Hochstetten-Dhaun
Skywalk schwebt wie ein Balkon über dem Nahetal

Sie hält! Die Festgesellschaft beim Richtfest wagte sich weit hinaus und testete die Standfestigkeit der Aussichtsplattform. Aus Kostengründen wurde auf das ursprünglich geplante Panzerglas verzichtet. Foto: Sebastian Schmitt

sebastian schmit

Hochstetten-Dhaun. Er ist in den Felsen des ehemaligen Steinbruchs verankert und ragt 70 Meter über der Wasseroberfläche der Nahe über dem Abgrund: der Skywalk, die futuristisch anmutende Aussichtsplattform, die am Dienstag an den Hochstettener Klippen in St. Johannisberg angebracht wurde. Ab Ende Januar wird das Naheland mit dem Skywalk eine weitere öffentliche und kostenlos zugängliche Attraktion für Besucher haben. Gefertigt wurde die Plattform komplett im Kirner Land.

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Von unserem Mitarbeiter Sebastian Schmitt

Silbern glänzt der Stahl, der zur Aussichtsplattform zusammengefügt wurde. Auf den Betrachter wirkt der „Balkon“ fast wie ein Kunstobjekt. Gebaut wurde das Unikat im Naheland, sein in Kirn-Sulzbach und Meckenbach. Die Metallbaufirmen Pöhlmann und Pauly, die als Spezialisten für Sonderanfertigungen gelten, haben das Monstrum erschaffen.

Ein Gefühl des Schwebens

Rund drei Monate hat es gedauert, bis der Skywalk in Hochstetten-Dhaun fertig war. Eine Konstruktion, die das Gefühl des Schwebens vermittelt und durch die Bauweise hoch über dem Wasser für eine andere Wahrnehmung sorgt.

„Es ist tatsächlich so, als schwebe man über den Baumwipfeln und blickt runter auf das Wasser. Dieses Gefühl kann man nur schwer beschreiben“, versucht Edgar Schorsch, Inhaber des benachbarten Landhauses St. Johannisberg, die Empfindungen wiederzugeben, die ihn ergriffen, als er erstmals auf die Plattform spazierte.

Am Dienstag rückten die Firmen Pöhlmann und Bott mit zwei Autokränen an. Es war eine fahrerische Meisterleistung, den großen Autokran durch St. Johannisberg zu manövrieren. Dann wurde die bereits komplett montierte Aussichtsplattform auf einem Spezialtransporter ebenfalls im Beisein vieler Schaulustiger durch den gesamten Ort transportiert – rückwärts. Ein Rentner kletterte sogar extra auf den gegenüberliegenden Hellberg, um den Skywalk, der am Kranhaken über die Häuser schwebte, zu fotografieren. Die Montage verlief reibungslos. Kein Wunder, denn die Profis des Stahlbauunternehmens Pöhlmann produzieren seit vier Generationen Konstruktionen aus dem stabilen Baustoff. So konnte Firmenchef Christian Pöhlmann am Mittwochabend bedenkenlos die Vertreter der beteiligten Baufirmen und Handwerker sowie die geladenen Gäste aus Politik und Gesellschaft auf die Plattform bitten.

Die rund 30 Gäste um Bürgermeister Werner Müller waren fasziniert vom Ausblick. Es wehte ihnen dabei eine steife Brise um die Nase. Müller ging bei seiner Rede auf die Ideengeber Michael Schorsch und Hans Helmut Döbell ein. Sie hatten an einem Nachmittag auf der Terrasse des Landhauses St. Johannisberg das Projekt im Geiste entwickelt.

Realisierung kein Spaziergang

Er sei ebenso wie Ingo Pauly von der Idee begeistert gewesen: „Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchsetzt und umgesetzt wird“, sagte Müller. Das Projekt sei jedoch kein Spaziergang gewesen: Es galt unter anderem, geologische Gutachten zu erstellen und Zuschüsse der Europäischen Union zu beantragen. „Normalerweise werden solche Projekte zu 40 Prozent mit EU-Geldern bezuschusst. Wir bekamen für das außergewöhnliche Projekt aus Brüssel sogar 60 Prozent“, bilanzierte Müller. Die Baukosten betragen 228 000 Euro, 165 000 Euro kommen von der EU und dem Land, die Restkosten teilen sich die Verbandsgemeinde mit zwei und die Ortsgemeinde mit einem Drittel.

Müller dankte den heimischen Firmen für die gute Zusammenarbeit mit dem Architekten Manfred Kuhn und der Firma Pöhlmann. Besonders erfreulich: Die Arbeiten verliefen reibungslos und ohne Unfall. „So haben wir jetzt drei touristische Highlights, den Skywalk, die Stiftskirche und Schloss Dhaun.“ Alle drei sind durch die Vitaltour Wildgrafenweg, ein Rundwanderweg, miteinander verbunden. „Das Kirner Land kann stolz auf dieses Alleinstellungsmerkmal sein“, so eröffnete Landrat Franz-Josef Diel seine Rede. Die kurze Bauphase sei lobenswert, der Weitblick in die Landschaft eine echte Bereicherung. „Ich hoffe das außer Touristen aus der Ferne auch die Menschen aus dem Kreis Bad Kreuznach den Weg nach Hochstetten-Dhaun finden, um diese lohnenswerte Arbeit zu bestaunen“, sagte der Landrat.

Ortsbürgermeister Hans-Helmut Döbel dankte Werner Müller für den unermüdlichen Einsatz am Projekt, denn dieser habe sich dank seiner vielen Kontakte überall dafür eingesetzt. „Wir müssen nun die Skeptiker des Projektes noch überzeugen“, so der Bürgermeister. Werner Müller hat zur Verkehrsberuhigung eine Halbschranke am Ortseingang angewiesen. Diese erlaubt in Zukunft nur noch Anwohnern die Durchfahrt in den Ortsteil St. Johannisberg.

  • Der Skywalk wird Mitte Januar geöffnet. Im Mai soll es auch noch eine Einweihungsfeier mit Politikern aus Mainz geben.

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