Birkenfelder Rat beschäftigt sich mit Situation im Stadtwald, verabschiedet Forsthaushalt 2023 und erhöht Brennholzpreise
Situation im Birkenfelder Stadtwald: 2022 wurden fast 3000 Festmeter Holz gefällt
Diese umfangreichen Rodungsarbeiten haben im Februar Tausende Autofahrer mitverfolgen können. Am Rand der B 41 im Steinautal wurden damals auf einer Länge von rund 750 Metern in einem Steilhang des Birkenfelder Stadtwalds stehende Bäume gefällt. Foto: Reiner Drumm (Archiv)
Reiner Drumm

Mit jeweils einstimmigen Beschlüssen hat der Birkenfelder Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstagabend den von Revierförster Philipp Conrad vorgestellten Forstetat 2023 und zudem die vom Forstamt vorgeschlagene Erhöhung der Brennholzpreise im nächsten Jahr gebilligt. Auch ein Blick zurück auf die vergangenen Monate, in denen viel mehr Bäume gefällt werden mussten als gedacht, wurde im Gremium geworfen.

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Exakt 5794 Euro beträgt der Überschuss, mit dem das Forstamt 2023 bei der Bewirtschaftung des Birkenfelder Stadtwalds rechnet. 49.882 Euro sollen als einzige Einnahmequelle durch den Holzverkauf erzielt werden. Dem stehen auf der Ausgabenseite insgesamt 44.088 Euro gegenüber. Der größte Posten sind dabei 27.366 Euro für den Einsatz externer Unternehmen, die mit der Holzproduktion, also für Rodungsarbeiten, beauftragt werden. Die Haushaltsplanung sieht vor, dass nächstes Jahr 746 Festmeter Holz im Stadtwald eingeschlagen werden.

Conrad: Holzmarkt ist extrem labil

Ob es in der Realität bei diesem Hiebsatz bleiben wird und ob sich das vom Rat verabschiedete Zahlenwerk nächstes Jahr eins zu eins umsetzen lässt, ist allerdings mehr als ungewiss. „Im Moment sind die Holzpreise hoch. Es ist aber sehr schwierig vorherzusagen, wie die weitere Entwicklung aussehen wird. Der Markt ist extrem labil“, betonte Conrad. So könnten möglicherweise rückläufige Aktivitäten in der Baubranche aufgrund Inflation, Energiekrise und allgemeiner Weltlage künftig negative Folgen für die Holzpreise haben.

Auch der Blick zurück zeigt, wie unsicher zurzeit Prognosen sein können. Als vor einem Jahr der Forstetat 2022 aufgestellt wurde, gingen die Verantwortlichen davon aus, dass ein Überschuss in Höhe von 5846 Euro herauskommt und 2022 rund 550 Festmeter Holz im Stadtwald eingeschlagen werden sollen.

Die Realität sah aber ganz anders aus. „Wir mussten viel mehr Holz ernten, als das im Sinne der Nachhaltigkeit eigentlich zulässig wäre“, konstatierte Conrad. Auch im Birkenfelder Stadtwald hat der Klimawandel, verbunden mit Hitze und Dürre, erneut sichtbare Spuren hinterlassen und der Borkenkäfer viele Bäume, vor allem Fichten, befallen. Weil diese abgeerntet werden mussten, sind große Mengen an sogenanntem Käferholz angefallen.

Hinzu kamen Rodungsarbeiten größeren Ausmaßes an zwei Stellen. Am Hang des Burgbergs mussten aus Sicherheitsgründen Bäume gefällt werden, da diese eine potenzielle Gefahr für darunterliegende Häuser darstellten. Auf einem langen Streifen im Steilhang mussten zudem im Steinautal nahe der B 41 stehende Stadtwaldfichten gefällt werden. Diese Maßnahme, auf die der Landesbetrieb Mobilität ebenfalls aus Sicherheitsgründen gedrungen hatte, war im Februar mit einer halbseitigen Sperrung der B 41 verbunden gewesen.

Die Konsequenz aus all diesen Entwicklungen: Der ursprünglich angedachte Hiebsatz von 550 Festmetern wurde de facto um ein vielfaches übertroffen. „Noch liegt einiges an Holz im Wald. Bis zum Ende des Jahres werden wir etwa bei 3000 Festmeter gefällten Holzes landen“, erklärte Conrad nach der Sitzung im NZ-Gespräch.

Viel größerer Gewinn als gedacht

Auf der Einnahmenseite hat dies für die Stadt einen positiven Effekt. Denn statt des kalkulierten Überschusses von 5846 Euro wird in diesem Jahr ein Gewinn erzielt, der laut Conrad wohl „zwischen 50.000 und 60.000 Euro liegen wird“. Die Kehrseite der Medaille besteht aber wie bereits erwähnt darin, dass solche großen Hiebmengen nicht einem nachhaltigen Wirtschaften im Wald entsprechen. Denn das Forsteinrichtungswerk, also die mittelfristige, für zehn Jahre gültige Planung im Wald, sieht im 150 Hektar großen Birkenfelder Stadtwald nur einen Hiebsatz von 746 Festmetern per anno vor.

Ähnlich wie erst vor wenigen Tagen der Stadtrat Idar-Oberstein ist am Dienstagabend auch das Birkenfelder Lokalparlament dem Vorschlag des Forstamts in Sachen Brennholzpreise gefolgt. Diese wurden wiederum auf Empfehlung von Landesforsten wie folgt festgesetzt: Für Laubhartholz (Buche, Hainbuche, Ahorn, Esche, Eiche, Birke) werden ab dem kommenden Jahr statt wie bisher 55 nun 68 Euro pro Festmeter fällig. Für Weichhölzer (Weide, Linde, Erle) und Nadelhölzer werden 55 Euro aufgerufen, bisher waren es 45 Euro pro Festmeter.

Begründet wird dies damit, dass wegen der Energieverknappung infolge des Ukraine-Kriegs und höherer Preise, etwa für Heizöl und Gas, allgemein und auch im Bereich des Forstamts Birkenfeld eine deutlich größere Nachfrage nach Brennholz erkennbar ist. Um vor diesem Hintergrund eine „Lenkungswirkung für die knappe Ressource Holz zu erzielen“, wird eine Erhöhung der Brennholzpreise als sachgerecht angesehen, argumentiert Landesforsten. Der Birkenfelder Stadtrat lehnte sich mit seinem Beschluss für den Verkauf von Brennholz aus dem kommunalen Forst an die landesweiten Mindestpreise für Brennholz aus dem Staatswald an.

Wichtig ist dabei, dass die Abgabemenge pro Haushalt auf maximal zehn Festmeter begrenzt wird. Dieser Punkt führte im Rat zu einer kurzen Diskussion. So wollte CDU-Fraktionschef Bernd Wenzel wissen, ob eine solche Limitierung nicht möglicherweise dazu führen könnte, dass am Ende vielleicht sogar noch Holz übrig bleibt, dieses also nicht verkauft wird und somit der Stadt potenzielle Einnahmen verloren gehen würden.

300 Bestellungen liegen vor

„Dass wir Holz liegen lassen müssen, ist absolut unwahrscheinlich“, entgegnete Conrad. Vielmehr sei es so, dass es angesichts der großen Nachfrage problematisch sei, den Bedarf überhaupt abzudecken. Allein in seinem Revier Birkenfeld-Leisel würden ihm bisher 300 Brennholzbestellungen vorliegen, sagte der Förster später im Gespräch mit unserer Zeitung. Normal waren in den vergangenen Jahren etwa 180 Bestellungen.

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