre Gemmenschneider waren absolute Meister ihre Fachs: „Das ist absolute Weltklasse und heute in dieser Form nicht mehr machbar“, betont Graveurmeister Hans Ulrich Pauly (Idar-Oberstein) beim Anblick einiger Objekte. „Ich bin glücklich, dass so etwas in Idar-Oberstein gezeigt wird.“ Dass es dazu kam, ist eigentlich ein Zufall. Bei einer Auktion in Stuttgart lernte Kai Scheuermann Valentino Chipolla kennen, der dem Kuratorium des Idar-Obersteiner Museums angehört. Sie unterhielten sich so gut, dass Chipolla ihn geradeheraus fragte, ob er sich vorstellen könne, seine Stücke in der Schmuckstadt zu zeigen. Er konnte.
Das Sammeln liegt Kai Scheuermann in den Genen. Schon für seinen Vater war das mehr als nur ein Hobby. Die Liebe zu Gemmen wurde bei dem Sohn durch einen Goldschmied geweckt. Von da an erstand er nach und nach immer mehr antike Stücke. „Man denkt vielleicht, dass man dafür Multimillionär sein müsste. Aber ich hatte oft einfach nur das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein“, unterstreicht der 54-Jährige.
Lange Zeit betrieb er eine Bar in Köln, die Kultstatus genoss. Danach übernahm er ein Auktionshaus für antike Münzen und war schließlich im Kunsthandel tätig. Sein Leben ist von einer selbstbewussten Einstellung geprägt: Schon als Jugendlicher habe er mit Rückendeckung seiner Eltern immer nur das gemacht, was er wirklich wollte – „und das stets mit großer Leidenschaft“. Das ist bis heute so geblieben. „Diese Sammlung ist mein Leben“, schwärmt Kai Scheuermann.
Idealer Ausstellungsort
Größten Wert legt er auf die Herkunft der Kostbarkeiten. „Das muss geklärt sein, bevor ich etwas kaufe.“ So will er das Risiko ausschließen, dass er ungewollt an Raubkunst gerät. Der Sammler sieht sich selbst nur als Liebhaber der antiken Stücke. Bei deren Begutachtung sei er immer auf Fachleute angewiesen. Einige Stücke hat er in Paris gekauft, wo er eine Wohnung besitzt und das für ihn schon lange „ein geliebter Rückzugsort ist“.
Idar-Oberstein und Kai Scheuermann: Das könnte der Anfang einer wunderbaren Freundschaft oder zumindest Partnerschaft sein. Im Edelsteinmuseum hat er sich gleich wohlgefühlt. Der Gewölbekeller ist aus seiner Sicht ideal, um seine Objekte angemessen zu präsentieren. Er, der vorher noch nie in der Schmuckstadt war, hat hier im Mai bereits seinen nächsten Termin: Dann zeigt er auf der Mineralienmesse in der Messe Idar-Oberstein weitere Stücke seiner Sammlung.
- Die Ausstellung „Collection Trois Mages – Steinschneidekunst der antiken Welt im Original“ im Deutschen Edelsteinmuseum ist ab Samstag, 25. März, zu sehen und läuft bis 30. November. Offiziell eröffnet wird sie am Freitag, 26. Mai.