Idar-Oberstein – Open-Air-Veranstaltungen sind eine sehr schöne Sache, wenn das Wetter mitspielt. Kamen am Freitag und Samstag noch recht viele Menschen in die Fußgängerzone in Idar zu den Jazztagen, so lag der Besuch am verkaufsoffenen Sonntagnachmittag weit unter dem Schnitt der vergangenen Jahre. Der Regen hielt halt sehr viele ab, und das war eigentlich schade. Denn am dritten Festivaltag gab es ebenfalls sehr viel hörenswerten Jazz und Blues.
Den absoluten Höhepunkt gab es dabei auf der Schleiferplatz-Bühne.
Mit Dr. Will & The Wizards wurde New Orleans in Idar lebendig. Die vier Münchner vermischen alles, was man mit der aktuellen Musikszene im Süden der USA verbindet. Da ist zum Beispiel der Mardi-Gras-Klassiker (Karneval) „Iko“ ebenso vertreten wie der Blues eines John Lee Hooker „Boom boom“. Aber es gibt auch bei den eigenen Stücken Anleihen bei Dr. John, Tom Waits oder Creedence Clearwater Revival. Eine aufregende und unterhaltsame Mixtur, die Dr. Will (Schlagzeug, Gesang), Doghouse Dom (Bass), Sascha Bibergeil (Gitarre) und Uli Kümpfel (Gitarre, Banjo, Mandoline) in ihren originellen Kostümen dem Regen trotzenden Besuchern boten.
Angereichert wurde das Programm mit bunten und recht lustigen Showeinlagen von Dr.Will, der in seinen großen Hosen auch schon mal vorführte, was man unter „Shake your hip“ versteht. Ein toller Auftritt der Münchner, der eigentlich besser ins Abendprogramm gepasst hätte. Dass es auf den Idar-Obersteiner Jazztagen auch immer wieder neue Jazzklänge zu hören gibt, zeigte der Abschluss auf der Schleiferplatzbühne. Bei Marshall Cooper & The Phonky Deputies war erstmals mit DJ Mahmut The 1 ein Mann an den Turntables im Einsatz. Das war durchaus eine Bereicherung für die gut aufspielende Band, die sich stilistisch sehr vielfältig präsentierte. Neben Funk und Jazz gab es unter anderem auch Pop und Rock zu hören. Sehr gelungen war dabei die jazzige Version des Rammstein-Hits „Engel“. Die Regenvorhersage wurde vom veranstaltenden Kulturamt sehr ernst genommen. Und die wetterfeste Crew um Annette Strohm hatte, wo es ging, Vorsorge getroffen. Die beiden Konzerte des Niels von der Leyen Trio und von Peter Bühr and his Flat Foot Stompers, die auf Bühne in der oberen Fußgängerzone stattfinden sollten, wurden schon einen Abend vorher ins warme Innere des Café Eckstein verlegt. Auch den modernen Jazz des Barbara Barth Quintett, die auf der Maler-Wild-Platz-Bühne spielen sollten, gab es im Trockenen zu hören. Wie im Vorjahr schon erprobt, wurden die Räumlichkeiten der ehemaligen Äskulap-Apotheke als Konzertort genutzt. Sehr schöne Saxofon-(Stephan-Max Wirth) und Gitarrensoli (Jaap Berends) gab es dann noch auf der Maler-Wild-Platz-Bühne vom Stephan-Max Wirth Ensemble bei ihrem Mainstream-Jazz zu hören. Ruhigere Töne spielten o-ton auf der Hofbühne. Alles in allem waren es auch 2013 sehr gelungene Idar-Obersteiner Jazztage, die etliche musikalische Höhepunkte boten und sicherlich mehr Besucher verdient gehabt hätten. Möglicherweise gibt es im kommenden Jahr eine kleine Terminverschiebung um zwei oder drei Wochen. Im Juni ist es dann sicherlich nicht mehr „soooo“ kalt. Aber man sollte die Fußball-WM beachten...
Von unserem Mitarbeiter Erhard Hahn