Identität ist bestätigt
Siener Wolf ist kein Unbekannter
Jagdpächter Wim van Laarhoven (links) und der neue Großkarnivoren- Beauftragte des Nationalparklandkreises, Nico Reuter
Andrea Brand

Nun ist es auch amtlich: Das Frankfurter Senckenberg-Institut hat nach der DNA-Untersuchung bestätigt, dass Wolf GW 4433 m für den Tod von insgesamt 13 Stück Damwild bei Sien verantwortlich ist. 

Rheinland-Pfalz beheimatet zahlreiche Wildtiere, darunter auch Großkarnivoren wie Wölfe und Luchse. Während diese unter strenger Beobachtung stehen, gibt es klare Richtlinien für den Umgang mit möglichen Angriffen auf Nutz- und Wildtiere. Ein aktueller Fall in der Nahe-Glan-Region und im Kreis Birkenfeld hat die Diskussion um den Umgang mit Wölfen erneut entfacht. Diese Woche wurde durch genetische Untersuchungen eindeutig bestätigt, dass der Wolf GW 4433 m für den Tod von insgesamt 13 Damwild-Tieren verantwortlich ist. Weil Sien nicht in einem der vier Präventionsgebiete in Rheinland-Pfalz liegt, wo ein Weidenschutz Voraussetzung für eine Entschädigung ist, kann der Halter auf eine Ausgleichszahlung des Landes hoffen.

Neben dieser genetischen Bestätigung konnte auch eine Sichtung des Wolfs durch eine Wildkamera in der Nähe von Hoppstädten dokumentiert werden. Die Aufnahmen wurden durch den Großkarnivoren-Beauftragten Nico Reuter gemeinsam mit Jagdpächter Wim Van Laarhoven überprüft und bestätigen die Präsenz des Wolfs in dieser Gegend. Der genaue Standort der Kamera wird aus Sicherheitsgründen nicht preisgegeben, sodass weder das Tier noch die Forschung gefährdet werden. Diese Ergebnisse zeigen, dass GW 4433 m aus der Alpen-/Italienischen-Population kein Unbekannter ist und sich schon länger durch die Region bewegt, was erneut die Bedeutung des Wildtiermanagements unterstreicht.

So geht man angesichts eines möglichen Wolfsrisses vor

„Die richtige Vorgehensweise nach einem Wild- oder Weidetier-Riss ist entscheidend, um eine eindeutige Identifikation des Verursachers zu ermöglichen und gegebenenfalls Entschädigungsansprüche zu sichern“, heißt es seitens des Koordinationszentrum für Luchs und Wolf (Kluwo). Sollte ein gerissenes Tier gefunden werden, ist es wichtig, es nicht zu bewegen oder zu berühren, um mögliche DNA-Spuren zu erhalten. Um eine sichere Dokumentation zu gewährleisten, muss zuerst das Kluwo informiert werden. Nur wenn die genetische Untersuchung durchgeführt und ein Wolf oder Luchs als Verursacher nachgewiesen wird, besteht für den betroffenen Tierhalter Anspruch auf eine Entschädigung.

Bei Wildtieren ist es zudem ratsam, zunächst den Jagdpächter zu benachrichtigen oder, falls dieser nicht bekannt ist, die Polizei einzuschalten. Eine schnelle Meldung ist essenziell für die korrekte Dokumentation und Nachverfolgung, sagt der neue Großkarnivoren-Beauftragte des Nationalparklandkreises, Nico Reuter. Zusätzlich sollten Fotos vom Fundort gemacht werden, da Bilder der Umgebung und des Tieres wertvolle Hinweise liefern können. Eigenständige Probenentnahmen sind nicht erlaubt, da diese die Untersuchungen verfälschen könnten. Erst nach der offiziellen Analyse kann entschieden werden, ob eine Entschädigung erfolgt.

Freilaufender Hund hat ein Reh bei Kappeln gerissen

Neben der Überwachung von Wölfen und Luchsen gibt es weitere Bedrohungen für Wildtiere. Auch bei Kappeln wurde kürzlich ein Reh gerissen, jedoch nicht von einem Wolf, sondern von einem freilaufenden Hund. Dieser Vorfall unterstreicht die Bedeutung einer verantwortungsvollen Hundehaltung. Rheinland-Pfalz hat keine allgemeine Leinenpflicht, jedoch können Städte und Kommunen eigene Regelungen treffen. Besonders während der Brut- und Setzzeit, die in Deutschland von April bis Juli dauert, sind Wildtiere besonders gefährdet. Hundehalter sollten deshalb dringend darauf achten, ihre Tiere anzuleinen, um unnötige Verluste in der Wildpopulation zu vermeiden. Freilaufende Hunde stellen nicht nur eine Gefahr für Wildtiere, sondern auch für Nutztiere dar. Daher ist besondere Vorsicht geboten, um Zwischenfälle wie in Kappeln zu vermeiden.

Dieses Foto hat eine Wildkamera bei Sien aufgenommen. Es handelt sich wahrscheinlich um den Wolf GW 4433 m.
Wim Van Laarhoven. Andrea Brand

Eine Schlüsselrolle im Wildtiermanagement spielt Nico Reuter, Großkarnivoren-Beauftragter in unserer Region. Als speziell geschulter Experte ist er für die Erfassung und Analyse etwa der Wolfsvorkommen verantwortlich. Seine Arbeit umfasst unter anderem die Dokumentation von Sichtungen, die Beratung von Landwirten und Jägern sowie die Entnahme von genetischen Proben bei gerissenen Wild- und Weidetieren. Die von ihm gesammelten Proben werden an das renommierte Senckenberg-Institut in Frankfurt geschickt, wo sie wissenschaftlich analysiert werden. Diese Untersuchungen sind essenziell für die eindeutige Identifikation des Verursachers und spielen eine wichtige Rolle in der objektiven Bewertung von Wolfs- und Luchsvorkommen in der Region.

Forschungsanstalt unterstützt bei Schutzstrategien für Weide- und Wildtiere

Zusätzlich unterstützt Reuter die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz (FAWF) in Trippstadt bei der Erhebung von Daten und der Entwicklung von Schutzstrategien für Weide- und Wildtiere. Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Behörden und Landwirten soll einen ausgewogenen Umgang mit Großkarnivoren ermöglichen. Denn während Wölfe natürliche Bestandteile eines funktionierenden Ökosystems sind, müssen ihre Populationen genau beobachtet werden, um Konflikte mit menschlichen Aktivitäten zu minimieren.

Gerade in Regionen mit hoher Weidetierhaltung braucht es klare Schutzmaßnahmen, um Schäden an Nutztieren zu vermeiden und zugleich die Ausbreitung des Wolfs sachlich zu bewerten. „Das Wildtiermanagement in Rheinland-Pfalz erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Behörden, Wissenschaftlern und der Bevölkerung“, sagt Reuter. Experten wie er sorgen durch ihre sorgfältige Arbeit für eine fundierte und transparente Analyse der Bestände. Gleichzeitig liegt es an den Tierhaltern, sich an die empfohlenen Schutzmaßnahmen zu halten. Nur durch eine verantwortungsbewusste Vorgehensweise kann ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtier sichergestellt werden.

Die Großkarnivoren-Hotline für Rheinland-Pfalz ist unter Tel. 06306-911199 oder alternativ 06131-884268199 erreichbar.

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